„Sie kommen nicht nur, weil es im Dienstplan steht“
- Der Ordnungs- und Sicherheitsdienst der Stadt Aachen gehört zu den starken kommunalen Ordnungsdiensten in Nordrhein-Westfalen.
- Angefangen mit vier Personen, ist der OSD auf jetzt 31 gewachsen, über 20 Stellen können noch besetzt werden.
- Das Aufgabengebiet des OSD ist groß und wird an 363 Tagen im Jahr, werktags von 9 bis 1 Uhr, freitags und samstags von 11 bis 3 Uhr bearbeitet.
Für das Gruppenfoto kommen über 20 Männer und Frauen in blauer Uniform zusammen. Einige tragen dazu ein hellblaues Hemd, andere Pullover oder Jacken – aber alle tragen eine Schutzweste. So sehen die Kolleg*innen des Ordnungs- und Sicherheitsdiensts (OSD) zur Jubiläumsveranstaltung anlässlich des 25-jährigen Bestehens aus. Aber so sahen sie nicht immer aus. Als der OSD am 1. Oktober 1998 als „Innenstadtüberwachungsdienst“ gegründet wurde, gab es noch keine Dienstkleidung. „Die ersten vier Kollegen, die aus anderen Bereichen der Verwaltung in den Dienst genommen wurden, wurden kurzerhand zur Jeanskiste geschickt und mit blauen Jeans eingekleidet“, sagte Fachbereichsleiter Armin Bergstein in seiner Begrüßung zum Auftakt der Feier. Aber nicht nur die Bezeichnung und die Ausstattung der Mitarbeitenden hat sich in den letzten 25 geändert.
Die Kolleg*innen des OSD feiern gemeinsam mit Armin Bergstein, Fachbereichsleiter Sicherheit und Ordnung (links), Susanne Aumann, Abteilungsleiterin Außendienste (2.Reihe links), Ordnungsdezernentin Annekathrin Grehling (vorne links), Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen (vorne Mitte) und Teamleiterin Nicole Kuhn (rechts) das 25-jährige Jubiläum. (Foto: Stadt Aachen/Linda Plesch)
Flexibilität und Menschlichkeit
Seit einem Vierteljahrhundert leistet der Ordnungs- und Sicherheitsdienst seinen Beitrag zur Sicherheit und Ordnung in Aachen. Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen würdigte die Arbeit des OSD im Rahmen des Festakts so: „Was Sie tun, ist wertvoll. Sie sind täglich auf den Straßen unterwegs, um für ein angenehmes und sicheres Lebensumfeld für die Bürgerinnen und Bürger zu sorgen. Sich sicher zu fühlen ist eine Voraussetzung dafür, sich in der Stadt wohlzufühlen.“ Der OSD sorgt nicht nur für Sicherheit und Ordnung im Aachener Stadtgebiet, sondern unterstützt auch viele andere Fachbereiche im Zusammenspiel mit der gesamten Stadtverwaltung – ein hervorragendes Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit. Ob im Fachbereich Klima und Umwelt, im Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration oder im Fachbereich Kinder, Jugend und Schule: Wenn Kolleg*innen bei der Durchsetzung ihrer Maßnahmen interne Vollzugshilfe benötigen, ist der OSD zur Stelle. Die Arbeit der Kolleg*innen ist zudem geprägt von einem hohen Maß an Flexibilität und einem hohen Maß an Menschlichkeit. Daher richtete die Oberbürgermeisterin ihren persönlichen Dank verbunden mit Anerkennung an die Kolleg*innen: „Sie leisten mehr als Dienst nach Vorschrift.“
Vielfältige Tätigkeiten – Zahlen Daten, Fakten
Der Zuständigkeitsbereich des OSD umfasst 160 Quadratkilometer und erstreckt sich heute auf alle Außenbezirke von Schmithof bis Horbach. Nicht nur das unterscheidet sich vom einst gegründeten „Innenstadtüberwachungsdienst“. Auch die Aufgabeninhalte, die persönlichen Anforderungen und die Erwartungen sind gewachsen. Ebenso hat sich das Verhältnis von Bürger*innen und Behörde verändert.
Stadtdirektorin und Ordnungsdezernentin Annekathrin Grehling erinnerte in ihrer Festrede an die Anfangszeit, wie umfassend, detailliert und unter großer Anspannung Veranstaltungen am Katschhof geplant wurden: „Tokio Hotel und die Fangemeinde am Vortag schienen die größte Herausforderung. Heute gehört dies zu unserem Tagesgeschäft – standardisiert und in geübter Zusammenarbeit zwischen Innen- und Außendienst.“
Volle Aufmerksamkeit: Die Kollegen des OSD folgen der Festrede von Ordnungsdezernentin Annekathrin Grehling. (Foto: Stadt Aachen/Linda Plesch)
Die Mitarbeitenden verrichten ihren Dienst bei Wind und Wetter. 363 Tage im Jahr, werktags von 9 bis 1 Uhr, freitags und samstags von 11 bis 3 Uhr. Die OSD-Dienstzeiten in Aachen gehören landesweit zu den umfassendsten Dienstzeiten. Das Aufgabengebiet ist groß. Dazu gehört die Überwachung von Straßen, Plätzen, Wegen und Grünanlagen im Rahmen der ordnungsbehördlichen Verordnungen, die Einhaltung der Lärmschutzvorschriften, insbesondere der Nachtruhe. Allein über 1.000 gemeldeten Ruhestörungen geht der OSD jährlich nach. Die Unterbringung von psychisch kranken Menschen, zuletzt wurden in einem Jahr 750 Menschen durch den OSD nach dem sogenannten PsychKG (Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten) untergebracht. Das sind mehr als zwei Fälle pro Tag. Darüber hinaus gehören zu den regelmäßigen Tätigkeiten des OSD Ladenschlusskontrollen, die Überwachung des Sonn- und Feiertagsgesetzes sowie Gewerbe- und Gaststättenüberwachung, um nur einige weitere zu nennen.
Besondere Einsatzlagen
Auch in besonderen Einsatzlagen sind die OSD-Kräfte immer zur Stelle. Zum Beispiel als im letzten Jahr die Evakuierung von 3.800 Menschen binnen 24 Stunden im Aachener Süden anlässlich des Funds einer 500 Kilogramm schweren Weltkriegsbombe anstand. „Ich will und muss aber auch an die fürchterliche Flut 2021 erinnern. Sie alle standen Tag und Nacht bereit, haben unterstützt, haben geholfen so gut es nur ging und mehr. Hier, wie in vielen anderen Situationen, waren Sie da, meldeten sich aus Urlaub oder Freizeit in den Dienst, waren wie selbstverständlich im Einsatz“, so Grehling weiter. Sie nutzte die Gelegenheit, allen ausdrücklich zu danken: „Sie kommen nicht nur, weil es in Ihrem Dienstplan steht. Ich danke jedem, jeder einzelnen von Ihnen, gleich an welcher Stelle Sie für den OSD stehen, ob im ‚Back Office‘ oder auf der Straße. Und ich hoffe, dass es uns bald gelingen wird, die noch offenen Stellen zu besetzen und die zusammengewachsene Familie OSD wie es erforderlich ist zu vergrößern.“
Zusammenarbeit mit der Polizei – nicht nur in Krisen
Zusammengewachsen ist über die Jahre die Ordnungspartnerschaft Polizei und Stadt Aachen, die ebenfalls im Jahr 1998 gegründet wurde und sich über die Jahre entwickelt hat. Eine Partnerschaft, die in Aachen vertrauensvoll gelebt wird, nicht nur in Krisensituationen wie der Corona-Pandemie. Als sichtbares Zeichen für das zusammengewachsene Verhältnis steht die gemeinsame Anlaufstelle in der Peterstraße.
Null Toleranz und Eingriffstraining
Die Einsätze der Ordnungskräfte treffen nicht immer auf Verständnis. Oftmals werden die Mitarbeitenden des OSD bei ihrem Dienst beleidigt, vereinzelt auch bespuckt oder gar körperlich angegriffen. Eine Entwicklung, die zugenommen hat, wie leider auch wieder der vergangene Monat gezeigt hat. So wurden bei zwei Widerständen fünf Mitarbeitende des OSD verletzt. „Wir engagieren uns daher nicht nur in präventiven Sicherheitsnetzwerken wie beispielsweise ‚Sicherheit im Dienst‘, sondern verfolgen bei der Stadt auch eine Null-Toleranz-Strategie und bringen jeden gemeldeten Vorfall zur Strafanzeige“, erklärte die Ordnungsdezernentin. In den vergangenen Jahren wurden zusätzliche Trainingseinheiten eingeführt und präventive Schulungsseminare entwickelt. Des Weiteren hat der Stadtrat in diesem Jahr die Einführung von Bodycams im Ordnungs- und Sicherheitsdienst beschlossen, die zeitnah, zunächst im Wege einer zweijährigen Testphase mit anschließender wissenschaftlicher Evaluation, beschafft und eingesetzt werden sollen.
Rückblick, Ausblick und Wünsche
Einen Blick zurück und auch in die Zukunft warfen Ordnungsamtsleiter Armin Bergstein und der Leitende Polizeidirektor Wilhelm Sauer als Direktionsleiter Gefahrenabwehr und Einsatz des Polizeipräsidiums Aachen gemeinsam mit der OSD-Mitarbeiterin Lea Lennartz und Bernd Uwe Consten als langjährigem Trainer in der Aus- und Fortbildung. Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Susanne Aumann, Leiterin der Abteilung Außendienste. Sauer erinnerte sich an eine Meldung im Jahr 1998 zur Gründung der Innenstadtüberwachung: „Es war weniger ein Verständnis des Miteinanders. Man sah es eher so: ‚Ok, die Stadt macht da jetzt was, dann halten wir uns lieber mal raus‘, also ein Verständnis des ‚Wer macht was?‘“ Er bewertet die Entwicklung der Zusammenarbeit heute als sehr positiv.
Im Gespräch: Abteilungsleiterin Außendienste, Susanne Aumann (Mitte), moderiert die Talkrunde mit Bernd Uwe Consten, Trainer in der Aus- und Fortbildung, dem Leitenden Polizeidirektor Wilhelm Sauer, OSD-Mitarbeiterin Lea Lennartz und Ordnungsamtsleiter Armin Bergstein (v.l.n.r.). Foto: Stadt Aachen/Linda Plesch)
Lea Lennartz war 1998, als der OSD gegründet wurde, noch nicht einmal geboren. Im Rahmen ihrer Verwaltungsausbildung hatte sie das erste Mal Kontakt mit dem OSD. In Kombination mit Susanne Aumann, die sie als Dozentin in Ordnungsrecht erlebte, wuchs in ihr die Überzeugung, nach ihrer Ausbildung nicht am Schreibtisch arbeiten zu wollen, sondern auf Aachens Straßen. „Kaum jemand weiß, was das Ordnungsamt alles macht. Es wäre toll, wenn auch junge Menschen darüber früher informiert würden“, sagte Lennartz und verband ihr Statement mit dem Wunsch nach mehr Aufklärungsarbeit an Schulen oder über Social Media. Bergstein und Consten waren sich einig in dem Wunsch, dass der Ordnungsdienst an Behörden- und Sicherheitsfunk angeschlossen werden müsste. „Schließlich ist das Ordnungsamt die einzige Behörde, in der das Wort ‚Ordnung‘ vorkommt“, so Consten.
Bergstein ergänzte: „Die Ausbildung der Ordnungskräfte müsste im Land NRW vereinheitlicht werden, die Kolleg*innen müssten entsprechend ausgestattet sein.“
Bis dahin ist es sicherlich noch ein langer Weg. Klar ist: Der Aachener OSD entwickelt sich stetig weiter und bleibt am Puls der Zeit – auch die kommenden 25 Jahre.