Zwischenbilanz der Bioabfallkontrolle
Plastiktüten, Verpackungen aus Kunststoff, Metall und Glas – viele Abfälle finden derzeit ihren Weg in die Bio-Tonne. Der Anteil der kompostierbaren Abfälle hingegen geht immer weiter zurück. Die Qualität des Bioabfalls in Aachen lässt deutlich nach und das hat Folgen: Die Störstoffe können vor der Verarbeitung nicht aus dem Abfall herausgesiebt werden, da der Bioabfall zu nass und klebrig ist. „Es gibt einen enormen Verschmutzungsgrad“, sagt Dieter Lennartz, Geschäftsbereichsleiter Abfallwirtschaft des Aachener Stadtbetriebs. „Es besteht dringender Handlungsbedarf.“
Seit Januar kontrollieren daher die Mitarbeiter*innen der Abfallsammlung und die Waste Watcher des Aachener Stadtbetriebs stichprobenartig die Bioabfallbehälter in der Stadt Aachen – und werden dies auch weiterhin tun, wie Anja Maul, Sachbearbeiterin im Bereich Abfallwirtschaft des Stadtbetriebs, betont.
Bisher wurden 2.615 Anschreiben an Eigentümer*innen wegen fehlerhaft befüllter Biotonnen verschickt (Stand 14. Februar).
Prüfen künftig die Aachener Bioabfalltonnen auf Störstoffe: Mülllader des Aachener Stadtbetriebes. Fotos: Stadt Aachen/Andreas Herrmann
Zahlreiche Nachfragen
Dabei zieht sich die schlechte Qualität des Bioabfalls durch das gesamte Stadtgebiet. Ein Hauptproblem sind Plastiktüten, in denen der Bioabfall gesammelt wird. Dazu zählen auch vermeintlich kompostierbare Plastikbeutel, die von Herstellern als solche deklariert werden. Alle Plastiktüten, auch kompostierbare Plastiktüten mit dem Keimlingssysmbol, dürfen in Aachen nicht verwendet werden. „Wir erhalten zahlreiche Fragen, die sich auf diese Tüten beziehen“, sagt Anja Maul und betont, man könne die Irritation über die, aus Sicht der Bürger*innen verwirrende Aussage zu den sogenannten biologisch abbaubaren Bioplastikbeuteln gut nachvollziehen. Sie erklärt: „Es besteht leider ein Ungleichgewicht zwischen der DIN-Zertifizierung, die die Kompostierbarkeit von Kunststoffprodukten bestätigt, und dem Prozess in einer industriell betriebenen Kompostierungsanlage. Laut der DIN-Norm sollen 90 Prozent des Kunststoffproduktes innerhalb von sechs Monaten abgebaut sein. Der Prozess in einer industriell betriebenen Kompostierungsanlage ist jedoch in der Regel nur etwa 30 Tage lang. Dies bedeutet, dass am Ende des Prozesses in einer Kompostierungsanlage kein oder kein vollständiger Abbau der nach besagter DIN-Norm zertifizierten Bioplastikprodukte stattgefunden hat und diese somit im Kompost bleiben.“
Im Jahr 2023 gab es 2.564 Bioabfallanlieferungen aus der Stadt Aachen an der Kompostierungsanlage. Weniger als drei Prozent davon wurden als gut oder mit leichtem Verschmutzungsgrad deklariert. „Das bedeutet im Umkehrschluss, dass rund 97 Prozent der Anlieferungen so verschmutzt waren, dass diese teilweise nicht verwertet werden konnten“, erklärt Anja Maul.
Anja Maul, Sachbearbeiterin im Bereich Abfallwirtschaft des Aachener Stadtbetriebs, zeigt anhand von Informationsmaterial, welche Abfälle nicht in der Biotonne entsorgt werden sollten.
Ab April werden fehlbefüllte Biobehälter nicht mehr geleert
Der Stadtbetrieb wird bis Ende März die Bioabfallbehälter kontrollieren. „In ein paar Straßenzügen konnten wir bereits feststellen, dass es eine Besserung gegeben hat“, sagt Anja Maul. Ab April wird der Stadtbetrieb falsch befüllte Bio-Tonnen nicht mehr leeren. Stellen sie bei den Sichtkontrollen grobe Verunreinigungen fest, bleiben die Tonnen ungeleert am Straßenrand stehen.