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Viel Plastikmüll im Bioabfall

„Wir wollen die Qualität des Bioabfalls deutlich steigern und Störstoffe aus dem wertvollen Material heraushalten, damit hochwertiger Kompost entstehen kann.“ Anja Maul, Sachbearbeiterin im Bereich Abfallwirtschaft des Aachener Stadtbetriebs, verdeutlicht an einer falsch befüllten Biotonne die Problematik, die sich im gesamten Stadtgebiet wiederfindet: Plastik, Verpackungsmaterialien, teilweise sogar Metall und Glas liegen vermischt in Küchenabfällen und Rasenschnitt. Viele Abfälle finden ihren Weg in die Biotonne; der Anteil der kompostierbaren Abfälle hingegen geht immer weiter zurück. Die Folge: Die Störstoffe können vor der Verarbeitung nicht aus dem Abfall herausgesiebt werden, da der Bioabfall zu nass und klebrig ist. Bioabfall ist ein wertvoller Rohstoff, um daraus Biogas und Kompost zu erzeugen. „Das erzeugte Biogas wird in der Vergärungsanlage in Würselen dafür genutzt, dass angrenzende Betriebe ihren Energiebedarf umweltschonend decken können. Das funktioniert aber nur, wenn genug Bioabfall in der Anlage verarbeitet werden kann“, erklärt Maul weiter.

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Plastik ist einer der häufigsten Störstoffe im Bioabfall: Anja Maul, Sachbearbeiterin im Bereich Abfallwirtschaft des Stadtbetriebs, und Marcel Daniels, Disponent der Abfallwirtschaft des Stadtbetriebs, kontrollieren Biobehälter in der Aachener Innenstadt. Fotos: ©Stadt Aachen/Harald Krömer

Fehlbefüllte Biobehälter werden nicht mehr geleert

Wegen des dringenden Handlungsbedarfs kontrollieren Mitarbeiter*innen der Abfallwirtschaft des Aachener Stadtbetriebs seit Januar die Biobehälter im Stadtgebiet. Seit April werden Tonnen, die wiederholt falsch befüllt wurden, nicht mehr geleert. Grundlage hierzu ist ein politischer Beschluss vom 21. November 2023, der nach intensiver Beratung wegen der aktuellen Situation und der Kostenentwicklung unausweichlich war. Ziel der Bioabfallkontrollen ist es, die Qualität des wertvollen Rohstoffes wieder deutlich zu verbessern.

Wird eine Fehlbefüllung der Biotonne festgestellt, werden die Eigentümer*innen vom Aachener Stadtbetrieb angeschrieben und haben dann drei Möglichkeiten:

1. Sie sortieren die Biotonne selbst und die Abholung erfolgt am nächsten Entleerungstag.

2. Sie füllen den Inhalt der Biotonne in den Restabfallbehälter oder in amtliche Restabfallsäcke. Die Abholung erfolgt am nächsten Entleerungstag.

3. Die Grundstückseigentümer*in oder die Hausverwaltung beauftragt eine kostenpflichtige Sonderleerung der Biotonne per Mail an abfallwirtschaft-stadtbetrieb@mail.aachen.de.

 

Rund 42.000 Biotonnen sind im Aachener Stadtgebiet aufgestellt. Zwischen April und Ende Juni wurden davon insgesamt 5.478 wegen einer Fehlbefüllung nicht geleert. Bei 157 davon wurde von den Eigentümer*innen eine kostenpflichte Sonderleerung beauftragt.

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Zur weiteren Verbesserung der Bioabfallqualität werden nun vereinzelt Biotonnen durch den Aachener Stadtbetrieb eingezogen. Dies betrifft die Grundstücke, bei denen bereits mehrfach eine Fehlbefüllung festgestellt und anschließend eine entsprechende Nachricht an den/die Grundstückseigentümer*in gesendet wurde.

Hier greift dann Paragraph 11 Nr. 9 der Abfallwirtschaftssatzung: Bei wiederholter Fehlbefüllung der Biotonne wird diese eingezogen und durch eine Restabfalltonne des gleichen Volumens ersetzt. Frühestens nach drei Monaten kann der/die Grundstückseigentümer*in wieder eine Biotonne beantragen. Dazu muss jedoch versichert werden, dass ab sofort die Bioabfälle richtig sortiert werden.

 

Zahlreiche Nachfragen

Weiterhin erreichen die Abfallberater*innen des Stadtbetriebs zahlreiche Nachfragen zum Bioabfall: Unter anderem, weil Tierstreu jeglicher Art nicht über die Biotonne entsorgt werden darf. Hintergrund ist, dass das Tierstreu mit Fäkalien verunreinigt ist und daher in den Restabfall muss.

 

Ein Hauptproblem sind jedoch weiterhin Plastiktüten, in denen der Bioabfall gesammelt wird. Dazu zählen auch vermeintlich kompostierbare Plastikbeutel, die von Herstellern als solche deklariert werden. Alle Plastiktüten, auch kompostierbare Plastiktüten mit dem Keimlingssymbol, dürfen in Aachen nicht verwendet werden.

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Anja Maul erklärt: „Es besteht leider ein Ungleichgewicht zwischen der DIN-Zertifizierung, die die Kompostierbarkeit von Kunststoffprodukten bestätigt, und dem Prozess in einer industriell betriebenen Kompostierungsanlage. Laut der DIN-Norm sollen 90 Prozent des Kunststoffproduktes innerhalb von sechs Monaten abgebaut sein. Der Prozess in einer industriell betriebenen Kompostierungsanlage ist jedoch in der Regel nur etwa 30 Tage lang. Dies bedeutet, dass am Ende des Prozesses in einer Kompostierungsanlage kein oder kein vollständiger Abbau der nach besagter DIN-Norm zertifizierten Bioplastikprodukte stattgefunden hat und diese somit im Kompost bleiben.“

 

Werden die Störstoffe wie Plastiktüten, Verpackungsmaterialien und Glas nicht entfernt, bleiben sie im Rohmaterial. „Während der anschließenden Aufbereitung werden diese Störstoffe mit dem Bioabfall gemeinsam vermischt. Dabei wandern die Plastikfetzen und Glasscherben mit durch jeden Verarbeitungsschritt und bleiben im fertigen Kompost“, erläutert Anja Maul. „Der fertige Kompost mit Mikroplastik und Glasscherben wird dann auf landwirtschaftliche Flächen oder auch im heimischen Garten als Bodenverbesserer eingesetzt und von dort ist der Weg in die Nahrungskette nur noch kurz.“

Alternativ kann der Bioabfall beispielsweise in Zeitungspapier eingewickelt werden. Der Kundenservice berät die Eigentümer*innen gerne und stellt kostenloses Informationsmaterial zur Verfügung, darunter Plakate und Flyer, auf Wunsch auch in verschiedenen Sprachen. Erfreulich: „An manchen Stellen bemerken wir eine leichte Verbesserung“, sagt Anja Maul.

04.07.2024