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Prädikat Familienfreundlich 2007

Am 08. September wurde das Prädikat Familienfreundlich 2007 verliehen. Die Jury "Prädikat Familienfreundlich" hatte am 21. August 2007 getagt und aus insgesamt 16 Vorschlägen die folgenden vier Preisträger ausgewählt:

  1. Aachener Kindern den Tisch decken

    Das Projekt "Aachener Kindern den Tisch decken" bekommt das "Prädikat Familienfreundlich" für seine unkomplizierte und wirkungsvolle Unterstützung von Kindern.

    Durch vielfältige Berichterstattungen wurde das öffentliche Augenmerk auf Kinder gerichtet, deren Eltern das Geld für das Mittagessen in Kindertagesstätten oder Schulen ganz oder teilweise nicht mehr bezahlen können. Dieses Defizit veranlasste die Aachener Zeitung im März 2006, anlässlich ihres 60. Geburtstages das Projekt "Aachener Kindern den Tisch decken" ins Leben zu rufen. Es hat sich zum Ziel gesetzt, langfristig und nachhaltig dafür zu sorgen, dass jedes Kind am Mittagessen seiner Einrichtung teilnehmen kann, auch wenn die Eltern dafür kein Geld geben können. Die erforderlichen Geldmittel werden durch Spendenaufrufe in der Aachener Zeitung gewonnen.

    Den Organisatoren ist klar, dass sie die Ursachen der materiellen Armut der Eltern nicht beheben können, wohl aber diese Auswirkung. Die maßgeblichen Betreiber des Projektes heißen Hans-Peter Leisten und Jörg Meier.

    Wenn eine Einrichtung Kontakt zu ihnen aufnimmt, finden zunächst Gespräche statt, in denen die Problemlage genau erörtert wird. Die Organisatoren haben zwischenzeitlich einen sehr guten Überblick sowohl über die Preise für Essen in Kindertagesstätten und Schulen als auch über die Art und Weise, wie Unterstützungen organisiert werden können. Dieses Wissen geben sie bei den Erstgesprächen weiter, u.a. auch deshalb, um möglicherweise zu hohe Essenskosten hinterfragen zu können oder alternative Wege zur Versorgung der Kinder aufzuzeigen.

    "Aachener Kindern den Tisch decken" versteht sich nicht als Ausfallbürge für die Elternverpflichtung, ihre Kinder zu ernähren und auch nicht als dauerhafter Vollfinanzierer für Kinderessen. Deshalb finden in den jeweiligen Einrichtungen zunächst Elternabende statt, in denen das Problem offen besprochen wird. Allein hierdurch ist es immer wieder vorgekommen, dass Eltern sich bereit erklärten, auf eigene Kosten regelmäßig Obst für die Kindertagesstätte zu besorgen oder durch Gespräche mit umliegenden Bäckereien Brot vom Vortag für die Einrichtung zu bekommen und dadurch die Verpflegungskosten zu senken. Nach einer eingehenden Prüfung benennt die Leitung die Kinder, deren Eltern das Geld nicht oder nicht vollständig bezahlen können. Der Verein bezuschusst die Essenskosten der Kinder zu einem individuell verabredeten Anteil, z.B. 50 % oder eben auch 100 %, wenn es nicht anders geht, zunächst für ein halbes Jahr. Danach wird erneut überprüft, ob die Eltern zwischenzeitlich in der Lage sind, den Eigenanteil selber zu bezahlen. Auf diese Art und Weise fordert der Verein gemeinsam mit den Einrichtungen die Elternverantwortung für ihre Kinder ein und unterstützt sie dabei.

    Für die Karnevalssession 2007/2008 konnte Karnevalsprinz Frank Prömpeler gewonnen werden, Aktionen zugunsten des Projekts "Aachener Kindern den Tisch decken" durchzuführen. Zurzeit besteht Kontakt zu 20 Kindertagesstätten und Schulen.

  2. Schüler helfen Schülern

    "
    Schüler helfen Schülern" ist ein Kooperationsprojekt des Bischöflischen Pius-Gymnasiums und der Katholischen Grundschule Passstraße. Es erhält das "Prädikat Familienfreundlich", weil sich hier Gymnasiasten in vorbildlicher Weise ehrenamtlich für den Bildungserfolg von Grundschülern engagieren.

    Die Katholische Grundschule Passstraße geht zur Förderung ihrer Schüler und Schülerinnen neue Wege. Sie hat erkannt, dass viele Schüler mehr persönliche Zuwendung und individuelle Unterstützung für eine erfolgreiche Schullaufbahn brauchen als von den Lehrkräften gegeben werden kann. So entstand die Idee, ob nicht Gymnasiasten zur Hausaufgabenhilfe der Grundschüler gewonnen werden könnten.

    Maria Keller, die Leiterin der Grundschule Passstraße, nahm hierzu Kontakt zum Pius-Gymnasium auf, das die Idee begeistert aufgriff. Am 31. Januar 2006 fand dann ein erster Informationsabend für interessierte Pius-Schüler und deren Eltern statt. Das Projekt stieß auf großen Zuspruch und gab sich den Namen "Schüler helfen Schülern". Es konnte bereits am 20. Februar 2006 in den Räumen der Grundschule Passstraße starten. Im 1. Halbjahr des Schuljahres 2007/2008 nehmen 30 Pius-Schüler , d. h. 6 pro Tag, an dem Projekt teil. Sie helfen den Grundschülern bei der Anfertigung der Hausaufgaben und achten dabei insbesondere auf die Ordnung in den Heften und Büchern, üben mit ihnen lesen oder rechnen, oder geben ihnen auch schon mal eine kreative Aufgabe zu lösen. Förderpläne, die von den Lehrkräften der Passstraße für die Schüler erstellt wurden, können jetzt eher umgesetzt werden, indem die Pius-Schüler z.. B. besondere Lernspiele oder etwa Experimente für Begabte anbieten. Auch bei Spiel und Sport führen nun Doppel- und Mehrfachbesetzungen zu kleineren Gruppen, was eine intensivere Beschäftigung mit jedem einzelnen Schüler ermöglicht.

    Die Pius-Schüler sind zuverlässig und engagiert. Sie gehen bei der Betreuung der Grundschüler selbst durch keine ,leichte Schule" und müssen lernen, mit den Persönlichkeiten der Kinder fertig zu werden. Diese Betreuung stärkt aber nicht nur das Selbstwertgefühl der Grundschüler, sondern auch das Selbstbewusstsein der Pius-Schüler, denn sie übernehmen ein hohes Maß an Verantwortung. Bei ihrem Tun sind sie freilich nie sich selbst überlassen; mindestens je zwei Lehrkräfte bzw. Erzieherinnen stehen ihnen zur Seite.

    Die Pius-Schüler erhalten für ihr Engagement eine kleine Aufwandsentschädigung in Höhe von 4,.-€ pro Nachmittag und bekommen die Busfahrt zur Grundschule bezahlt. Dreh- und Angelpunkt, quasi das Herz des Projektes, ist Alfred Wick vom Pius Gymnasium, der sich unermüdlich dafür einsetzt."Schüler helfen Schülern" wird unterstützt von: Spedition Hammers, Nobis Printen, Firma Ulrich Bresser, Bürgerstiftung Lebensraum Aachen, Kinderhilfsfonds Pro Idee, Lions Club Aachen, Lions Club Kaiserpfalz, sowie vielen Privatpersonen.

  3. Renate Eschenbach-Thomas

    Renate Eschenbach-Thomas erhält das „Prädikat Familienfreundlich“ für ihr Projekt „KiWi - Kinder und Wissenschaft“

    Frau Eschenbach-Thomas ist seit 1991 als Diplom-Bibliothekarin in der Informatik-Bibliothek der RWTH Aachen beschäftigt und hat zwei erwachsene Kinder. Nachdem 2006 eine studentische Mutter eine Bibliotheksführung absagen wollte, da sie keinen Babysitter für ihre Tochter finden konnte, bemühte Frau Eschenbach-Thomas sich erfolgreich um einen Studenten, der ehrenamtlich in dieser Zeit auf das Kind aufpasste. Sie wollte nicht hinnehmen, dass aus diesem Grund eine der wenigen Frauen mit Kind, die ein ingenieurwissenschaftliches Studium absolvieren, benachteiligt sein sollte. In der Folge hat sie in einem geeigneten Raum ihrer Bibliothek eine Spielecke für Kinder eingerichtet und einen alten Computertisch zu einem Wickeltisch umfunktioniert. Die Ausstattungsgegenstände und das Spielzeug dafür hat sie auf Familienflohmärkten, z. B. während ihres letzten Urlaubs in Plön, oder bei ebay ersteigert und aus eigener Tasche bezahlt. Der Raum steht nun vorrangig für Studierende mit Kind zur Verfügung.

    Auf den Informationsseiten der Informatik-Bibliothek beschreibt sie ihr neues Angebot so:
    "KiWi - Kinder und Wissenschaft bei uns ist das möglich. Studierende mit Kindern können jetzt unbeschwert die Bibliothek nutzen: Für sie steht in einem Lernraum eine Spielecke mit Wickelplatz zur Verfügung! Wo? - Raum 4002".

    Neuerdings hat sie in der Bibliothek einen Bücherflohmarkt eingerichtet. Die Erlöse aus diesen Verkäufen verwendet sie für die Bereitstellung von Getränken und Gummibärchen für die Studierenden. Im letzten Jahr konnte sie sich auch noch erfolgreich dafür einsetzen, dass im Rahmen anstehender Sanierungs- und Umbauarbeiten eine bis dahin unbenutzbare, zwischen zwei Gebäudeteilen liegende kleine Grünfläche zugänglich gemacht und zu einem Lesegarten hergerichtet wurde.

    Beeindruckend ist, dass Frau Eschenbach-Thomas von sich aus, also ohne dass sie dafür von ihrem Arbeitgeber einen Auftrag erhalten hat, die möglichen Spielräume zur kinder- und familienfreundlichen Gestaltung ihres Arbeitsplatzes sowie der Innen- und Außenräume für die Bibliotheksbesucher so kreativ genutzt und bedarfsorientiert hergerichtet hat. Das könnten viele andere Menschen an ihren Arbeitsplätzen ebenfalls machen.

  4. useyourmind© GmbH

    Die Firma useyourmind© GmbH bekommt das "Prädikat Familienfreundlich" der Stadt Aachen, weil sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in vielfältiger Weise fördert.

    Die Firma useyourmind© GmbH ist ein junges Unternehmen, das als Berater und Vermittler im Bereich der (Weiter-)Bildung tätig ist. Die Kunden sind Privatpersonen, kleine und mittlere Unternehmen, Businesskunden - kurzum jeder, der nach Weiterbildung sucht und dabei Beratung, Unterstützung und Begleitung wünscht, um sich auf dem unübersichtlichen Markt der zahllosen Anbieter orientieren zu können und das für ihn passende Angebot zu finden.

    Die Firma ist ganz bewusst an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Kindern interessiert. Das Unternehmerpaar Marcus und Heike Lube hat selbst drei Kinder und lebt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf praktisch vor. Die Firma sitzt mit einer Zentrale im Schloss Rahe, nur wenige Fußminuten vom Zuhause der Familie entfernt, wo Herr und Frau Lube im Homeoffice arbeiten können. Dieses Privileg genießen im übrigen nicht nur die beiden Chefs - die Kombination von Arbeit vor Ort und Arbeit von zuhause aus ist auch für die Mitarbeiter problemlos organisierbar. Die Arbeitszeiten können flexibel abgestimmt werden auf Bring- und Holzeiten der Kinder. In Absprache mit dem Team können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre vertraglich vereinbarten Arbeitsstunden unter Berücksichtigung ihrer familiären Belange individuell auf die Arbeitswoche verteilen. Die Ferienzeiten im Unternehmen passen sich dem Betreuungsbedarf bzw. den Betreuungsmöglichkeiten der Eltern an. Ein Termin in der Schule? Ein kränkelndes Kind? Das ist hier kein Problem und erfordert keine langen Erklärungen. Und wenn es nötig und nicht anders zu regeln ist, dann ist auch mal einer der "Zwerge" bei einem Meeting dabei. Und was wirklich ganz besonders lobenswert und unglaublich hilfreich ist: Darüber hinaus gibt es eine Mitarbeiterin im Hause, die ab Mittag auch bei der täglichen "Fahrerei" hilft, Kinder von der Schule holt und nachmittägliche Fahrdienste zum Sport, zur Musik etc übernimmt - während die Eltern mit dem ruhigen Gefühl weiter arbeiten können, dass für alles gesorgt ist.

    Dies findet übrigens alles in einem sehr freundlichen Ambiente statt, außen umgeben von viel Natur und innen von bunten Bilderrahmen mit Kinderfotos, Geburtsanzeigen und Grüßen. Hier sind Familie und Beruf vereinbar! Diese Flexibilität im Team, die von der Unternehmensleitung sehr bewusst so unterstützt wird, gilt natürlich nicht nur den Mitarbeitern mit Kindern. Alle - auch die kinderlosen Kolleginnen und Kollegen - können in eine Situation geraten, in der ihr Partner oder andere Angehörige eine besondere Betreuung oder Pflege benötigen. Auch hier ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie von größter Bedeutung - auch wenn derzeit zum Glück niemand diese Unterstützung benötigt.

    Hinter all dem steckt eine sehr wichtige Überzeugung: Das Unternehmen gewinnt ganz besonders durch die Mitarbeit von "Familienmenschen". Mütter (vor allem die) sind Organisationstalente. Sie können sich gut auf ihr Gegenüber einstellen, Konflikte lösen, flexibel sein, sind perfekte Zeitmanager - das sind im Unternehmen Schlüsselqualifikationen. Andere Unternehmen suchen nach passenden Fortbildungen, die genau solche sozialen Kompetenzen bei ihren Mitarbeitern ausprägen sollen - hier geht man den ganz "natürlichen" Weg und sieht die erwerbsfreie Phase der Elternzeit nicht als Bruch, der geringer qualifiziert, sondern als Entwicklungszeit.

    Mitglieder der Jury "Prädikat Familienfreundlich 2007"

    Die Erwachsenen
    Thomas Urban, Handwerkskammer Aachen
    Ulf Schmidt, Einzelhandelsverband Aachen-Düren e.V.
    Dr. Gunter Schaible, IHK Aachen
    Gabriele Niemann-Kremer, Arbeiterwohlfahrt Aachen-Stadt e.V.
    Lars Lübben, Bündnis 90/Die Grünen
    Sigrid Moselage, FDP
    Waltraud Hostettler, SPD
    Ruth Wilms, CDU
    Roswitha Damen, Gleichstellungsbeauftragte
    Martin Künzer, Bündnis für Familie
    Wolfgang Rombey, Stadtdirektor
    Gerd Dupont, Leiter des Bürgerbüros
    Karin Bernhardt, Deutscher Gewerkschaftsbund - Region NRW Süd-West

    Die Jugendlichen
    Theresa Toussaint, Eurojugend
    Franca Simon, Eurojugend
    Felix Tölke, Eurojugend

    Die Kinder
    Gizem Özdek, Grundschule Gerlachstraße
    Carlotta Schlepper, Grundschule Gerlachstraße
    Kathrin Vollmer, Grundschule Gerlachstraße

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