Volles Programm: UN-Generalsekretär António Guterres am Vortag des Karlspreises in Aachen
Dass der Stadt zwei große Tage bevorstehen, konnte jeder sehen, der sich am Mittwochmorgen rund um das Aachener Rathaus aufhielt. Bereits in den frühen Morgenstunden begannen die Vorbereitungen für den Besuch des designierten Karlspreisträgers, UN-Generalsekretär António Guterres. Volles Programm: Rund 4500 Schnittblumen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Aachener Stadtbetriebs in der Aula Carolina und im Krönungssaal sorgfältig in Arrangements gesteckt und platziert. Von 8 Uhr morgens bis in den Abend wurde geschnitten, gebunden und ausgerichtet.
Foto: Stadt Aachen
Überall wurde fleißig Hand angelegt: Die letzten Stühle zurechtgerückt, Bestecke und Gläser geputzt, Teppiche ausgerollt und Flaggen gehisst. Letztere wehten schon am Vormittag auf dem Markt im Wind, während wenige Meter entfernt die Gerüstbauer das letzte Geländer auf der Pressetribüne montierten – von wo aus am Donnerstag das traditionelle Foto nach dem Festakt um die Welt gehen wird. Im Krönungssaal probte das Orchester für den morgigen Auftritt und die Kameraleute für das beste Fernsehbild. Und auf dem Katschhof warteten Bühne, Tische, Bänke und Infostände darauf, ab 17 Uhr bei „Karlspreis LIVE“ ihrer Bestimmung nachzukommen.
Auch der designierte Preisträger hatte bereits ein volles Programm in Aachen hinter sich, als er beim Vorabend-Dinner in der Aula Carolina Platz nahm, um die Ansprache des Karlspreisträgers 2017, Gegenwartshistoriker und Schriftsteller Timothy Garton Ash, zu hören.
Fotos: Andreas Steindl
Bereits um 14.15 Uhr war Guterres in Aachen und machte zuerst an der RWTH Aachen halt, wo er im Hörsaalgebäude C.A.R.L. einen Vortrag über Multilateralismus hielt und sich im Anschluss den Fragen der vielen interessierten Studierenden stellte. Auf sehr ungezwungene Weise trat der UN-Generalsekretär in den Dialog mit dem jungen Publikum. Sein Appell: Nutzt Eure Talente, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Direkt danach nahm er am hochkarätig besetzten Karlspreis-Europa-Forum im Alten Kurhaus teil. Um 17 Uhr besuchte Guterres mit seiner Frau Catarina Vaz Pinto den Aachener Dom und ließ sich von Domprobst Manfred von Holtum bei einer privaten Führung in die Geschichte des Aachener Weltkulturerbes einweihen.
Zum Abschluss war Guterres am Abend bei „Karlspreis LIVE“ auf dem Katschhof zu Gast. Hier traf er auf die diesjährigen Jugendkarlspreisträger. „Ich freue mich hier in Aachen zu sein, wo man zwölf Jahrhunderte europäische Geschichte erlebt. Aachen ist das Zentrum der europäischen Einheit, schon durch Karl den Großen als Vater der europäischen Entwicklung. Das ist eine große Verantwortung. Wir müssen im 21. Jahrhundert Verantwortung tragen und beweisen, dass wir diesem Erbe gerecht werden“, sagte er.
Im Interview mit dem Chefredakteur der Aachener Zeitung und Aachener Nachrichten, Thomas Thelen, und Moderator Robert Esser, betonte Guterres, wie wichtig die Jugend für Europa sei, wie stolz es ihn mache, mit den Jugendkarlspreisträgern auf der Bühne zu stehen. „Den Karlspreis zu erhalten erfüllt mich mit Freude. Ich bin demütig, denn es ist ein wichtiger Preis, ein wichtiges Symbol für Europa. Doch noch wichtiger als dieser Preis ist der Jugendkarlspreis. Die jungen Menschen hier neben mir sind die Gegenwart und Zukunft Europas. Und sie spielen eine entscheidende Rolle für die größte Herausforderung vor der wir stehen: dem Klimawandel. Hier sagt die Jugend an, was wir für unseren Planeten tun müssen. Deshalb stehe ich hier voller Demut und freue mich, bei diesen jungen Menschen zu sein.“
In der Aula Carolina warteten, neben Festredner Timothy Garton Ash und vielen anderen geladenen Gästen, musikalische Beiträge der Violinistin Clara Shen und kulinarische Köstlichkeiten – unter anderem hausgebeizter Gewürzlachs mit Apfel-Radieschen-Confit und Coq au vin mit Erbsen-Minz-Püree – auf den designierten Karlspreisträger. Derart gestärkt und angeregt durch viele Gespräche kann Guterres bestens vorbereitet am morgigen Himmelfahrtstag in die Feierlichkeiten starten.