Dr. Thomas Kraus, ehemaliger Archivdirektor des Stadtarchivs Aachen, verstorben
Foto: StadtAachen/Angelika Pauels
Dr. Thomas Kraus, seit 1979 als Archivar des höheren Dienstes und stellvertretender Leiter in Diensten des Stadtarchivs Aachen und ab 1997 bis 2014 als Nachfolger von Dr. Herbert Lepper sein Direktor, ist am Abend des 12. April 2019 unerwartet verstorben. Er wurde 70 Jahre alt.
Dr. Kraus, geboren in Recklinghausen, wurde im Wintersemester 1977/78 an der Ruhr-Universität Bochum promoviert mit seiner Arbeit über „Die Entstehung der Landesherrschaft der Grafen von Berg bis zum Jahre 1225“. Sein Doktorvater war Prof. Dr. Franz-Josef Schmale.
Von 1977 bis 1979 absolvierte er sein Archivreferendariat beim Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und der Archivschule Marburg. Direkt im Anschluss an sein Referendariat kam er als Archivar nach Aachen. Sein Auftrag wurde es, die „Regesten der Reichsstadt Aachen“, ein großes, überregional beachtetes Forschungsprojekt, das seine Anfänge bei der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde im Jahr 1917 hat, fortzuschreiben. Von 1999 bis 2012 veröffentlichte er fünf Bände (Bde 3 bis 7 für den Zeitraum 1351-1400) in dieser Reihe der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Ein weiterer Band für den Zeitraum 1400 bis 1415 stand kurz vor dem Abschluss.
Besonders hervor trat Dr. Kraus, der zahlreiche Publikationen zur Aachener Stadtgeschichte vorweisen konnte, bei der Erarbeitung einer großen Ausstellung zu Aachen in französischer Zeit, die zum 200. Jahrestag der ersten Aachener Besetzung durch französische Truppen im Jahre 1994 im Krönungssaal des Rathauses gezeigt wurde. Dazu verfasste Dr. Kraus einen umfassenden Katalog, der als Grundlagenwerk gilt.
Besondere Verdienste hat sich Dr. Kraus um ein weiteres großes Publikationsprojekt zur Aachener Stadtgeschichte erworben: Er war von Beginn an einer der Herausgeber der gerade entstehenden, mehrbändigen Aachener Stadtgeschichte („Aachen – Von den Anfängen bis zur Gegenwart“). Er trat für die ersten fünf Bände als Herausgeber auf; er selbst verfasste die Bände 3.1 und 3.2 zur mittelalterlichen Geschichte Aachens; erst im Dezember veröffentlichte er den Band 5 zur französischen Zeit in Aachen von 1792 bis 1814.
Nach vielen, stetigen Versuchen gelang es Dr. Kraus zum Ende seiner Berufslaufbahn auch, das Stadtarchiv in neuen, besser geeigneten Räumen anzusiedeln; sicherlich ein Höhepunkt seiner beruflichen Laufbahn. Vom historischen Grashaus, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Archiv- und Bibliothekszweckbau umgebaut worden war, aber die räumlichen Anforderungen nicht mehr erfüllte, zog das Stadtarchiv in die „Nadelfabrik“ am Reichsweg. Dort hat es seit Juni 2012 seinen Platz.
Auch und gerade im Aachener Geschichtsverein war Dr. Kraus sehr aktiv. Er stand dem Verein von 1996 bis 2014 vor – zunächst für einige Monate kommissarisch – und gehörte bis zu seinem Tod zum Vereinsvorstand und zu den Herausgebern der überregional renommierten Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins. Hinzu kamen zahlreiche weitere Mitgliedschaften in geschichtswissenschaftlichen Vereinigungen wie z. B. zum Brauweiler Kreis, zum Geschichtsverein für das Bistum Aachen und zur Rheinischen Gesellschaft für Geschichtskunde.
Zum Stadtarchiv Aachen sowie seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hielt Dr. Kraus weiterhin sehr guten Kontakt. Er besuchte unser Haus regelmäßig für seine Forschungen.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtarchivs bedauern sehr, mit Dr. Kraus einen so ausgewiesenen Kenner der Aachener Stadtgeschichte und unserer Regionalgeschichte verloren zu haben. Wir werden in stets in ehrender Erinnerung behalten!