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Januar 2016

  • Stadtoriginal Lennet Kann starb vor genau 100 Jahren
  • Er fehlte selten bei Umzügen und Studentenpartys  
  • Seine übrige Zeit verbrachte Lennet Kann häufig im Aachener Wald


Archivleiter Dr. René Rohrkamp, Karl Allgaier und Manfred Birmans vom Verein "Öcher Platt" sowie die stellvertretende Archivleiterin Angelika Pauels, (v.l.n. r.) präsentieren die Archivalie des Monats Januar 2016. © Stadt Aachen/Nadine Jungblut

Das Aachener Stadtarchiv zeigt seit kurzem aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als "Archivalie des Monats". Die jeweilige Archivalie mit einem kurzen Begleittext wird dann einen Monat lang in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert. Im Januar erinnert das Team des Stadtarchivs unter Leitung von Dr. René Rohrkamp so an den Tod des Aachener Stadtoriginals Lennet Kann vor genau 100 Jahren.

Ein gepflegter, ruhiger Zeitgenosse, der vom Betteln lebte

Mitte des 19. Jahrhunderts in ärmlichen Verhältnissen geboren, wuchs der auffallend schlanke, lang aufgewachsene Lennet Kann, der in Wahrheit Leonhard Kahn hieß, und eine leichte Behinderung - heute würde man von Lernbehinderung sprechen - hatte, wohlbehütet bei seiner Mutter auf. Als Leonhard Kahn Mitte 20 ist und die Mutter verstirbt, lebt er fortan von der Unterstützung durch die Aachener Armenverwaltung, den Gaben mildtätiger Bürger und dem Betteln. Tagsüber hielt er sich viel auf den Straßen Aachens auf. An den Nachmittagen und vor allem an den Wochenenden war er mit Vorliebe im Wald im Umfeld der Waldgaststätten "Waldschlößchen" und "Waldschenke" , wo er fleißig bei den Ausflüglern bettelte, um seinen Tabakkonsum zu finanzieren. In seiner naiv-freundlichen Art wurde er oft zum Zielobjekt feixender Straßenkinder und zu einer Art "Maskottchen" für Studentengruppen, die ihn, der begeistert bei Umzügen, Prozessionen und Beerdigungen mitging, entsprechend ausstaffierten.

Ein Postkartenfoto zeigt ihn auf der Lütticher Straße, im Hintergrund das "Waldschlößchen" (nahe Gut Entenpfuhl). Im Aachener Wald brach er am 5. Januar 1916 auch bei einem Spaziergang zusammen. Er wurde zwar noch ins Elisabethkrankenhaus gebracht, wo man ihm allerdings nicht mehr helfen konnte. Die Sterbeurkunde dokumentiert den Tod der in Aachen noch heute bekannten Traditionsfigur.

Ein bekannten Karnevalslied zur Präsentation
Präsentiert wurde die aktuelle "Archivalie des Monats" von Karl Allgaier und Manfred Birmans vom Verein "Öcher Platt", die dabei gemeinsam mit Archivleiter René Rohrkamp und seiner Stellvertreterin Angelika Pauels lautstark den Refrain des bekannten Karnevalslieds "Dat es der Lennet Kann, dat es der Lennet Kann. Dat es der Lennet, va Oche der schönnste Mann" zu Gehör gaben.


Mit dem Verein "Öcher Platt" findet am Donnerstag, 21. Januar, um 19 Uhr im Stauferkeller im Haus Löwenstein auch ein Vortrag von Angelika Pauels zum Thema "D‘r Lennet Kann - Dichtung und Wahrheit" statt.



Die Sterbeurkunde dokumentiert den Tod der in Aachen noch heute bekannten Traditionsfigur. © Stadt Aachen/Nadine Jungblut