Ein überzeugter Aachener: Vor 40 Jahren verstarb Dombaumeister Leo Hugot
- Am 26. August 1982 verstarb unerwartet der Architekt, Stadtkonservator, Dombaumeister, Bauforscher und Archäologe Leo Hugot.
- 1974 wurde Leo Hugot zum Dombaumeister berufen.
- Sein Nachlass befindet sich im Stadtarchiv der Stadt Aachen.
Vor 40 Jahren, am 26. August 1982, verstarb unerwartet mit nur 57 Jahren der Architekt, Stadtkonservator, Dombaumeister, Bauforscher und Archäologe Leo Hugot. Während einer Besprechung in seinem Arbeitszimmer erlitt der 57-jährige einen Herzinfarkt, den er nicht überlebte.
Der damalige Oberstadtdirektor, Heiner Berger, würdigte die Arbeit des Dombaummeisters: „Was Leo Hugot auszeichnete, war, daß er ein begnadeter Architekt, ein über den Paragraphen stehender Stadtkonservator und in der Geschichtlichkeit einmaliger Dombaumeister war.“
Das Foto zeigt Leo Hugot ca. 1969 bei einem Vortrag im Freien.© Stadtarchiv Aachen (StAAc), Fotograf*in unbekannt
Ein überzeugter Aachener
Geboren am 3. Januar 1925 in Burtscheid trat Hugot bereits in frühen Kindertagen in den Aachener Domchor ein. Noch während seiner Schulzeit am Kaiser-Karls-Gymnasium wurde er 1943 zum Wehrdienst einberufen. Er geriet in Kriegsgefangenschaft und kehrte erst 1946 zurück. Nach seiner Rückkehr nach Aachen holte er sein Abitur nach und begann ein Architekturstudium an der RWTH, das er 1954 abschloss. Bereits während des Studiums arbeitete er als Baupraktikant an der Dombauhütte, wo Dombaumeister Felix Kreusch ihn später zum örtlichen Bauleiter beförderte. In den darauffolgenden Jahren begleitete Leo Hugot zahlreiche Projekte und schloss 1958 den Wiederaufbau von St. Foillan und den Einbau der Marienglocke im Domturm ab
Promotion an der RWTH Aachen
Mit einer Arbeit über die Abtei Kornelimünster promovierte er 1965 an der RWTH Aachen und wurde nur vier Jahre später zum Stadtkonservator berufen. In dieser Funktion trieb er die Stadtkernsanierung voran und versuchte, möglichst viele denkmalswerte Häuser oder zumindest ihre Fassade zu erhalten.
Für seine Arbeit fand er über die Stadtgrenzen hinaus große Anerkennung und erhielt 1975 den Architekturpreis NRW des Bundes Deutscher Architekten und ein Jahr später den Albert-Steeger-Preis des Landschaftsverbands Rheinland. Im Jahr seiner Promotion stellte Hugot im Rahmen einer Ausstellung über Karl den Großen, die vom Europarat unterstützt wurde, sein erstes Pfalzmodell vor. 1978 vollendete er den Wiederaufbau der beiden Rathaustürme und war verantwortlich für die Neuinstallation des Glockenspiels. Seine Projekte begleitete er oft selbst archäologisch. Funde, die zum Beispiel beim Bau seines Wohnhauses am Hof 9 – dort betrieb er auch sein Architekturbüro – entdeckt wurden, verzeichnete und beschrieb er selbst.
Dombaumeister Dr. Leo Hugot
Im April 1974 ernannte das Domkapitel Hugot zum Dombaumeister; für Hugot, den überzeugten Aachener, schloss sich damit der Kreis, den zu zeichnen er als Praktikant Anfang der 1950er-Jahre begonnen hatte. Hugot erforschte den Dom intensiv und analysierte die Vorgehensweise der historischen Baumeister und Architekten, indem er ihre mathematischen Berechnungen, Zahlenschemata und Maßsysteme nachzuvollziehen und in ihre Sinnzusammenhänge einzuordnen versuchte. Er befasste sich aber nicht nur mit dem Wiederaufbau, der Restaurierung, dem Umbau und der Ausstattung des Aachener Doms, sondern auch zahlreicher anderer Kirchen wie zum Beispiel der Abtei in Kornelimünster oder St. Gereon und St. Kunibert in Köln. Hugot war auch am Bau der neuen Domschatzkammer beteiligt, die zur Heiligtumsfahrt 1979 eröffnet wurde; in demselben Jahr wurden auch die von Hugot initiierten, modern verglasten Chorhallenfenster eingeweiht.
Leo Hugot, Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, hinterließ bei seinem Tod seine Ehefrau Dorothea, mit der er seit 1956 verheiratet war, sowie zwei Töchter und zwei Söhne. Er liegt in der Familiengruft auf dem Burtscheider Heißbergfriedhof begraben. Sein Nachlass befindet sich im Stadtarchiv Aachen.