Eröffnung der Ausstellung „Dürer war hier. Eine Reise wird Legende“
Es ist etwas mehr als 500 Jahre her, dass der große Renaissance-Künstler Albrecht Dürer vom damaligen Bürgermeister Peter von Enden in Aachen empfangen wurde.
Heute ist es mir als Oberbürgermeisterin eine besondere Ehre, Dürers Kunst in unserer Stadt begrüßen zu dürfen. Und mit ihr eine ganze Reihe hoher und hoch willkommener Gäste in unserer Stadt
Ich begrüße
- den Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales des Landes Nordrhein-Westfalen, Herrn Dr. Stephan Holthoff-Pförtner,
- den Kabinettschef des flämischen Ministerpräsidenten, Herrn Jeroen Overmeer,
- den Generaldelegierten der Regierung Flandern, Nic Van der Marliere,
und Sie alle, meine Damen und Herren, heiße ich zu diesem Festakt herzlich willkommen.
Sie sind unserer Einladung gefolgt, die Ausstellung „Dürer war hier. Eine Reise wird Legende“ feierlich zu eröffnen.
Heute sitzen wir hier mit den dramatischen Bildern und Schicksalen der Menschen vor Augen, die durch das Jahrhunderthochwasser in unserem Land in große Not geraten sind.
Wir haben uns dennoch entschieden die Eröffnung am heutigen Tag in der Form zu gestalten, wie es nach der coronabedingten Absage im letzten Jahr heute möglich ist.
Die Katastrophe, die in den letzten Tagen über uns hereingebrochen ist, zeigt wie verletzlich unsere Welt ist.
Sie spiegelt uns gleichzeitig unsere Ohnmacht angesichts der Naturgewalten, die in den letzten Jahren durch Extremwetterlagen ganz nah gekommen sind und auch bei uns viele Menschenleben gekostet haben.
Wir sind heute hier gefangen in unseren Gedanken an die zahlreichen Opfer, deren Angehörigen und den Hilfskräften, die an vielen Orten seit Tagen einen unermesslichen Einsatz zeigen.
Für diese Menschen möchte ich gemeinsam mit Ihnen kurz innehalten, bevor wir die offizielle Eröffnung begehen.
Ausstellungseröffnung
Die Ausstellung „Dürer war hier. Eine Reise wird Legende“ erzählt von der letzten großen Reise Dürers, die ihn über Aachen in die alten Niederlande führte.
Sie zeigt Meisterwerke, die auf dieser Reise entstanden sind, und Kunstwerke bedeutender Zeitgenossen.
Über viele Jahre in mühevoller Kleinarbeit vorbereitet, bildet sie den Abschluss der Trilogie „Dürer. Karl V. Aachen“, die unter der Schirmherrschaft unseres Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier steht.
Ich danke Ihnen herzlich, dass sie diesem Moment persönlich beiwohnen.
Gerade in der Krise ist es wichtig den Blick auf die helle Seite der Realität zu richten und daraus Kraft für die aktuellen Herausforderungen zu schöpfen.
Diese benötigen wir nicht nur Heute, sondern auch in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren, in denen wir neue Lösungen und Herangehensweisen für die drohenden globalen Katastrophen finden und umsetzen müssen.
Schauen wir zurück auf das Zeitalter, in dem Dürer unterwegs war. Dies kann kurz, prägnant und ebenso dramatisch beschrieben werden: Globalisierung, Korruption und Medienrevolution. Religionskriege, Pandemie und Fluchtbewegungen: Das sind die Schlagzeilen aus dem 16. Jahrhundert!
Manchmal hilft es beim Einordnen aktueller Ereignisse, auf die Geschichte zurückzublicken und zum Beispiel einzutauchen in die Zeit, in der ein Pestausbruch zur Verschiebung der Krönungsfeierlichkeiten von Karl V. führte.
Die Krönung konnte dann doch noch stattfinden. Geholfen haben ungeheuerlich hohe Bestechungsgelder. Möglich gemacht wurde dies durch einen Kaiser, der ein Weltreich errichtete und ungeahnte Schätze nach Europa holte,
allerdings bis heute mit spürbaren grausamen Konsequenzen für die Kolonien. Die Reformation wurde begleitet durch eine brutale Inquisition, die viele Andersgläubige vertrieb.
Diese Ereignisse wurden erstmals kommentiert von massenhaften Druckerzeugnissen, die zu einer breiten Mobilisierung führten.
Der Alltag der Menschen war trotz der Weltherrschschaft des Kaisers, geprägt von Kleinstaaterei mit Wegzöllen, unterschiedlichen Währungen, verschiedenen Längenmaßen und Gewichten.
In dieser unruhigen Zeit gab es trotz allem – Gott sei Dank! – Menschen, die sich auf den Weg machten, äußere wie innere Grenzen zu überwinden und internationale Kontakte zu knüpfen. Sie erweiterten nicht nur ihren persönlichen Horizont, sondern lernten voneinander und trugen ihr Wissen in die Welt.
Künstlerpersönlichkeiten gehörten von jeher zu diesen Menschen. Und der herausragende Renaissancekünstler Albrecht Dürer darf als Suchender auf dem Weg nach neuen Erkenntnissen bezeichnet werden: Er war ein neugieriger Netzwerker und mobiler Handlungsreisender mit zahlreichen internationalen Verbindungen, sein Werk berichtet eindrücklich davon.
Von internationalem Networking ist auch die Ausstellung „Dürer war hier“ geprägt. Die beteiligten Leihgeber*innen, die Wissenschaftler*innen sowie die Förder*innen haben zahlreiche Nationalitäten. Sie sind über die ganze Welt verstreut, so dass auch die Werke zur Ausstellung eine weite Reise anzutreten hatten. Das letzte Bild kam er erst vor ein paar Tagen hier in Aachen an.
Ich danke Ihnen sehr herzlich, sowie allen anderen, die mit Engagement und Hingabe, mit fachlicher Kompetenz und handwerklichem Geschick zum Gelingen dieser letzten und krönenden Etappe einer hoch anspruchsvollen Ausstellungstrilogie beigetragen haben.
Ich wünsche mir für die Ausstellung viele interessierte Besucher*innen, die sich mit neugierigem und wachem Blick mit Albrecht Dürer auf eine lebendige, grenzüberschreitende Reise begeben.
Allen voran möchte ich im Namen der Aachener Bürger*innen dem Ausstellungsmacher Peter van den Brink danken. Diese Ausstellung bildet den krönenden Abschluss seiner Arbeit und seines Einsatzes für die Stadt Aachen und besonders natürlich für „sein“ Surmont Ludwig Museum, dass er seit 2005 als sein Zuhause betrachtet hat.
Als Direktor hat er zahlreiche Ausstellungen kuratiert und organisiert, die überregionale Strahlkraft entfalten konnten.
Nach erfolgreichem Wirken wird er noch in diesem Sommer in den wohlverdienten Ruhestand gehen, wobei alle, die ihn ein bisschen kennen, davon ausgehen, dass dieser Ruhestand eher ein unruhiger wird.
Bei seinen künftigen Unternehmungen wünsche ich Ihm weiterhin das Herz am richtigen Fleck, Gelassenheit und natürlich Gesundheit, um den Reichtum der Kunst zu genießen und in die Welt zu tragen. Wenn Gott will auf den Spuren Albrecht Dürers.