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Mittelwald



 

Welch eine große Krone hat der Baum! Und warum hat der Stamm so wenige Äste? Der Baum sieht aus wie die Leier von Troubadix, nur viel größer. So knorrig wie der aussieht, kann es nur eine Eiche sein!

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Wie ist der Baum geworden, wie er ist?

Dieser Wald heißt Augustinerwald und liegt im Osten des Stadtwaldes (Nähe Camp Hitfeld). Er ist Jahrhunderte lang auf die gleiche Art bewirtschaftet worden, nämlich als Mittelwald. Wir müssen ein bißchen weiter ausholen, um zu beschreiben, was ein Mittelwald ist: Es gibt zwei grundlegende Arten, wie Bäume sich fortpflanzen, nämlich als Kernwuchs oder als Stockausschlag.

Bei der Bildung von Samen werden die Erbanlagen von Mutterpflanze und Vaterpflanze jedes Mal neu kombiniert. Jeder Samen ist einzigartig und auch jede Pflanze, die sich aus dem Samen entwickelt, hat eine einzigartige Kombination von Erbgut. Einen Wald, dessen Bäume sich aus Samen entwickelt haben und bis zu ihrer Endhöhe durchwachsen nennt man Hochwald.

Die Hochwaldwirtschaft ist mittlerweile in Mitteleuropa die dominante Waldbewirtschaftungsform. Die Bäume sind ausgewachsen tatsächlich sehr hoch. Buchen und Eichen erreichen Höhen zwischen 30 und 40 Metern, Douglasien werden bis zu 50 m hoch!

Viele Bäume können neue Triebe aus dem Wurzelstock bilden, nachdem man den Mutterbaum gefällt hat. Dieses Phänomen nennt man Stockausschlag. Einen Wald, der sich aus Stockausschlägen entwickelt hat und der in regelmäßigen Abständen zurückgeschnitten (z. B. alle 20-30 Jahre) wird, nennt man Niederwald.

Der Niederwald ist eine einfache Bewirtschaftungsform, welche schon die Römer angewandt haben .In der Aachener Mundart (Öcher Platt) nennen wir den Aachener Wald „Öcher Bösch“.Vom Mittelalter  bis in die frühe Neuzeit hinein hatte der Wald tatsächlich buschartige Strukturen und der Name war durchaus berechtigt.

Nun können wir einen Mittelwald definieren: ein Mittelwald ist eine Kombination aus einem Niederwald und einem Hochwald.

In relativ großen Abständen, über die Fläche verteilt, stehen die Bäume der Oberschicht, zum Beispiel Eichen.

Bei der Ernte der Unterschicht (vor allem Brennholz) werden auch einige wenige Bäume der Oberschicht gefällt, und neue nachgepflanzt. Die restlichen Bäume in der Oberschicht bleiben weitere 30 Jahre stehen. Das Alter der Oberschichtbäume beträgt ein Vielfaches der Zeit die eine Generation Unterwuchs (die Mittelwaldkomponente Niederwald) zwischen zwei Ernten zum Wachstum braucht. Die Oberschichtbäume sind astfrei bis zur Höhe, die die Unterschichtbäume in diesen 30 Jahren erreichen.

Diese Kombination, also der Mittelwald, liefert in regelmäßigen Abständen sowohl Brennholz in kleineren Dimensionen aus der Unterschicht als auch starkes Bau- oder Sägeholz aus der Oberschicht.

Heutzutage gibt es in Deutschland nicht mehr viel Mittelwald und kaum noch Niederwald. Diese Waldbausysteme wurden durch Hochwald ersetzt.

Bei unseren Nachbarn in der niederländischen Provinz Südlimburg gibt es aber noch ein paar Mittelwälder.