Das Archivale des Monats Dezember 2020 ….
- Die Illustration stammt aus einem kleinen Sammelband moralischer Schriften, der ursprünglich zur Bibliothek des Aachener Franziskanerklosters gehörte.
- Ins Stadtarchiv gelangte diese Handschrift über eine Schenkung. Der Aachener Rentner Dr. P. Wings übergab sie dem Archiv am Silvestertag 1886.
Das Aachener Stadtarchiv zeigt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als Archival des Monats. Das Stück mit einem kurzen Begleittext wird in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert. Das Archival des Monats zeigt im Dezember 2020 eine Darstellung von Maria mit dem Kinde aus dem 15. Jahrhundert
Im 15. Jahrhundert bewegte eine praktisch-moralische Mystik die Gläubigen vor allem am Niederrhein, und es waren allen voran die Klöster, die umfangreiche Bestände an solch religiöser Literatur zusammenstellten und erzeugten. In der Mitte des Jahrhunderts vereinte ein kleiner Sammelband moralische Schriften, die von verschiedener Hand (ab)geschrieben worden waren. Diese Handschrift gehörte ursprünglich zur Bibliothek des Aachener Franziskanerklosters am damaligen Harduinsgraben (Bereich der heutigen Hartmannstraße).
Bilder, die religiöse Motive zeigen
Das nur 14 x 11 Zentimeter große Buch hat 253 papierne Blätter. Zur Erbauung bereicherten es mehrere bunt ausgeführte Bilder, die verschiedene religiöse Motive zeigen, vornehmlich Bischöfe und Heilige, darunter auch Karl den Großen mit einem Modell des Aachener Doms in seiner Hand. Manche Seiten sind an ihren Rändern mit roter Tinte figural ausgeschmückt.
Religiös-moralische Schriften
Der Band enthält insgesamt elf Teile mit verschiedenen religiös-moralischen Schriften – zum Beispiel Betrachtungen über die Zehn Gebote, über die Ratschläge aus den Heiligen Evangelien, die den Menschen ins Himmelreich bringen, altväterliche Lehren oder auch eine Predigt über das Gleichnis vom Feigenbaum. Die Texte – bis auf zwei niederländische – sind in ripuarischer Sprache verfasst, der im Aachener Raum gesprochenen Variante der deutschen Sprache zu dieser Zeit.
Maria mit dem Kinde
Das Archival des Monats Dezember 2020 zeigt eine der Illustrationen aus dieser Handschrift. Zu sehen ist Maria, die ein blaues Kleid und eine Krone trägt. Auf ihrem Schoß sitzt das Christkind, das von Maria, nur mit einer Windel bekleidet, einem vor ihr knienden Mönch im Habit mit Kapuze, der einen einfachen weißen Kordel um die Hüfte geknotet trägt, gereicht wird. Der Mönch stellt den heiligen Franziskus dar. Neben seinen Knien liegt ein aufgeschlagenes Buch, wohl eine Bibel. Die Köpfe der dargestellten Personen sind jeweils mit einem Heiligenschein umgeben. In der linken oberen Bildecke sind die Buchstaben „IHS“ als im Mittelalter gerne verwendete Kurzform für Jesus zu erkennen; verbreitet ist auch die lateinische Lesart „Iesus Hominum Salvator“ („Jesus, der Retter der Menschen“).
Ins Stadtarchiv gelangte diese Handschrift über eine Schenkung. Am Silvestertag 1886 übergab sie der Aachener Rentner Dr. P. Wings dem Archiv.
Hierzu: Nörrenberg, C., Eine Aachener Handschrift des XV. Jahrhunderts, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins, 5. Bd (1883), S. 287-294