Europäische Pilgerstätte
Zu dieser städtischen Entwicklung hatten nicht nur der Wasserreichtum des Aachener Beckens oder auch der Tuchhandel und die Messing und Kupferverarbeitung beigetragen, sondern vor allem die europäischen Pilgerfahrten zu den großen Aachener Heiligtümern: zu dem Kleid Mariens, den Windeln und dem Lendentuch Christi und dem Enthauptungstuch des hl. Johannes. Diese aus dem Reliquienschatz Karls des Großen entstandene Heiligtumsschau führte vor allem Pilgerinnen und Pilger aus den Balkanländern aus Ungarn, Slowenien und Kroatien nach Aachen, aber auch aus Polen und Böhmen sowie aus dem Nord und Ostseeraum.
Aachen wurde zum bedeutendsten Pilgerziel nördlich der Alpen und häufig auch zur Sammel bzw. Zwischenstation auf dem Wege nach Santiago di Compostela. Seit der großen Pest in der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die feierliche Zurschaustellung (Weisung) der kostbaren Reliquien auf eine bestimmte Zeitfolge festgelegt und alle 7 Jahre (vgl. das Aachener Sabbatjahr) wiederholt. In der Zwischenzeit bewahrte man die verehrten Heiligtümer in dem 1238 fertiggestellten Marienschrein auf, einer Spitzenleistung der Aachener Goldschmiedekunst.