Das Archivale des Monats Januar 2025…
- … zeigt eine Zeichnung von verschiedenen translozierten Fassaden aus der Kockerellstraße auf Transparentpapier, gezeichnet mit Tusche und Bleistift.
- Translozierungen, also Versetzungen von erhaltenen Hausfassaden an andere Stellen in der Stadt, waren ein Arbeitsschwerpunkt von Leo Hugot während seiner Tätigkeit als Stadtkonservator.
- Leo Hugot – Aachener Architekt, Stadtkonservator, Dombaumeister, Bauforscher, Archäologe – wäre am 3. Januar 2025 100 Jahre alt geworden.
Das Aachener Stadtarchiv stellt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als Archivale des Monats vor. Das Stück mit einem kurzen Begleittext wird in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert. Im Januar 2025 zeigt das Archivale des Monats eine Zeichnung von verschiedenen translozierten Fassaden aus der Kockerellstraße auf Transparentpapier, gezeichnet mit Tusche und Bleistift.
Zum 100. Geburtstag von Leo Hugot
Am 3. Januar 1925 wurde Leo Hugot in Burtscheid geboren. Damals zeichnete sich noch nicht ab, in welch vielfältiger Rolle er seiner Heimatstadt und dem Dom dienen sollte.
Nach dem Besuch des Kaiser-Karls-Gymnasiums wurde er 1943, noch vor dem Abitur, zum Wehrdienst einberufen. Er geriet schnell in Gefangenschaft, aus der er erst 1946 nach Aachen zurückkehrte. Sein Abitur holte er 1948 nach, um im Jahr darauf sein Architekturstudium an der RWTH Aachen zu beginnen, das er 1954 abschloss.
Parallel zu seinem Studium war er, zunächst als Baupraktikant, an der Dombauhütte tätig. Dombaumeister Felix Kreusch ernannte ihn bald zum örtlichen Bauleiter. In den folgenden Jahren begleitete Leo Hugot zahlreiche Projekte, so zum Beispiel den Wiederaufbau von St. Foillan 1958 oder den Einbau der Marienglocke in den Domturm in demselben Jahr. Im Jahr 1965 stellte er sein erstes Pfalzmodell im Rahmen der vom Europarat unterstützten großen Aachener Ausstellung zu Karl dem Großen vor. Außerdem war er 1978 für den Wiederaufbau der Rathaustürme und die Neuinstallation des Glockenspiels mitverantwortlich. Seine Projekte begleitete er oft selbst archäologisch und verzeichnete und beschrieb seine Funde, beispielsweise beim Bau seines Wohnhauses am Hof 9, in dem er unter anderem auch sein Architekturbüro betrieb.
Erhaltung von Hausfassaden für das Stadtbild – die Translozierungen
Hugot promovierte 1965 mit einer Arbeit über die Abtei Kornelimünster an der RWTH. Vier Jahre später wurde er zum Stadtkonservator berufen. In dieser Funktion trieb er die Stadtkernsanierung voran und versuchte dabei, möglichst viele denkmalwerte Häuser beziehungsweise ihre Fassaden für das Stadtbild zu erhalten. Eine seiner wichtigsten Methoden hierbei waren Translozierungen, also Versetzungen von erhaltenen Hausfassaden an andere Stellen in der Stadt. Er fand für seine Arbeit über die Stadtgrenzen hinaus große Anerkennung, bekam 1975 den Architekturpreis NRW des Bundes Deutscher Architekten und ein Jahr später den Albert-Steeger-Preis des Landschaftsverbands Rheinland verliehen.
Quelle: Stadtarchiv Aachen (StAAc), NLS 50-1136
Im April 1974 ernannte das Domkapitel Hugot zum Dombaumeister. Für ihn, den überzeugten Aachener, schloss sich damit der Kreis, der Anfang der 1950er-Jahre mit einem Praktikum begonnen hatte. Hugot erforschte den Dom intensiv und analysierte die Vorgehensweise der historischen Baumeister und Architekten, indem er ihre mathematischen Berechnungen, Zahlenschemata und Maßsysteme nachzuvollziehen und in ihre Sinnzusammenhänge einzuordnen versuchte. Er befasste sich aber nicht nur mit dem Wiederaufbau, der Restaurierung, dem Umbau und der Ausstattung des Aachener Doms, sondern auch mit den zahlreichen anderen Kirchen wie zum Beispiel St. Gereon und St. Kunibert in Köln. Hugot war auch an der neuen Domschatzkammer beteiligt, die zur Heiligtumsfahrt 1979 eröffnet wurde. In diesem Jahr feierte Aachen auch die Einweihung von Hugots initiierten, modern verglasten Chorhallenfenster.
Am 26. August 1982 starb Leo Hugot plötzlich und unerwartet mit nur 57 Jahren an einem Herzinfarkt. Dies geschah während einer Besprechung in seinem Arbeitszimmer, was sinnbildlich für die stete Aktivität, die Hugot umtrieb, stehen kann. Hugots Tod kommentierte der damalige Oberstadtdirektor Dr. Heiner Berger wie folgt: „Was Dr. Leo Hugot auszeichnete, war, daß er ein begnadeter Architekt, ein über den Paragraphen stehender Stadtkonservator und in der Geschichtlichkeit einmaliger Dombaumeister war.“
Leo Hugot, Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, hinterließ bei seinem Tod seine Ehefrau Dorothea, mit der er seit 1956 verheiratet war, sowie zwei Töchter und zwei Söhne. Er liegt in der Familiengruft auf dem Burtscheider Heißbergfriedhof begraben. Sein Nachlass befindet sich im Stadtarchiv Aachen.
Quellen:
Stadtarchiv Aachen (StAAc), NLS 50-1136;
StAAc, ZTG 40-169, Aachener Nachrichten, 27.08.1982;
Christian Raabe/Heinz Günter Horn (Hrsg): Leo Hugot – Der Mensch. Seine Zeit. Sein Nachlass., Aachen 2014.
Herausgegeben am 03.01.2025