Aachener Bäche sichtbar und erlebbar machen
Aktuelles
Am 18. März 2024 nahm die Stadt Aachen in Berlin den Förderbescheid für den Baustein 1: Bachoffenlegung in Klappergasse und Rennbahn entgegen.
(Bild: Christian Reichel)
Anlass und Ziel
Heiße Thermalquellen und kalte Bäche sind wesentliche Voraussetzung für die Gründung und weitere Entwicklung Aachens. Insbesondere Gewerbe, Industrie und der (Bäder)Tourismus haben maßgeblich von Aachener Quellen und Bächen profitiert. Die Rolle des Wassers als identitätsstiftendes Element ist fest verankert in der Aachener Stadtgesellschaft, die Sichtbarmachung der verrohrten Bäche seit vielen Jahren Zielsetzung der Aachener Stadtentwicklung wie beispielsweise im Innenstadtkonzept 2022 (ISK 2022) und dem Masterplan Aachen*2030.
Der bereits in Abschnitten offen fließende Johannisbach zeigt vor allem rund um den beliebten Lindenplatz, wie erlebbares Wasser Aufenthaltsqualität im Stadtraum stärken und manchen Herausforderungen des Klimawandels begegnet werden kann.
Machbarkeitsstudie „Aachener Bäche sichtbar und erlebbar machen“
Wie und wo die unterirdisch fließenden Bäche in der Aachener Innenstadt wieder an die Oberfläche geholt werden können, ist in einer Machbarkeitsstudie untersucht worden (2018, Ingenieurbüro Berg & Partner GmbH / Büro archigraphus).
Zwei wichtige Ergebnisse hat die Machbarkeitsstudie „Aachener Bäche sichtbar und erlebbar machen“ für die künftige Stadtentwicklung erarbeitet:
- Ein Gesamtkonzept zum Potential möglicher offener Bachabschnitte für die Aachener Innenstadt (s. Studie S. 15). Perspektivisch kann eine wiedererkennbare, an den Bachläufen orientierte Folge von attraktiven Orten und Straßenzügen mit offenen Bachrinnen oder Wasserspielen entstehen.
- Mittel- und kurzfristig umsetzbare Möglichkeiten zur Sichtbarmachung einzelner innerstädtischer Bachabschnitte von Johannisbach, Pau und Paubachkanal.
Erste Ideen zu drei Orten sind im Rahmen der Studie entstanden
- Baustein 01 Pau in offenem Gerinne an Klappergasse und
Rennbahn - Baustein 02 Pau am Willy-Brandt-Platz/Zwei Varianten:
Offenlegung in historischem Kanalbauwerk
(Variante 2A)
„Topografisches Becken“ (Variante 2B) - Baustein 03 Pau in Wasserrinnen und Bänken am Synagogenplatz
Planungs- und Sachstand
„Das grün-blaue Band - vom Verkehrsraum zum Lebensraum“ wird als starkes Modellprojekt für künftige Planungen in stark verkehrs- und klimabelasteten Bereichen der Innenstadt eingestuft.
Auf Grundlage der Ideen aus der Machbarkeitsstudie beauftragt die Aachener Politik im November 2019 den Fachbereich Stadtentwicklung, -planung und Mobilitätsinfrastruktur die Realisierung der „Pau in offenem Gerinne an Klappergasse und Rennbahn“ weiter untersuchen und zu bearbeiten.
Bachsichtbarmachung und Umgestaltung des Bereichs rund um Klappergasse und Rennbahn werden unter dem Projektnamen „Das grün-blaue Band - vom Verkehrsraum zum Lebensraum“ aktuell intensiv weiteruntersucht und weiterentwickelt. Erste Planungsentwürfe sind im März 2023 den politischen Gremien vorgestellt worden.
Die Planung formuliert folgende Kernziele:
- Entwicklung eines klimaangepassten Stadtraums: Vorbeugung von Hitzeentwicklung / Hitzeinseln und Überschwemmung durch Flächenentsiegelung, Retentionsanlagen und Baumpflanzungen; höhere Verschattung / Verdunstung,
- Entwicklung eines inklusiven Raums für Aufenthalt, Spiel und Begegnung mit neuen Nutzungen: die offen gelegte Wasserrinne und der neue Spielpunkt animieren zum Spielen und Planschen und laden ein zum entspannenden Aufenthalt in historischem Umfeld.
- Sichtbarmachung von bau- und kulturhistorischem Erbe der Aachener Stadtgesellschaft zur Förderung von Identität (sichtbarer Bachlauf, ortsspezifische Charakteristika)
- Ressourcenschonender, C02-optimierter Umgang mit Baumaterialien und Bauprozessen.
Förderung Bundesprogramm Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel
Der Fachbereich Stadtentwicklung, -planung und Mobilitätsinfrastruktur hat in Kooperation mit dem Fachbereich Klima und Umwelt einen Projektantrag zum o. g. Bundesprogramm erarbeitet und im Oktober 2022 eingereicht. Die entsprechende Projektskizze ist durch das Auswahlverfahren des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages zur Förderung zugelassen worden. Im Frühjahr 2023 wurde eine Bundeszuwendung von Fördermitteln in Höhe von ca. 2 Millionen Euro in einem ersten Schritt bewilligt.
Wasser sichtbar machen in anderen Projekten
Das offenfließende Bachwasser an Klappergasse und Rennbahn muss schlussendlich wieder in den Bachkanal am Kapuzinergraben eingeleitet werden. Die Maßnahme muss demnach in einem Zuge geplant und in aufeinander folgenden Abschnitten realisiert werden. Die von der Politik beauftragte Prüfung der Weiterführung des Paubachwassers in offenem Gerinne vom Fischmarkt über Schmiedstraße und Kleinmarschierstraße zum Kapuzinergraben. (Planungsausschuss 8.12.2022)
Im Sinne des Leitkonzeptes wird eine offene Weiterleitung der Pau auch bei der Neugestaltung des Theaterplatzes und Kapuzinergraben untersucht.
Burtscheid
Machbarkeitsstudie „Burtscheid. Wasser sichtbar machen“
Analog zur Machbarkeitsstudie „Aachener Bäche sichtbar und erlebbar machen“ wurde eine Machbarkeitsstudie „Burtscheid. Wasser sichtbar machen“ beauftragt (Auftrag zur Erarbeitung im Planungsausschuss, 10.01.2019).
Ziel der Studie war es, für einen zu definierenden Planungsbereich in Burtscheid die hydraulisch-wassertechnischen Möglichkeiten zur Sichtbarmachung und Erlebbarkeit sowohl von Bachwasser (hier Wurmbach) als auch zusätzlich von Thermalwasser zu untersuchen und erste Entwurfsideen für Schwerpunktbereiche zu erarbeiten.
Als Planungsschwerpunkte und damit Fokusbereiche für die geplante Sichtbarmachung von Bachwasser (hier Wurmbach) und Thermalwasser kristallisierten sich folgende Bereiche heraus:
- Teilbereich Kapellenstraße
- Teilbereich Burtscheider Markt
- Teilbereich Dammstraße und Kurgarten
Umsetzungsperspektive
Die Ergebnisse und Empfehlungen der Machbarkeitsstudie „Burtscheid. Wasser sichtbar machen“ werden mit Beschluss des Planungsausschusses vom 22.09.2022 in die Erarbeitung des Perspektivplans (2023) zum „Kurstandort Burtscheid“ mit einbezogen.
Bürgerschaftliches Engagement
In der Aachener Bevölkerung und Politik besteht ein sehr großes Interesse an erlebbaren Aachener Bächen. Dies zeigt sich unter anderem an kontinuierlicher Beteiligung an Planungsprozessen und nicht zuletzt in der Gründung der sehr aktiven Gruppe „Aachener Bäche ans Licht“ innerhalb der Bürgerstiftung Lebensraum Aachen. Der Fachbereich Stadtentwicklung, -planung und Mobilitätsinfrastruktur steht in regelmäßigem Austausch mit den Freunden der „Aachener Bäche ans Licht“
Am 18. März 2024 nahm die Stadt Aachen in Berlin den Förderbescheid für den Baustein 1: Bachoffenlegung in Klappergasse und Rennbahn entgegen.