Das Archivale des Monats Juni 2018
- … zeigt ein Foto des brennenden Rathauses beim zweiten Stadtbrand Aachens im Jahre 1883.
- Über die Monheimsallee breitete das Feuer sich bis zum Markt aus und setzten Flugfeuer den Granusturm des Rathauses in Brand
- Dank der Hilfe zahlreicher Feuerwehren, Offiziere und Mannschaften des 53. Infanterie-Regiments sowie einer großen vollständig ausgerüsteten Feuerspritze wurde ein Ausmaß des Brandes wie beim ersten Stadtbrand Aachens 1656 verhindert
Die Archivale des Monats ist ein Foto aus dem Fotoatelier von Eugen Westendorp, das am Dahmengraben seinen Sitz hatte. Es zeigt das von der Theaterstraße aus fotografierte, brennende Rathaus.
Das Aachener Stadtarchiv zeigt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als Archivale des Monats. Die Archivale mit einem kurzen Begleittext wird entsprechend in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert. Die Archivale des Monats Juni 2018 zeigt ein Foto des brennenden Rathauses beim zweiten Stadtbrand Aachens im Jahre 1883 aus dem Fotoatelier Eugen Westendorp.
Vor 135 Jahren stand Aachen zum zweiten Mal in Flammen
Der 29. Juni 1883 verspricht in Aachen ein wunderschöner Sommertag zu werden. Wie schon in den vorangegangenen Tagen lacht die Sonne von einem wolkenlosen Himmel, und am frühen Nachmittag herrschen 30°C im Schatten. Dann jedoch bricht in Aachen eine Katastrophe los, wie sie 227 Jahre zuvor schon einmal stattgefunden hat: Aachen steht in Flammen.
Gegen 15 Uhr bricht in der chemischen Fabrik J. P. J. Monheim in der Antoniusstraße 26 ein Feuer aus, das sich - begünstigt durch starken Südostwind - rasend schnell über die ausgetrockneten Dächer der Nachbarhäuser ausbreitet. Über die Antoniusstraße sowie Klein- und Großkölnstraße führt der Weg des Feuers zum Markt, wo gegen 16.30 Uhr Flugfeuer den Granusturm des Rathauses in Brand setzt. Nach nur einer halben Stunde stürzt er in sich zusammen und setzt dadurch das Rathausdach sowie benachbarte Häuser in der Krämerstraße in Brand. Glücklicherweise hält das starke Gewölbe über dem Kaisersaal das Feuer ab, so dass das Rathaus durch den Brand lediglich sein Dach und beide Türme verliert. Doch das Feuer breitet sich noch weiter aus: über Markt, Pontstraße, Jakobstraße, Kockerellstraße, Judengasse, Königstraße wüten die Flammen bis hin zum Karlsgraben.
Benachbarte Feuerwehren eilen aus eigenem Antrieb zur Hilfe
Dass die Katastrophe nicht ein Ausmaß wie beim ersten Stadtbrand Aachens 1656 erreicht, ist vor allem auf den unermüdlichen Einsatz der vielen verschiedenen Feuerwehren zurückzuführen. Denn nicht nur die Aachener und Burtscheider Wehren sowie die ebenfalls herbeigerufenen Kräfte aus Köln und Düsseldorf kämpfen gegen die Flammen. Auch die benachbarten Feuerwehren aus Eupen, Stolberg, Mönchengladbach und Langerwehe eilen gegen Abend aus eigenem Antrieb zur Hilfe.
(v.l.n.r.) Dr. René Rohrkamp, Leiter des Aachener Stadtarchivs, Archivarin Nicole Brillo und Dipl. Ing. Jürgen Wolff, Leiter der Aachener Feuerwehr, präsentieren die Archivale des Monats Juni 2018.
Besonders dankenswert ist der der Einsatz des Feuerspritzen-Fabrikanten Hubert Beduwe, der mit all seinen Arbeitern und einer großen vollständig ausgerüsteten Spritze herbeieilt. Ihnen allen erweist sich eine feuerwehrtechnische Neuerung als besonders hilfreich - die erst 1880 errichtete städtische Hochdruckwasserleitung.
Unterstützung erfährt die Feuerwehr nicht zuletzt auch durch die Offiziere und die Mannschaften des 53. Infanterie-Regiments, das mithilft, Häuser und Straßen zu räumen sowie Wertgegenstände und Akten aus dem Rathaus zu bergen.
Die Ursache des Brandes wird nie geklärt
Die Flammen glimmen die ganze Nacht weiter und werden erst in der Nacht zum 1. Juli durch heftige Gewitterschauer vollständig gelöscht. Die Ursache des Brandes wird nie geklärt. Doch ob nun Sommerhitze die in der Fabrik gelagerten feuergefährlichen Stoffe entzündet oder ob es sich um eine Unvorsichtigkeit der im Lager beschäftigten Arbeiter gehandelt hat: am Ende werden durch den Brand außer dem Rathaus noch mehr als 30 weitere Gebäude teilweise oder völlig zerstört.