Das Archivale des Monats Juli 2024 …
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… zeigt den hölzernen Sprungturm der ursprünglichen Bade- und Schwimmanstalt Hangeweiher.
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Eine Polizeiverfügung vom 24. Juni 1856 regelte den Betrieb der Bade- und Schwimmanstalt. Sie beschränkte die Nutzung auf Männer, verbot das Nacktbaden, legte Eintrittspreise und Verhaltensweisen fest, regelte die Aufsicht und enthielt Bestimmungen über das Fahren mit Nachen.
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1908 begannen Planungen für den Neubau eines Freibads mit künstlichem Bassin neben dem Hangeweiher, der seinerseits zum Mittelpunkt des neu angelegten Kaiser-Friedrich-Parks werden sollte.
Quelle: Stadtarchiv Aachen, Fotosammlung, FOTO 61 XVIII.2
Das Aachener Stadtarchiv stellt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als Archivale des Monats vor. Das Stück mit einem kurzen Begleittext wird in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert. Im Juli 2024 zeigt das Archivale des Monats den hölzernen Sprungturm der ursprünglichen Bade- und Schwimmanstalt Hangeweiher
Im frühen 19. Jahrhundert war der Hangeweiher das einzige zum Schwimmen geeignete Gewässer Aachens. Da sich das bebaute Stadtgebiet noch weitgehend auf den Bereich der mittelalterlichen Stadtmauern beschränkte, lag der Weiher außerhalb der Stadt in ländlicher Umgebung. Seit den 1840er-Jahren drang die preußische Regierung auf die Einrichtung kommunaler Turnplätze und -hallen, die in Aachen jedoch erst Jahrzehnte später im geforderten Umfang realisiert wurden. Im Zuge dieser Entwicklung sollte die Stadt auch eine Bade- und Schwimmanstalt einrichten. Hierfür nutzte sie mangels Alternativen den Hangeweiher.
Eine Polizeiverfügung vom 24. Juni 1856 regelte den Betrieb der Bade- und Schwimmanstalt. Sie beschränkte die Nutzung auf Männer, verbot das Nacktbaden, legte Eintrittspreise und Verhaltensweisen fest, regelte die Aufsicht durch den Schwimmmeister und enthielt Bestimmungen über das Fahren mit Nachen. Die Stadt vermietete die Anstalt an einem privatwirtschaftlich agierenden Schwimmmeister.
Ein Rettungsboot war vorhanden
Dieser überwachte die Einhaltung der Polizeiverordnung, erhob festgesetzte Tarife und durfte nur männliche Personen einlassen. Er besaß das Wohnrecht in einem am Hangeweiher gelegenen Haus, durfte einen gastronomischen Betrieb einrichten und im Winter das Eis des gefrorenen Weihers verkaufen. Zur Sicherheit der Badenden musste der Schwimmmeister ein geübter Schwimmer sein, außerdem war ein Rettungsboot vorhanden.
Die Bade- und Schwimmanstalt umfasste den gesamten Weiher, der etwa 1,5 Meter tief und dessen Boden von einer Schlammschicht bedeckt war. In der Nordwestecke war ein Nichtschwimmerbereich abgetrennt. Dort befanden sich außerdem „Badehäuschen“ (Umkleidekabinen), Brause, Schwimmbrücke, Sprunggerüst, Einstiegstreppen und Sanitäranlagen sowie drei Nachen. In Frostperioden wurde die Anstalt als beaufsichtigte Eislauffläche geöffnet. Im Jahr 1885 wurde erwogen, auch Frauen das Schwimmen im Hangeweiher zu ermöglichen, doch scheiterte das Vorhaben an Fragen des Sichtschutzes.
Anfällig für Verschlammung
Die Existenz der Badeanstalt stand im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert immer wieder zur Disposition. Der Weiher war anfällig für Überschwemmungen, Verschlammung, Pflanzenwuchs, Verunreinigungen und Uferschäden. Regelmäßig waren aufwändige und teure Ausschlammungs- und Uferbefestigungsarbeiten erforderlich und für die Deponierung der Schlämme fehlten der Stadt Flächen. Die Übertragung der Zuständigkeit auf die städtischen Wasserwerke mit ihrer modernen technischen Expertise im Jahr 1901 ließ die Unzulänglichkeit der Anlage stärker in den Blick rücken.
Zunächst folgten mehrere technische und bauliche Verbesserungen, Geräte für den Schwimmunterricht der Schulen und für Wassersport, aber auch für militärische „Wehrertüchtigung“, wurden angeschafft. 1908 begannen Planungen für den Neubau eines Freibads mit künstlichem Bassin neben dem Hangeweiher, der seinerseits zum Mittelpunkt des neu angelegten Kaiser-Friedrich-Parks werden sollte. Park und Freibad wiederum waren Teil der im Umfeld entstehenden Gartenstadt, einem modernen Wohngebiet für wohlhabende Bürger*innen. Nach langen Verzögerungen wurde das neue Freibad nach dem Ersten Weltkrieg realisiert und ist an derselben Stelle noch in Betrieb.
Das Foto zeigt den hölzernen Sprungturm der ursprünglichen Anlage. Die ländliche Umgebung ist im Hintergrund noch gut erkennbar, allerdings haben die Erdarbeiten für den Kaiser-Friedrich-Park (Bauzeit: 1908-1910) bereits begonnen. Auf dem Sprungturm sichert ein im Anzug gekleideter Mann, vielleicht der Schwimmmeister oder ein Lehrer, einen Springer mit einem Seil.