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Inhalt



Karlspreis-Auftakt:
"Von Rom soll ein Signal ausgehen!"

  • Erste Begegnung im Campo Santo Teutonico. Oberbürgermeister Philipp und Direktoriumsvorsitzender Linden begrüßten Gäste der Karlspreisverleihung.
  • Impulsvortrag des ehemaligen EU-Parlamentspräsidenten Hans-Gert Pöttering, Vorsitzender der Konrad-Adenauer und am Abend im Kapitol eine Diskussion zum Stand Europas mit den Präsidenten Schulz, Juncker und Tusk.
  • Große Medienresonanz europaweit auf die Feier am Freitag in der Sala Regia des Apostolischen Palastes. Kanzlerin Merkel und Spaniens König erwartet.

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Auftakt der Karlspreis-Feierlichkeiten in Rom: Auf dem Campo Santo Teutonico begrüßten Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp und Direktoriumsvorsitzender Dr. Jürgen Linden als ersten Gast EU-Parlamentspräsident Martin Schulz. 
Foto: Stadt Aachen/Andreas Herrmann

Das Wetter konnte nicht besser sein. Rom im Sonnenschein, der Frühling lockte an diesem Himmelsfahrtstag (5.5.16) die Menschen in Massen auf die Straßen und Plätze der Metropole. Der Petersplatz war auch an diesem Tag ein Hauptziel der Pilger und Touristen, am späten Nachmittag lud Papst Franziskus zur Vesper ein, die Stimmung war fröhlich und entspannt.

Beginn der römischen Tage
Über die Porta della Preghiera waren die Aachener Gäste am Tag vor der Karlspreisverleihung auf das Gelände des Vatikans gelangt. Bei einer Begrüßung auf dem Campo Santo Teutonico begrüßten Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp und Dr. Jürgen Linden, der Vorsitzende des Karlspreisdirektoriums, die Aachener Gäste. 450 von ihnen standen für den folgenden Tag auf der Einladungsliste, als in der Sala Regia des Apostolischen Palastes der Internationale Karlspreis zu Aachen, die wichtigste politische Auszeichnung Europas, an Papst Franziskus verliehen wurde.

Ein gewaltiges Interesse
Oberbürgermeister Marcel Philipp schlug die Brücke von Aachen nach Rom, "was mir leichtfällt, weil Karl der Große auch den Campo Santo Teutonico gegründet hat". Philipp blickte am Vorabend der Preisverleihung "auf ein gewaltiges Interesse und mit Ausrichtung auf die Rede des Papstes zur Zukunft Europas. Unsere Hoffnung ist, dass er nicht nur die Köpfe, sondern auch die Herzen der Menschen erreicht."

Direktoriumsvorsitzender Jürgen Linden wünschte sich angesichts der schwierigen Lage Europas mit Blick auf den Freitag "ein Signal aus Rom. Ein Signal der Hoffnung, der Stärke und der Zuversicht."

"Zutiefst europäischer Ort"
Hans-Peter Fischer, Rektor des Campo Santo, hatte die Begegnung zum Auftakt der Reise an diesem geschichtsträchtigen Platz im Vatikan möglich gemacht. Er betonte "diesen zutiefst europäischen Ort".

Zu Ehren des designierten Preisträgers hatten sich die Spitzen der Europäischen Union und früheren Karlspreisträger auf den Weg nach Rom gemacht, der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, war schon im Campo Santo mit von der Partie. Am Abend ergriffen dann auch seine Präsidenten-Kollegen des Europäischen Rates, Donald Tusk, und der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker,  in den Kapitolinischen Museen erstmalig in diesen Tagen das Wort: bei einer Europa-Diskussionsveranstaltung, die das Karlspreisdirektorium und die Stadt Aachen gemeinsam mit dem Europäischen Hochschulinstitut in Florenz und in Kooperation mit dem EU-Parlament angeboten hatte. Am Tag der Verleihung schilderten die drei EU-Spitzen gemeinsam bei der Preisverleihung als Redner ihren Blick auf Europa.

Sorge um Europas Zukunft
Diesem Thema, das naturgemäß beherrschend in diesen Tagen war, widmete sich im Campo Santo Dr. Hans-Gert Pöttering, der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments und Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung: "Im Mittelpunkt all unserer politischen Überlegungen muss stets die Würde des Menschen stehen. Sie gilt für alle: Christen, Moslems, Juden, alle Bekenntnisse und Nicht-Gläubigen. Die Europäische Union ist auch nur dann eine glaubwürdige Wertegemeinschaft, wenn die Würde jedes einzelnen Menschen Maßstab für jede unserer Initiativen und Beschlüsse ist."

Hohe Erwartungen formuliert
Tatsächlich waren die Tage der Karlspreisverleihung an den Papst mit hohen Erwartungen verbunden. Es ging um das kriselnde vereinte Europa, und es hatten sich viele auf den Weg gemacht, denen dieses bedeutsame Staatengebilde am Herzen liegt. Sie setzen darauf, dass die in sich zerstrittene, blockierte, wenig solidarische und ängstliche Europäische Union aufgeweckt und angespornt wird. Papst Franziskus schien in diesen Zeiten der beste Preisträger des Internationalen Karlspreises zu Aachen zu sein.

Grundwerte und Stärken
Das Aachener Karlspreisdirektorium beklagte den „dramatischen Vertrauensverlust“, unter dem die EU wegen eigener Schwächen, Krisen und Rückschläge leidet. Und Papst Franziskus steht für die Hoffnung und Ermutigung, die es braucht, damit Europa seine Ängste überwinden kann. Rund 150 europäische Journalisten hatten sich auf den Weg gemacht und waren gespannt, wie der Papst die besondere Gelegenheit nutzt, die der Karlspreis bietet, Europa an seine Grundwerte und Stärken zu erinnern und an die Konsequenzen, die die EU daraus in schwieriger Zeit ziehen muss.

"Eine Stimme des Gewissens"
Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp nannte den Papst "eine Stimme des Gewissens“. Direktoriumsvorsitzender Dr. Jürgen Linden stellte heraus: „In der tiefen Krise der EU sind wir sehr froh und dankbar über einen Papst, der nicht nur die entscheidende moralische Instanz und Autorität ist, sondern auch politische Leitlinien verkündet." Die jüngere Vergangenheit habe erneut unter Beweis gestellt, so die Aachener Gastgeber in Rom, dass der Papst in den wichtigsten politischen Fragen Maßstäbe setze und ein Vorbild sei. Linden stellte vor allem den Besuch des Papstes auf der griechischen Insel Lesbos und sein Engagement für die flüchtenden Menschen heraus.

"Was die Union im Innersten zusammenhält"
In der Begründung des Karlspreisdirektoriums für die Verleihung hieß es: „In einer Zeit, in der die Europäische Union vor der bislang größten Herausforderung des 21. Jahrhunderts steht, ist es der Papst, vom anderen Ende der Welt‘, der Millionen Europäern Orientierung dafür gibt, was die Europäische Union im Innersten zusammenhält: das für uns gültige Wertesystem, die Achtung vor Menschenwürde und Freiheitsrechten, vor der Einzigartigkeit des Menschen, ganz gleich welcher ethnischen, religiösen oder kulturellen Herkunft er ist, und die Achtung unserer natürlichen Lebensgrundlagen.“

ZUSATZINFO:

Ehrengäste: Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Präsidenten der EU-Institutionen und der spanische König Felipe nahmen an dem Festakt teil, außerdem eine Reihe ehemaliger Karlspreisträger: die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaite, der Gründer der Glaubensgemeinschaft Sant’Egidio, Andrea Riccardi, der ehemalige EU-Parlamentspräsident Pat Cox, der ungarische Schriftsteller György Konrád, der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi (für den „Karlspreisträger Euro“), der ehemalige spanische Ministerpräsident Felipe Gonzalez und der luxemburgische Großherzog Jean (für das Volk von Luxemburg, Karlspreisträger 1986).