Oktober 2016
- Gezeigt wird das Extrablatt der Nachrichten vom 1. Oktober 1946 über die Verkündung der Urteile im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess.
- Verhandelt wurde in 403 öffentlichen Sitzungen.
- Der Internationale Militärgerichtshof stützte sein Urteil auf insgesamt 256 Zeugenaussagen für Anklage und Verteidigung und die Befragungen der Angeklagten selbst
Achim Kaiser, Lokalchef der Aachener Nachrichten (links) und Stadtarchiv-Leiter Dr. René Rohrkamp präsentieren die Archivalie des Monats Oktober 2016 – das Extrablatt der Aachener Nachrichten vom 1. Oktober 1946 über die Verkündung der Urteile im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess. © Stadt Aachen/Harald Krömer
Das Aachener Stadtarchiv zeigt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als „Archivalie des Monats“. Die jeweilige Archivalie mit einem kurzen Begleittext wird dann einen Monat lang in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert.
Die „erste neudeutsche Zeitung“
Die Aachener Nachrichten, „veröffentlicht unter Zulassung Nr. 1 der Militärregierung“ der Alliierten in Deutschland, bezeichnete sich selbst als „erste neudeutsche Zeitung“. Die Archivalie des Monats Oktober zeigt das einseitige Extrablatt der Aachener Nachrichten vom 1. Oktober 1946 über die Verkündung der Urteile im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess, die vom Internationalen Militärgerichtshof am 30. September und 1. Oktober 1946 gesprochen wurden.
Der Prozess begann am 20. November 1945, der letzte Verhandlungstag war der 31. August 1946. In den Wochen danach erarbeitete der Internationale Militärgerichtshof das Urteil gegen die angeklagten so genannten Hauptkriegsverbrecher. Neben umfangreichem, beim Einmarsch der alliierten Truppen sichergestelltem Aktenmaterial, zahlreiche Berichte, Darstellungen, eidesstattliche Versicherungen und Gutachten stützte es sein Urteil auf insgesamt 256 Zeugenaussagen für Anklage und Verteidigung und die Befragungen der Angeklagten selbst. Verhandelt wurde in 403 öffentlichen Sitzungen.
Unterschiedliche Gründe für die Urteile
Die Gründe für die im Extrablatt veröffentlichten Urteile waren unterschiedliche. So wurde zum Beispiel Hermann Göring wegen Verschwörung gegen den Weltfrieden, Planung, Entfesselung und Durchführung eines Angriffskrieges, Verbrechen gegen das Kriegsrecht und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt; Rudolf Hess hingegen wegen Planung eines Angriffskrieges und Verschwörung gegen den Weltfrieden zu lebenslanger Haft.
Der so genannte Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess stand am Anfang einer Reihe öffentlicher Gerichtsverhandlungen gegen verschiedene Tätergruppen des Dritten Reiches. Bis heute werden, angestoßen durch die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg, Prozesse wegen der Beteiligung an nationalsozialistischen Verbrechen, wegen Mord und Beihilfe zum Mord, durchgeführt.
Interessenten können sich die Archivalie jederzeit zu den üblichen Öffnungszeiten des Stadtarchivs (dienstags 13 – 17 Uhr, mittwochs 9 – 17 Uhr sowie donnerstags 9 – 13 Uhr) im Lesesaal des Stadtarchivs, Reichsweg 30, ansehen.
Einseitiges Extrablatt der Aachener Nachrichten vom 1. Oktober 1946
Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess