Das Archivale des Monats Oktober 2024 …
- … zeigt das Foto eines Aacheners mit einer Ziege, aufgenommen am 17. Oktober 1944.
- Aachen war die erste deutsche Großstadt, die im Zweiten Weltkrieg von den alliierten Streitkräften erobert wurde. Begleitet wurden die Kämpfe auf US-Seite von Militärfotografen des Signal Corps.
- Die Stadt Aachen erinnert mit einem Festakt am 13. Oktober sowie der Veranstaltungsreihe „Aachen 1944 und der Weg in die Demokratie“ an die 80. Wiederkehr des Kriegsendes. Als Beitrag zu diesem Gedenken gibt das Stadtarchiv einen Quellenband mit 80 Bildern des Signal Corps heraus.
Das Aachener Stadtarchiv stellt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als Archivale des Monats vor. Das Stück mit einem kurzen Begleittext wird in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert. Im Oktober 2024 zeigt das Archivale des Monats das Foto eines Aacheners mit einer Ziege, aufgenommen am 17. Oktober 1944.
Quelle: National Archives, Washington, D. C., Signal Corps, 111-SC-195640. © Westcott/US Signal Corps (National Archives, Washington, D. C.)
Aachen war die erste deutsche Großstadt, die im Zweiten Weltkrieg von den alliierten Streitkräften erobert wurde. Die Kämpfe um Aachen dauerten mit Unterbrechungen vom 12. September bis zum 21. Oktober 1944, dem Tag der Kapitulation der eingeschlossenen deutschen Truppen.
Angriff auf die Innenstadt
Die US-Streitkräfte, die Aachen umfasst und belagert hatten, begannen am 13. Oktober 1944 mit dem Angriff auf die Innenstadt. Die Hauptachsen des Angriffs bildeten zunächst der Adalbertsteinweg und die Jülicher Straße. Luftangriffe der US Air Force und schwerer Artilleriebeschuss bereiteten den Bodenangriff mit Panzern und Infanterie vor. Dabei wurde um Straßenzüge und einzelne Häuser gekämpft, es gab viele Opfer auf beiden Seiten.
Begleitet wurden die Kämpfe auf US-Seite von Militärfotografen des Signal Corps; dieses Nachrichtenkorps der US Army hatte einen eigenen Zweig, der für Film- und Fotoaufnahmen zuständig war. Das Bildmaterial diente der Auswertung durch die eigene militärische Führung, es wurde aber auch zu Schulungsmaterial verarbeitet und für die Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt. Viele der Fotos, die US-Fotografen im Herbst 1944 aufnahmen, haben das Aachener Bild vom Herbst 1944 geprägt, denn diese Aufnahmen wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Aachen immer wieder herangezogen, um das Kriegsende bebildern. Unter anderem das Stadtarchiv kaufte in den 1950er-Jahren Aufnahmen direkt aus den USA an.
Aachener mit Ziege
Eines der Bilder zeigt einen Aachener mit einer Ziege. Das Foto wurde am 17. Oktober 1944 aufgenommen. Die US-amerikanische Bildunterschrift lautet in deutscher Übersetzung: „Diese beiden waren die einzigen deutschen Zivilisten, die in dem von den Amerikanern eingenommenen Teil von Aachen gesehen wurden.“ Die Aussage ist sicherlich nicht wörtlich zu nehmen, sondern sie soll den skurril anmutenden Charakter des Bildes unterstreichen.
Das Bild ist auf dem Adalbertsteinweg, Ecke Goerdelerstraße, aufgenommen. Das zerstörte Eckhaus links im Hintergrund wurde nicht wieder vollständig aufgebaut; dort findet sich heute ein markantes eingeschossiges und verglastes Gebäude, das in den letzten Jahren von verschiedenen Firmen als Werbefläche genutzt wurde. Rechts im Bildhintergrund, am Ende der Straßenbahngleise, ist der Turm von St. Josef ohne Turmkappe zu sehen. Links unten im Bild ist das Signet des US Signal Corps eingefügt.
Der Mann trägt eine Art Dienstmütze und eine Arbeitsjacke, dazu hohe Schnürstiefel, in der linken Hand hat er eine Leine mit einer weißen Ziege. Die Ziege mag aus einem der vielen Kleinviehställe stammen, die es damals in den Hinterhöfen der Aachener Innenstadthäuser gab. Mehr ist über dieses Foto leider nicht bekannt.
Hinweise gesucht
Wer Hinweise hat, wer der auf dem Foto abgebildete Mann sein könnte, kann sich gerne beim Stadtarchiv Aachen unter der Email-Adresse stadtarchiv@mail.aachen.de und / oder der Telefonnummer 0241 432 4972 melden.
Die Stadt Aachen erinnert mit einem Festakt am 13. Oktober sowie der Veranstaltungsreihe „Aachen 1944 und der Weg in die Demokratie“ an die 80. Wiederkehr des Kriegsendes. Als Beitrag zu diesem Gedenken gibt das Stadtarchiv einen Quellenband mit 80 der oben genannten Bilder heraus. Der siebte Quellenband der Reihe „Aus den Quellen des Stadtarchivs“ erscheint am 14. Oktober.
Thomas Müller, René Rohrkamp (Hrsg.): Das Ende des Zweiten Weltkriegs in Aachen 1944/45. Bilder amerikanischer Militärfotografen, Aachen 2024.
Wissenschaftliche Einleitung, Quellenteil mit 80 Bildern von US-Militärfotografen (mit Aufnahmedatum und -ort sowie Erläuterungen); schwarz/weiß, 144 Seiten, 20 Euro. Das Buch ist direkt beim Stadtarchiv sowie im Buchhandel erhältlich.
Herausgegeben am 07.10.2024