Stolpersteine
Seit dem Jahr 2008 erinnern sogenannte "Stolpersteine" an Bürgerinnen und Bürger der Stadt Aachen, die im Dritten Reich deportiert und ermordet oder zur Flucht aus Deutschland gezwungen waren. Die Stolpersteine sind kleine Messingquader, in die jeweils der Name, die Lebensdaten und das Schicksal eines Aacheners oder einer Aachenerin eingraviert sind, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Die Steine werden stets vor dem letzten - frei gewählten - Wohnhaus in den Bürgersteig eingelassen. Sie sind Teil einer inzwischen über die Bundesrepublik hinausgehenden Aktion Stolpersteine, in dessen Rahmen der Künstler Gunter Demnig seit 2003 an über 300 Orten Erinnerungssteine verlegt hat.
Die Stolpersteine werden auf Beschluss des Rates der Stadt Aachen verlegt. Schülerinnen und Schüler Aachener Schulen haben dies intensiv begleitet: Sie haben die Lebensgeschichten hinter den Stolpersteinen recherchiert, Kontakt zu überlebenden Angehörigen oder Nachkommen aufgenommen und nicht zuletzt die Kosten von 95 Euro je Stein im Zuge ihrer "Friedensläufe" aufgebracht.
Sieben Stolpersteine erinnern an die Ermordeten der Familie Levy. Hermann Levy, der 1938 nach Brüssel geflohen war, fand den Tod im März 1943 im Lager Sobibor, nachdem er zunächst als Deutscher in belgisch und dann in französische Gefangenschaft gekommen war und nach der deutschen Invasion als Jude von den Deutschen deportiert wurde. Der an ihn erinnernde Stolperstein wurde Anfang 2008 vor dem Haus Lothringer Straße 107 gelegt, im Beisein des überlebenden Familienmitglieds Rolf Levy, der heute wieder in Aachen wohnt. An Heinrich, Ruth und Selma Levy erinnern Stolpersteine vor dem Haus Heinrichsallee 59. Alle drei wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort getötet. In der Friedensstraße 8 lebten die Brüder Emil, Bernhard (Benno) und Albert Levy. Benno Levy wurde in der Internierung auf offener Straße in Haaren erschlagen, während Albert nach Auschwitz deportiert und dort ermordert wurde. Einzig Emil gelang zunächst die Flucht nach Mexiko; dort kam jedoch auch er bald ums Leben.
Wie Hermann Levy starb auch Anna Amberg im Lager Sobibor, wohin sie 1942 deportiert worden war. In Aachen lebte sie im Haus Salierallee 7, das ihr bis zur Enteignung durch die Nazis auch gehörte. Bei der Verlegung ihres Stolpersteines im Juni 2009 waren auch zahlreiche Enkel und Urenkel Anna Ambergs anwesend. Für einige von ihnen ein durchaus schwerer Schritt - hatten Sie doch eigentlich nie nach Deutschland reisen wollen.
Unter den bislang 23 Opfern des Dritten Reiches, die auf diese Weise vor dem Vergessen bewahrt werden sollen, finden sich auch Edith, Margot und Anne Frank, bekannt durch das von Anne geschriebene und nach ihrem Tod veröffentlichte Tagebuch. Zeitweilig wohnten die drei am Aachener Pastorplatz, was seit 2009 drei Stolpersteine vor Haus Nr. 1 bekunden.
Netta Heumann, Hilde Borkowski, Ingeborg Lisette und Simon Borkowski lebten in der Freunder Landstraße 60. Simon Borkowski wurde 1941 nach Litzmannstadt (heute: Lodz) deportiert. Bei Ende des Krieges wurde er für tot erklärt. Hilde Borkowski, Ingeborg Lisette und Netta Heumann wurden wie Hermann Levy und Anna Amberg nach Sobibor verschleppt und dort 1942 ermordet.
Die fünfjährige Elly Ortmanns kam wegen eines spastischen Leidens in eine medizinische Einrichtung. Kaum zwei Wochen später fiel sie der Nazi-Euthanasie in der berüchtigen "Heilanstalt" Kalmenhof zum Opfer. Der erste im Januar 2008 in Aachen installierte Stolperstein vor dem Haus Moltkestraße 15 erinnert an sie.
Fredy Hirsch lebte in der Richardstraße 7, von wo er 1935 in die Tschechoslowakei flüchtete. 1941 in Theresienstadt interniert und im September 1943 nach Auschwitz deportiert, wurde er dort 1944 im Alter von 28 Jahren ermordet.
An der Triebelstraße 2 wohnte Lili Frankenstein. Sie fand 53jährig den Tod im Vernichtungslager Izbica, wohin sie 1942 deportiert worden war.
Wohnhaft in der Trierer Straße 723, wurden Josef und Tina Mathes wie Anna Amberg am 15. Juni 1942 nach Sobibor deportiert. Ihr Todesdatum ist nicht bekannt, bei Kriegsende wurden sie für tot erklärt. Auch Erich Mathes' genaue Todesumstände sind unklar. Bei der der Verlegung der Stolpersteine 2009 im Rahmen einer Erinnerungsfeier in Brand war auch die Enkelin von Josef und Tina Mathes anwesend, die dafür eigens aus New York anreist war. Im gleichen Haus wie die Familie Mathes lebten auch Else und Ernst Elkan. Beide wurden nach Auschwitz deportiert, wo Else Erkan 1942 ums Leben kam; Ernst Elkan wurde 1945 für tot erklärt.
Im Herbst 2012 wird ein neuer Stolperstein verlegt. Und zwar vor dem letzten bekannten und selbst gewählten Wohnsitz von Karl und Trude Lenneberg in der Mozartstrasse 21. Karl Lenneberg war Sub-Direktor der Victoria-Versicherung in Aachen und wanderte 1934 mit seiner Familie nach Brüssel aus. Am 19. Mai 1944 wurden Karl und Trude Lenneberg über ein Sammellager in Malines/Mechelen nach Auschwitz-Birkenau transportiert. Karl Lenneberg verstarb nach einer Zwischenstation im KZ Buchenwald mit unbekanntem Datum im KZ Bergen-Belsen. Von Trude Lenneberg sind weder das Todesdatum noch der Todesort bekannt.
Seit 2008 erinnern die "Stolpersteine" in Aachen an Bürgerinnen und Bürger der Stadt, die im Dritten Reich deportiert und ermordet oder zur Flucht aus Deutschland gezwungen waren. Die Stolpersteine sind Messingquader, in die jeweils der Name, die Lebensdaten und das Schicksal eines Aacheners oder einer Aachenerin eingraviert sind, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Die Steine werden stets vor dem letzten - frei gewählten – Wohnhaus in den Bürgersteig eingelassen. Sie sind Teil der inzwischen weit über Deutschland hinausgehenden Aktion „Stolpersteine“, in deren Rahmen Gunther Demnig seit 2003 an über 300 Orten Erinnerungssteine verlegt hat.
Bei der Volkszählung im Jahre 1933 waren in Aachen 1300 Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens gezählt worden. Nachdem die jüdische Gemeinde noch 1990 nur noch 300 Mitglieder zählte, hat sie sich danach rasch vergrößert und zählte zehn Jahre später wieder 1400.