Wertvolle Blühstreifen bringen Farbe und Artenvielfalt in die städtischen Grünflächen
Einige Wochen wird es noch dauern, aber dann wird sich die Erdfläche zu einer üppigen Blühfläche entwickeln. Noch sehen Betrachter*innen davon kaum etwas, auch wenn die gerade umgegrabene Erde darauf hindeutet, dass sich an der Grünfläche in der Rombachstraße etwas verändert.
Am Morgen hat die Mähkolone des Aachener Stadtbetriebs eine abgesteckte Fläche von rund 500 Quadratmetern bearbeitet, auf der eine weitere große Blühfläche entstehen wird. „Um Blühflächen anzulegen, sind verschiedene vorbereitende Arbeitsschritte notwendig“, sagt Leonard Beissel, Leiter der Arbeitsvorbereitung Stadtgrün und Stadtbezirke des Aachener Stadtbetriebs: „Erst wird gefräst und dann bei dem sogenannten Feinplanum die Oberfläche bearbeitet, bei der beispielsweise größere Steine entfernt werden, um eine besonders glatte und ebenmäßige Fläche zu erhalten. Anschließend wird eingesät und gewalzt.“
Für die vielen Standorte der Blühflächen werden immer wieder neue Saatgutmischungen ausgewählt, um eine möglichst hohe Diversität an Pflanzen und Lebensraum für Kleintiere zu ermöglichen. Blühflächen bieten Insekten und Kleinlebewesen Schutz und Nahrung, verbessern das Stadtklima und tragen durch weniger Maschineneinsatz, als bei der herkömmlichen Gebrauchsrasenpflege, erheblich zum Klimaschutz bei.
Die verwendete Saatgutmischung an der Rombachstraße heißt „La Fleur Tenor“ und enthält unter anderem Kornrade (lila Blüte/Nelkengewächs), Mädchenauge (gelbe Blüte/Korbblütler), Schleierkraut (weiße Blüte/Nelkengewächs), Stauden-Lain (blaue Blüte/Leingewächs), Alpen-Vergissmeinnicht (blaue Blüte/Raublattgewächs) und hat eine durchschnittliche Wuchshöhe von 70 Zentimetern. „Wichtig bei der Anlage ist die Auswahl des Saatgutes passend zum Standort und das richtige Ausbringen“, erklärt Leonard Beissel. Denn: „Mehr Saatgut bringt nicht mehr, die Pflanzen brauchen Platz, um sich zu entwickeln. Außerdem achten wir unter anderem darauf, nicht in Wurzelbereichen von Bäumen zu fräsen, damit diese nicht beschädigt werden.“ Auch die Boden- und Lichtverhältnisse spielen eine große Rolle für eine gute Entwicklung der Fläche. Ebenso muss die Verkehrssicherheit weiter gewährleistet werden, damit keine Sichtbehinderung der Verkehrsteilnehmer*innen entsteht.
Fachgerechte Pflege notwendig
Bleibt der Regen aus, werden die Flächen regelmäßig durch die Grünpflegekolonnen des Aachener Stadtbetriebs gegossen. Vier bis sechs Wochen nach der Einsaat entwickeln sich die ersten Pflanzen. Bis zum Herbst verändert sich der Blühstreifen dann stetig, die verschiedenen Pflanzenarten blühen zu unterschiedlichen Zeiten, sodass sich stets ein anderes Bild ergibt. Um die Fläche nachhaltig auch für weitere Jahre zu erhalten, ist eine fachgerechte Pflege unabdingbar. „Wir lassen beispielsweise nach einer Mahd das Schnittgut für eine bestimmte Zeit auf der Fläche liegen“, erklärt Leonard Beissel. „Dadurch können vertrocknete Blütenköpfe die enthaltenen Samen abwerfen und diese keimen im Frühjahr wieder neu. Dadurch erhalten wir unterschiedliche Pflanzenarten, auch wenn es manchmal so wirkt, als ob die Entsorgung des Schnittgutes „vergessen“ wurde. Denn bei der Mahd achten wir auch darauf, die Pflanzen nicht komplett zu schneiden, um weiter den Lebensraum für Kleinlebewesen und Insekten bieten zu können.“
Thomas Hillemacher achtet bei der Einsaat darauf, das Saatgut gleichmäßig auszubringen. Foto: Stadt Aachen/E.Bresser
Etwa drei Jahre bleibt die Blühstreifen erhalten. Mit der Zeit verlieren die Flächen verlieren an Attraktivität, weil die Rasenflächen, insbesondere das darin enthaltene deutsche Weidelgras, eine sehr niedrige Keimdauer und starke Keimfähigkeit hat und anderen Arten verdrängt. Dementsprechend werden solche Wildblumenwiesen über die Zeit durch Rasen und Wildkräuter überwuchert.
Tipps für Garten und Balkon
Blühflächen lassen sich auch gut in heimischen Gärten und in Balkonkästen umsetzen. Die Expert*innen des Stadtbetriebs haben dazu einige Tipps zusammengestellt:
Blüh- und Saatgutmischungen bevorzugen in der Regel karge oder magere Böden, da sie eine bessere Durchwurzelung und Belüftung ermöglichen. Etwas Splitt oder Sand in die Erde einzuarbeiten, hat einen großen positiven Effekt, um eine Blühfläche erfolgreich anzulegen. „Bei Balkonkästen oder Töpfen ist eine Mischung von Sand zur gewöhnlichen Pflanzerde vor der Befüllung der Behälter sehr sinnvoll“, sagt Leonard Beissel. „Auf Flächen im Garten wäre es eine etwa drei bis fünf Zentimeter starke Sandausgabe, welche dann mithilfe von Spaten oder Schaufel eingearbeitet wird.“
Weiterhin rät Leonard Beissel, sich beim Ausbringen der Samen an den Herstellerangaben zu orientieren. „Optisch wirkt es so, als wäre deutlich zu wenig ausgebracht worden, aber der Schein trügt. Eine überdimensionierte Ausbringung wirkt kontraproduktiv, weil einzelne Arten mit höherer Keimdauer verdrängt werden.“
Während des Keimprozesses sollten die Flächen feucht gehalten werden, allerdings nicht nass. Behälter und Töpfe sollten nach unten offen sein, somit kann übermäßiges Wasser ablaufen und Staunässe verhindert werden. Eine mineralische Schicht in Form von Splitt oder gar Schotter bei größeren Flächen als Untergrund wirkt Staunässe entgegen. Auch in Blumenkästen und Töpfen kann der Untergrund mit Splitt (zwei bis fünf Millimeter) befüllt werden, sodass Wasser besser versickern kann.
Herausgegeben am 15.04.2025