Das Archivale des Monats April 2023 …
· … zeigt eine Abendaufnahme der Wasserfontäne des Europaplatzes am Tag der Eröffnung am 24. April 1958, fotografiert von Josef Kuckartz.
· Zur Eröffnung des Streckenabschnittes von Aachen nach Verlautenheide, das damals zur Gemeinde Haaren gehörte, schnitt Bundesverkehrsminister Hans-Christoph Seebohm unter dem Beifall tausender Zuschauerinnen und Zuschauer ein weißes Band durch.
· Für die Stadt Aachen hatte der Autobahnanschluss auch die Förderung des Baus innerstädtischer großer Straßenzüge in Richtung Belgien und die Niederlande seitens des Landes NRW bedeutet; die Weiterführung durch die Stadt war ein Teil der Gesamtplanung.
©Stadtarchiv Aachen, Straßenfotos, Europaplatz, Zeitungsausschnittsammlung 25a-18
Die Autobahn 544, vor allem ihre Brücke über das Haarbachtal, ist gerade in aller Munde. Politik, Verwaltung und Gesellschaft diskutieren über die Auswirkungen ihres Abrisses und ihrer Erneuerung für die städtische Wirtschaft und den Verkehr. Anfang und Endpunkt der A 544 ist – je nach Fahrtrichtung – der Europaplatz. Seiner Einweihung am Vormittag des 24. April 1958 wohnten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger in Feststimmung bei.
Bundesverkehrsminister Seebohm übernimmt die Einweihung
Zur Eröffnung des Streckenabschnittes von Aachen nach Verlautenheide, das damals zur Gemeinde Haaren gehörte, schnitt Bundesverkehrsminister Hans-Christoph Seebohm unter dem Beifall tausender Zuschauerinnen und Zuschauer ein weißes Band durch. Kameras des Fernsehens und der Wochenschau filmten, wie hohe politische Vertreter mit Oberbürgermeister Hermann Heusch an dem neuen Wahrzeichen der Stadt entlangschritten und den Bundesminister verabschiedeten, der mit einem Fahrzeugkonvoi als erster den neuen Autobahnabschnitt für seine Abfahrt aus Aachen benutzte.
Neuer Platz als Tor nach Westen
Oberbürgermeister Heusch hatte in seiner Ansprache verkündet, dass er dem Rat der Stadt vorschlagen wolle, den neuen Platz „Europa-Platz“ zu nennen. Als Tor nach Westen sollte er für alle Freunde und Nachbarn immer offenstehen. Die Aachener Nachrichten berichteten damals: „Strahlender Sonnenschein, in dem sich die Tropfen der haushohen Fontäne brachen, ein Fahnenwald mit den Farben der Bundesrepublik, Belgiens, der Niederlande, Europas, Nordrhein-Westfalens, Aachens und des Landschaftsverbandes Rheinland als federführendem Bauherrn des Autobahnneubaus, die spalierstehenden Schülerlotsen und -lotsinnen in ihrer Tracht, ein Heer von Pressefotografen und -berichtern, dazu zahlreiche prominente Ehrengäste, Tausende von interessierten Zuschauern und nicht zuletzt die fleißig musizierende Kapelle des Eschweiler Bergwerks-Vereins bildeten schon lange vor Beginn der Ankunft des Ministers die farbenprächtige Kulisse des großen Ereignisses, das fast zu einem Volksfest wurde.“
Autobahn von Köln nach Aachen
Der 6,3 km lange Autobahnabschnitt bei Aachen war ein Teil der seit Juni 1955 fertig gestellten ersten 25,5 Gesamtkilometer der Strecke Köln-Aachen, für die 40 Brückenbauwerke mit einer Gesamtlänge von 2.500 Metern angelegt, 4,5 Mio. Kubikmeter Erde bewegt und 14 Straßenverlegungen vorgenommen worden waren. Zu diesem Zeitpunkt fehlte noch der 23 km lange Streckenabschnitt zwischen Buir und Frechen, um die Autobahn von Köln nach Aachen zu vervollständigen.
Für die Stadt Aachen hatte der Autobahnanschluss auch die Förderung des Baus innerstädtischer großer Straßenzüge in Richtung Belgien und die Niederlande seitens des Landes NRW bedeutet; die Weiterführung durch die Stadt war ein Teil der Gesamtplanung. Verkehrstechnisch günstig sah man damals die Möglichkeit, die Autobahn so nahe an die Innenstadt – der Hansemannplatz ist nur knapp einen Kilometer entfernt – heranführen zu können.
Verbindender Charakter der Autobahn
Nur 13 Jahre nach Kriegsende betonten die Redner bei der Einweihung 1958 den verbindenden Charakter der Autobahn zu den westlichen Nachbarn. Gedacht war der Aachener Autobahnabschnitt als Teil der damaligen, bis 1975 so genannten Europastraße 5, die über die Grenzen hinweg von London bis an die türkisch-syrische Grenze reichen sollte.
Im Geiste seiner Zeit schloss Bundesverkehrsminister Seebohm seine Rede mit dem Ausblick, dass die Straßen in erster Linie für die Menschen, nicht für die Wirtschaft da seien und durch sie bessere Möglichkeiten des Ausruhens und Erholens erschlossen werden könnten, denn durch sie lerne man die Landschaft kennen und schöpfe neue Freude und Lebensmut.
Der Teich des Europaplatzes hat rund 100 Meter Durchmesser, fasst circa 3.000 Kubikmeter Wasser und seine damals 26 Düsen schleuderten je Minute 10 Kubikmeter Wasser zu einer etwa 30 Meter hohen, mit Unterwasserscheinwerfern beleuchtbaren Fontäne hoch. Die Stadt hatte sich die Anlage des Platzes ungefähr 165.000 DM kosten lassen.