August 2016
Halten ein Stück Bend-Geschichte in den Händen: Peter Loosen, 1. Vorsitzender des Schaustellerverbandes Aachen mit Rolf Offermanns, 1. Kassierer, Angelika Pauels, stellvertretende Archivleitung Stadtarchiv Aachen mit Dr. René Rohrkamp, Archivleiter. © Stadt Aachen/Nadine Jungblut
Peter Loosen und Rolf Offermanns vom Schaustellerverband Aachen e.V. kennen sich von Kindesbeinen an und waren damals schon Dauergäste auf dem Öcher Bend. "Meine Mutter hat mich immer Bend-Ratte genannt", schmunzelt der 1. Vorsitzende des Vereins Peter Loosen. Seinerzeit nannte sich der Ort noch „Platz der schwarzen Füße“, weil der Boden voller Kohlestaub war. „Abend ging’s immer ab in die Zinkwanne zum Füßeschrubben“, erzählt er lachend. Sprachlos ist er dann doch, als er das Original-Plakat aus dem Jahre 1951 in den Händen halten darf. Und sichtlich bewegt machen die alten Freunde erst einmal ein gemeinsames Bild mit der Archivalie des Monats August.
Die Archivalie zeigt das Plakat für den Frühjahrs-Bend 1951, das von dem Aachener Architekten, Zeichner und Illustrator Bernd Metzmacher (1915-1984) entworfen wurde. An Kirchweihtagen und während Wallfahrten fanden in Aachen bereits im 15. Jahrhundert jahrmarktähnliche Veranstaltungen rund um die Pfarrkirchen und den Aachener Dom statt, teilweise sogar im Kreuzgang des Domes.
Mehrere Umzüge und eine Kirmes für alle
Am 2. Juni 1798 verlegten die Stadtväter den großen Jahrmarkt unter die Arkaden in der Komphausbadstrasse und rund um die öffentliche Promenade. Ab 1805 wurde er dann in den Buden auf der Wiese hinter der neuen Redoute organisiert. Diese Wiese hinter dem heutigen Alten Kurhaus hatte die Stadt ursprünglich für die Einrichtung weiterer Kuranlagen gekauft. Die mundartliche Aachener Bezeichnung für Wiese "Bend" übertrug der Volksmund schon bald von diesem neuen Veranstaltungsort auf die Veranstaltung selbst.
Im Jahr 1900 konzentrierte der Polizeipräsident - in Absprache mit der Stadt - die zahlreichen über den Sommer verteilten weltlichen Kirmesveranstaltungen während der Pfarrkirmessen auf einen gemeinsamen Termin von drei aufeinanderfolgenden Tagen Anfang August. Während dieser drei Tage fand nun über die ganze Stadt verteilt auf Plätzen und Straßen die Stadtkirmes statt, die den Namen "Aachener Bend" beibehielt. 1911 wurde der Termin auf Mitte August verlegt und erstmals auch der Blücherplatz als Aufstellungsplatz für Kirmesattraktionen zugelassen.
Mit Ratsbeschluss vom 27. Juli 1927 erhielt der Platz den Namen "Aachener Bend"
Am 11. März 1927 beschloss die Stadtverordneten-Versammlung schließlich die Anlage eines Geländes speziell für die Durchführung von so genannten „Volksbelustigungen“ in der Nähe des Westbahnhofs auf dem Grundstück zwischen Süsterfeld, Langenbenden (heute Kühlwetterstraße) und Schwarzbachstrasse (heute Henricistraße). Mit Ratsbeschluss vom 27. Juli 1927 erhielt dieser Platz den Namen "Aachener Bend". Vom 14. bis 23. August 1927 fand dort erstmals die Kirmes statt.
Die letzte Bendveranstaltung vor dem Zweiten Weltkrieg endete am 22. August 1939, nur wenige Tage vor Kriegsbeginn. Nach dem Krieg fand der Bend erstmals wieder im August 1946 statt, abermals auf dem Blücherplatz, da der Bendplatz während des Krieges sehr stark beschädigt worden war. Nutzbar wurde der Platz erst wieder im Jahre 1949. Und vom 13. bis zum 23. August 1949 fand dort wieder der Aachener Bend statt, an gleicher Stelle wie noch heute.
Ein Besuch im Stadtarchiv
Interessenten können sich die Archivalie aber auch jederzeit zu den üblichen Öffnungszeiten des Stadtarchivs (dienstags 13 – 17 Uhr, mittwochs 9 – 17 Uhr sowie donnerstags 9 – 13 Uhr) im Lesesaal des Stadtarchivs, Reichsweg 30, ansehen.
Die Archivalie des Monats August zeigt das Plakat für den Frühjahrs-Bend 1951, das von dem Aachener Architekten, Zeichner und Illustrator Bernd Metzmacher (1915-1984) entworfen wurde. © Stadt Aachen/Peter Hinschläger
BU2: Bend-Plakat © Stadt Aachen/Peter Hinschläger