Schwimmen in Geschichte: Die Aachener Elisabethhalle
Sie ist der heimliche Star bei den Aachener Schwimmer*innen: Die Elisabethhalle in der Elisabethstraße – nur einen Steinwurf von Dom und Elisenbrunnen entfernt. Gleich im Eingangsbereich zeigen verzierte Originalleuchter, dunkle Holzvertäfelungen und mosaikgeschmückte Säulen: Hier schwimmt man in Geschichte. Der griechisch-römische Gott der Heilkunde, Äskulap oder auch Asklepios mit Stab und Natter, empfängt die Gäste seit 1910 im Eingangsbereich. Schon damals galt: Schwimmen ist gesund! Der Weg zum großen Becken führt durch einen Gang mit lila glänzenden Kacheln aus dem Jahr der Einweihung – purer, echter Jugendstil.
Foto: Stadt Aachen/Sarah Koll
Das Publikum reicht von Studierenden, Berufstätigen bis zu Rentner*innen, die alle in erster Linie schwimmen wollen – eher wenige Kinder, die plantschen möchten. Kinder kommen allerdings während der Schulzeit viele, denn immer noch ist das 123 Jahre alte Schwimmbad für die Innenstadtschulen der Ort für den Schwimmunterricht. Daran erinnern sich übrigens auch ganz viele Bürger*innen noch nach Jahrzehnten: „Da habe ich schwimmen gelernt“, ein oft gehörter Satz, wenn es um die Elisabethhalle geht.
Michaela Mommer, Daniela Pöhland und Markus Krüger. Foto: Stadt Aachen/Sarah Koll
Auch beim Personal ist die Halle beliebt: „Das war immer meine liebste Halle, wegen der Atmosphäre und wegen des lieben Publikums“, schwärmt Schichtführerin Daniela Pöhland von ihrem Arbeitsplatz: „Das ist schon eine ganz besondere Halle.“ Sie lässt den Blick schweifen, über das alte gekachelte Becken im Schatten eines großen Neptunbrunnens und die marmornen Umkleidekabinen mit alten Holzablagen und -spiegeln, die schmiedeeisernen Gitter an Treppen und der umlaufenden Empore, als müsse sie sich noch einmal der vielen schönen Details versichern.
Ebenfalls „Stammpublikum“: Unzählige Tourist*innen, die von diesem Jugendstilkleinod gehört haben und „einfach die Halle anschauen und ein paar Fotos machen möchten“. Natürlich gerne – immer mit Respekt vor den Schwimmer*innen! Zu den lohnenden Motiven gehört auch die „Frauenhalle“, in der mittlerweile aber nur noch Schulklassen oder Kurse ins Becken springen. Denn bis in die 1950er galt: Schön getrennt schwimmen!
Was auch die nichtschwimmenden Fotobegeisterten nur zu den seltenen Führungen durch die Halle zu sehen bekommen: Die Unterwelt. Nur eine kurze Treppe abwärts kommt man in die Wannen- und Duschabteilung, die noch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts geöffnet war und in denen viele Menschen ihr wöchentliches, gründliches Vollbad nahmen, denn Zuhause gab es oft nur eine Toilette auf der halben Treppe.
Noch weiter darunter öffnet sich dann eine Welt, die mit der Pracht des oberirdischen Bades nichts zu tun zu haben scheint: Handtuchtrockenschränke außer Dienst, alte Kohleschütten, durch die die Kohle zum Beheizen der Becken früher von der Hartmannstraße direkt in den Keller gelangten. Im 2. Weltkrieg wurden die Räumlichkeiten auch als Luftschutzraum genutzt. Vergeblich sucht man heute allerdings das Hundebad. Selbst Hallenkenner und Badleiter Ingo Diesburg kann nur vermuten, wo es sich im Keller befand. Aber tatsächlich war es in den ersten Jahrzehnten üblich, dass Fiffi und Waldi im Keller fein gemacht wurden, während Frauchen und Herrchen oben badeten. Wellness für Hund und Mensch!