Was ist das für eine grüne Wand, undurchdringlich wie ein Urwald?
Es handelt sich hier um ein sogenanntes Plentergefüge. Dabei stehen Bäume allen Alters und aller Dimensionen neben-und untereinander.
Sieht tatsächlich aus wie ein Urwald. Ist aber keiner! Eine Plenterstruktur entsteht erst durch immer wiederkehrende Eingriffe des Menschen. Wenn man den Wald sich selbst überlässt, schließt sich das Kronendach und es wird für einige Jahrzehnte dunkel im Wald.
Nur wenn einer der alten Bäume stirbt kommt so viel Licht an den Boden, dass junge Bäume nachwachsen können. Wenn man einen strukturierten Wald haben möchte, muss man immer wieder starke Bäume fällen oder Jahrhunderte warten, bis sich wieder urwaldartige Strukturen gebildet haben. Natürlicherweise kommen Plenterstrukturen nur sehr selten vor. Für eine Plenterung eignen sich am besten schattenertragende Baumarten wie Tanne und Buche.
Wirkliche Plenterwälder sind selten. Sie kommen beispielsweise dort vor, wo die Tanne sich natürlich verjüngt. Plenterwälder finden sich im Schwarzwald, im Französischen und Schweizer Jura, im Allgäu, im Emmental (Schweiz) oder in Slowenien. In Plenterwäldern fällt man überwiegend wenige dicke Bäume und verhältnismäßig wenige von den dünnen. Das ist auf zweifache Weise ökonomisch vorteilhaft. Für die dicken Bäume bekommt der Waldbesitzer mehr Geld als für die dünnen und wenn man einen dicken Baum fällt hat man weniger zu tun als wenn man zwei oder drei dünnere Bäume fällt, die zusammengenommen die gleiche Masse haben wie der eine dicke Baum. Das senkt die Kosten.
Das bemerkenswerteste am Wirtschaften mit Plenterwäldern ist, dass man kontinuierlich Holz ernten kann. Selbst auf kleinster Fläche gibt es einen regelmäßigen Ertrag, weil immer mal wieder ein dicker Baum gefällt werden kann .So hat sich der Plenterwald als Bauernwald entwickelt. Ein Waldbauer ist meist auf regelmäßige Einnahmen angewiesen. Das funktioniert mit Plenterwäldern besser als bei der Kahlschlagsnutzung. Dort fällt in kurzer Zeit viel Ertrag an und dann wieder folgen Phasen, in denen gar nichts geerntet werden kann.
Noch etwas: Manchmal findet man im Halbschatten des Waldes hüfthohe Buchen. Man sollte meinen, dass es sich hier um junge Bäume handelt. So eine kleine Buche kann aber gut fünfzig Jahre alt sein. Buchen überleben selbst im tiefen Schatten. Sie wachsen dann zwar nicht stark, aber sie überleben. Wenn sie dann plötzlich Licht bekommen, weil ein dicker Baum gefällt wird, wachsen sie in die Höhe.
Ein Plenterwald ist ein Mischwald, bei dem kleine wie große Bäume auf engem Raum nebeneinanderstehen. So entstehen ganz unterschiedliche Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Vor allem Höhlen- und Kronenbrüter nehmen die außergewöhnlich dicken Bäume zum Brüten an.
Pflanzen, die Schatten ertragen, profitieren von der Plenterwaldwirtschaft. Plenterwälder sind widerstandsfähig gegen Störungen wie etwa Windwurf und nur geringen Schwankungen im Wasser-und Stoffhaushalt ausgesetzt. Darum wirken sie als stabilisierendes Landschaftselement.