Bioabfallkontrolle: Ab April werden falsch befüllte Behälter nicht mehr geleert
„Wir wollen die Qualität des Bioabfalls deutlich steigern und Störstoffe aus dem wertvollen Material, aus dem hochwertiger Kompost entstehen kann, heraushalten.“ Anja Maul, Sachbearbeiterin im Bereich Abfallwirtschaft des Aachener Stadtbetriebs, verdeutlicht an einer falsch befüllten Biotonne die Problematik, die sich im gesamten Stadtgebiet wiederfindet: Plastik, Verpackungsmaterialien, teilweise sogar Metall und Glas liegen vermischt in Küchenabfällen und Rasenschnitt. Viele Abfälle finden ihren Weg in die Bio-Tonne; der Anteil der kompostierbaren Abfälle hingegen geht immer weiter zurück. Die Folge: Die Störstoffe können vor der Verarbeitung nicht aus dem Abfall herausgesiebt werden, da der Bioabfall zu nass und klebrig ist. „Es gibt einen enormen Verschmutzungsgrad“, sagt Anja Maul.
Plastik ist einer der häufigsten Störstoffe im Bioabfall: Anja Maul, Sachbearbeiterin im Bereich Abfallwirtschaft des Stadtbetriebs, und Marcel Daniels, Disponent der Abfallwirtschaft des Stadtbetriebs, kontrollieren Biobehälter in der Aachener Innenstadt. Fotos: ©Stadt Aachen/Harald Krömer
Wegen des dringenden Handlungsbedarfs kontrollieren Mitarbeiter*innen der Abfallwirtschaft des Aachener Stadtbetriebs seit Januar die Biobehälter im Stadtgebiet. Mehr als 4.000 Anschreiben wurden wegen falsch befüllter Bioabfallbehälter bereits an die jeweiligen Eigentümer*innen versendet. „Diese hohen Zahlen zeigen uns, wie wichtig es ist, so gut wie möglich aufzuklären. Wenn Plastik oder andere Störstoffe in Bioabfall geraten, gelangen sie in die Landwirtschaft und landen letzten Endes sogar in unseren Lebensmitteln“, erläutert Anja Maul.
Änderung ab April: Fehlbefüllte Biobehälter werden nicht mehr geleert
Nachdem betroffene Bürger*innen seit Januar über Fehlbefüllungen informiert wurden, verändert sich ab April das Verfahren: Stellen die Mitarbeiter*innen der Abfallwirtschaft bei den Sichtkontrollen grobe Verunreinigungen in den Biobehältern fest, bleiben die Tonnen ungeleert am Straßenrand stehen. Grundlage hierzu ist ein politischer Beschluss vom 21. November 2023, der nach intensiver Beratung aufgrund der aktuellen Situation und der Kostenentwicklung unausweichlich war.
Betroffene Eigentümer*innen haben dann drei Möglichkeiten:
1. Sie sortieren die Biotonne selbst und die Abholung erfolgt am nächsten Entleerungstag.
2. Sie füllen den Inhalt der Biotonne in den Restabfallbehälter oder in amtliche Restabfallsäcke. Die Abholung erfolgt am nächsten Entleerungstag.
3. Die Grundstückseigentümer*in oder die Hausverwaltung beauftragt eine kostenpflichtige Sonderleerung der Tonne per Mail an abfallwirtschaft-stadtbetrieb@mail.aachen.de.
Zahlreiche Nachfragen
„Die schlechte Qualität des Bioabfalls findet sich im gesamten Stadtgebiet“, betont Tino Grotenclos, Logistikleiter der Abfallwirtschaft des Aachener Stadtbetriebs. Ein Hauptproblem sind Plastiktüten, in denen der Bioabfall gesammelt wird. Dazu zählen auch vermeintlich kompostierbare Plastikbeutel, die von Herstellern als solche deklariert werden. Alle Plastiktüten, auch kompostierbare Plastiktüten mit dem Keimlingssymbol, dürfen in Aachen nicht verwendet werden.
Anja Maul betont, sie könne die Irritation über die, aus Sicht der Bürger*innen verwirrende Aussage zu den sogenannten biologisch abbaubaren Bioplastikbeuteln gut nachvollziehen. Sie erklärt: „Es besteht leider ein Ungleichgewicht zwischen der DIN-Zertifizierung, die die Kompostierbarkeit von Kunststoffprodukten bestätigt, und dem Prozess in einer industriell betriebenen Kompostierungsanlage. Laut der DIN-Norm sollen 90 Prozent des Kunststoffproduktes innerhalb von sechs Monaten abgebaut sein. Der Prozess in einer industriell betriebenen Kompostierungsanlage ist jedoch in der Regel nur etwa 30 Tage lang. Dies bedeutet, dass am Ende des Prozesses in einer Kompostierungsanlage kein oder kein vollständiger Abbau der nach besagter DIN-Norm zertifizierten Bioplastikprodukte stattgefunden hat und diese somit im Kompost bleiben.“
Jede Anlieferung an die Kompostierungsanlage wird durch den Anlagenbetreiber in fünf Bonitierungsstufen eingeteilt: von grün (gute Qualität) bis rot (schlechte Qualität, viele Verunreinigungen). Im Jahr 2023 waren die Anlieferungen der Bioabfälle aus dem Stadtgebiet Aachen folgendermaßen eingestuft: grün inkl. grün-gelb rund drei Prozent, gelb 52 Prozent und für alle schlechteren Anlieferungen (gelb-rot bis rot) etwa 45 Prozent. Ziel der Bioabfallkontrollen ist es, die Qualität des wertvollen Rohstoffes wieder deutlich zu verbessern.