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Uni im Rathaus

© Stadt Aachen
Foto: Stadt Aachen

Neue Arbeitswelt: Kolleg*in Mensch, Kolleg*in Roboter? – darüber diskutierten drei Forschende der RWTH Aachen University im gut besuchten Aachener Krönungssaal. Saskia Nagel, Professorin für Angewandte Ethik, Verena Nitsch, Professorin für Arbeitswissenschaft und Sprecherin des Forschungsprojekts „KI in der Arbeitswelt“, sowie Holger Hoos, Professor für Methodik der Künstlichen Intelligenz, machten gleich zu Beginn der „Uni im Rathaus“ deutlich, dass der Begriff „Künstliche Intelligenz“ (KI) klärungsbedürftig ist. Passen für Saskia Nagel “künstlich“ und „intelligent“ schon nicht zusammen, geht es für Holger Hoos um das Nachahmen und Abbilden von menschlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Alle drei gehen davon, dass KI alle unsere Lebens- und Arbeitsbereiche erfasst und künftig noch sehr viel stärker beeinflussen wird.

Nach Meinung von Holger Hoos gibt es in der KI-Forschung zwar die Tendenz dazu, den Menschen nachzuahmen, sehr viel sinnvoller sei es aber, den Menschen selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Entscheidend ist die Frage: Welchen Nutzen können wir aus der Künstlichen Intelligenz für uns ziehen? Und hier sieht er, der auch einer der Direktoren des 100-köpfigen KI-Zentrums der RWTH ist, ein ganz großes Potenzial, das es zu heben gilt. Mit Blick auf den Strukturwandel im Rheinischen Revier richtet sich sein Fokus auf den direkten Umstieg von der Kohle zur KI. Wichtig sei, das Feld nicht allein den großen Unternehmen wie Microsoft oder Google zu überlassen, sondern eine eigenständige europäische KI-Landschaft zu etablieren. Hier seien auch schnelle Entscheidungen der Politik gefragt und statt vieler Einzelinitiativen eine Konzentration der Kräfte.
Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes gehe stets mit Neuerungen in der Arbeitswelt einher, so Verena Nitsch, neu sei, dass es künftig auch akademische Berufe treffe. Bislang seien stets mehr Arbeitsplätze entstanden als verloren gingen. KI könne helfen, von bürokratischen Routinetätigkeiten wie z.B. Dokumentationspflichten in der Pflege zu entlasten. Sie beobachte eine Akzeptanz von KI, wenn ihr Einsatz dem Menschen nützt. Dies bestätigte auch Jörg Herbers, einer der CEOs der Aachener Softwarefirma Inform GmbH. In seinem Unternehmen sehen die Mitarbeiter*innen, die KI nutzen, ihren Vorteil und fürchten keinen Jobverlust. Für ihn stehe die KI mit ihren Möglichkeiten erst am Anfang.

Für Saskia Nagel ist wichtig, dass der Mensch und nicht die KI die letzte Entscheidung trifft, z. B. in der Medizin, wo letztlich die Erfahrung des Arztes oder der Ärztin zählen solle. In Japan würden jetzt schon Pflegeroboter eingesetzt und gut von den Pflegebedürftigen angenommen, weil sie sich beim Gewaschen werden damit wohler fühlen als mit Menschen, antwortete Frau Nitsch auf eine Publikumsfrage nach der Empathiefähigkeit von KI.

Gegen Ende warf Moderator und Journalist Jens Tervooren noch einmal die Titelfrage auf: Kolleg*in Mensch, Kolleg*in Roboter? Die Frage lässt sich heute verneinen. Um ersetzt zu werden, ist der Mensch in seinen biologischen Prozessen und seiner Interaktion mit der Umwelt zu komplex und heute noch viel zu wenig verstanden. Alle drei Forschenden waren sich einig: Es braucht einen menschenzentrierten Einsatz von und Umgang mit KI – zu menschlichem Nutzen und Wohl.

Die seit 1996 bestehende Reihe „Uni im Rathaus“ wird gemeinsam vom Bürgerforum RWTHextern und dem Wissenschaftsbüro der Stadt veranstaltet und bringt Forschende und Stadtgesellschaft zu aktuellen Themen zusammen.

02.04.2024