Das Archivale des Monats Januar 2018
- … die älteste Urkunde des Stadtarchivs, die aktuell ihren 1.000sten Geburtstag feiert. Es handelt sich um eine Schenkung Heinrichs II. an die Reichsabtei Burtscheid vom 21.Januar 1018.
- Inhalt der Schenkung ist ein durch die Urkunde genau umschriebenes Gebiet von Ländereien, aus denen sich später das reichsfreie Territorium der Abtei Burtscheid entwickelte.
- Die aufwendige Gestaltung sollte bereits auf den ersten Blick verdeutlichen, dass der Inhalt der Urkunde auf den Herrscher selbst zurückgeht und dass die Urkunde als seine Stellvertretung diesen Inhalt auch garantierte.
Das Aachener Stadtarchiv zeigt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als Archivalie des Monats. Die Archivalie mit einem kurzen Begleittext wird entsprechend in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert. Die Archivalie des Monats Januar 2018 zeigt die älteste Urkunde des Stadtarchivs aus dem Jahr 1018.
Archivalie des Monats Januar 2018 © Peter Hinschläger
Ausgestellt für das Benediktinerkloster Burtscheid
Diese älteste Urkunde des Aachener Stadtarchivs, die am 21. Januar 2018 sozusagen ihren 1000. Geburtstag feiert, betrifft die Stadt Aachen nur zum Teil. Kaiser Heinrich II. (1002–1024) stellte sie nämlich nicht für einen Aachener Empfänger aus, sondern für das im Süden der Stadt gelegene Benediktinerkloster Burtscheid, das 20 Jahre zuvor von Kaiser Otto III. (983–1002) gegründet worden war. Die Urkunde kam im Jahr 1351 gemeinsam mit anderen Urkunden in den Besitz der Stadt Aachen, nachdem die damalige Äbtissin die Gerichtsbarkeit und das Dorf mit seinen Einwohnern an die Stadt Aachen übertragen hatte.
Inhalt dieser Schenkung Heinrichs II. war ein durch die Urkunde genau umschriebenes Gebiet von teils bereits neu erschlossenen und teils für die Rodung vorgesehenen Ländereien (Novalland), die das Kloster umgaben und aus denen sich das reichsfreie Territorium der Abtei Burtscheid entwickelte. Mit der Übertragung der Ländereien förderte Heinrich II. nicht nur die junge Klostergründung, sondern steckte zugleich dauerhaft die Grenzen der reichsunmittelbaren Herrschaft der Abtei ab, die direkt beim Kloster lag und damit zugleich aus dem unmittelbar zur Pfalz Aachen gehörenden Gebiet, dem „Fiskus Aachen“, herausgelöst wurde.
Ein eigenes Herrschaftsgebiet unmittelbar beim Kloster
Es handelte sich nicht um die erste Schenkung an die Burtscheider Mönche, die bereits zuvor von Otto III. und auch Heinrich II. Besitz an verschiedenen Orten erhalten hatten –es handelte sich aber auf jeden Fall um die bedeutendste, da erst durch sie ein eigenes Herrschaftsgebiet unmittelbar beim Kloster geschaffen wurde. Erst zum 1. April 1897 wurde Burtscheid, das nach der Auflösung des Klosters als selbstständiger Ort weiterbestanden hatte, durch Eingemeindung zu einem Stadtteil Aachens.
Das typische Erscheinungsbild einer ottonischen Urkunde
Die Landschenkung Heinrichs II. an das Benediktinerkloster Burtscheid zeigt das typische Erscheinungsbild einer ottonischen Urkunde. Die verwendete Schrift ist die diplomatische Minuskel mit ausgeprägten Ober- und Unterlängen, besonders hervorzuhebende Textteile wurden noch stärker durch besonders langgezogene Buchstaben (litterae elongatae) betont. Dazu fallen im unteren Teil das Herrschermonogramm und das große, plastisch wirkende Siegel ins Auge. Eine solch aufwendige Gestaltung spiegelt das Bestreben wider, nicht nur den textlichen Inhalt festzuhalten und zu transportieren, sondern bereits auf den ersten Blick zu verdeutlichen, dass der Inhalt auf den Herrscher zurückgeht und dass die Urkunde als seine Stellvertretung diesen Inhalt garantiert.
Die Urkunde ist damit mehr als ihr reiner Text: Sie vertritt den Herrscher durch ihren Aufbau, sein Monogramm und sein Siegel, und sie soll auf schriftunkundige Betrachter schon allein durch ihre kunstvolle Ausführung eine Wirkung ausüben, die bereits Ehrfurcht hervorruft, bevor diesen der Text vorgetragen wird. Die Pergamenturkunde ist in lateinischer Sprache verfasst. Sie ist etwa 51 cm hoch und etwa 64 cm breit. Deutlich ins Auge springt das aufgedrückte Majestätssiegel in braunem Wachs, das einen Durchmesser von 7,8 cm hat.
Zur Feier des 1.000sten Geburtstags dieser Urkunde findet am Samstag, 20. Januar, ein so genannter Aktionstag im Centre Charlemagne statt. Der Aktionstag ist gleichzeitig Auftakt zur Ausstellung der Urkunde bis zum 25. Februar in der Dauerausstellung des Centre Charlemagne. Am Aktionstag informieren unter anderem verschiedene Vorträge über die Geschichte der Urkunde und stellen das Stadtarchiv, die Heimatfreunde Burtscheid und die Gesellschaft Burtscheid für Geschichte und Gegenwart ihre Aktivitäten vor. Wichtig: An diesem Tag ist die 1.000-jährige Urkunde kostenlos im Foyer des Centre Charlemagne zu sehen.