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Biographie



 
Jean-Claude Juncker, 2006 (c) Stadt Aachen /  Helmut Rüland

Premierminister, Staatsminister, Finanzminister

Jean-Claude Juncker wird am 9. Dezember 1954 in Redange-sur-Attert im Westen Luxemburgs geboren. Seine Kindheit und Jugend verbringt er im Süden des Landes, in Belvaux, wo sein Vater in einem der großen Stahlwerke beschäftigt ist. Das Leben in dieser Region, die Hochburg der sozialistischen und kommunistischen Bewegungen Luxemburgs mit von einer italienischen und portugiesischen Einwanderern geprägten Bevölkerung, bleibt nicht ohne Einfluss auf die Entwicklung des jungen Schülers, der dank der gewerkschaftlichen Tätigkeit seines Vaters innerhalb des Luxemburger Christlichen Gewerkschaftsbundes (LCGB) schon bald mit den Gegebenheiten der Arbeitswelt vertraut wurde.

Nach seiner klassischen Sekundarausbildung am Internat von Clairefontaine in Belgien, erwirbt er 1974 das Abitur im Lycée Michel Rodange in Luxemburg. 1975  schreibt er sich an der juristischen Fakultät der Universität Straßburg ein, wo er 1979 eine "Maîtrise en droit", ein juristisches Magisterdiplom, erwirbt. Im Februar 1980 wird er als Rechtsanwalt vereidigt, obwohl er diesen Beruf niemals tatsächlich ausübt. In der elsässischen Metropole lernt er ebenfalls seine spätere Frau, Christiane Frising, kennen.

1974 tritt Jean-Claude Juncker in die Christlich-Soziale Volkspartei (Chrëschtlech Sozial Vollekspartei / CSV) ein. Früh lenkt er das Augenmerk der Parteileitung auf sich. Nicht zuletzt beeindrucken seine rhetorische Begabung und seine analytische Denkweise. Mit seiner Ernennung zum Fraktionssekretär der CSV im Oktober 1979 ist sein Aufstieg unaufhaltsam. Als im Dezember 1982 ein Regierungsposten frei wird, setzt sich der damalige Finanzminister Jacques Santer bei Premierminister Pierre Werner dafür ein, dass der junge Jean-Claude Juncker - einige Tage vor seinem 28. Geburtstag - zum Staatssekretär für Arbeit und soziale Sicherheit ernannt wird, zwei Ressorts, die zu seinen bevorzugten Politikbereichen gehören.

Bei den Parlamentswahlen vom Juni 1984 wird Jean-Claude Juncker zum ersten Mal als Abgeordneter gewählt. Er wird zum Arbeitsminister und zum delegierten Budgetminister in der ersten Regierung von Jacques Santer ernannt.

1985, als Luxemburg gerade den Ratsvorsitz der Europäischen Gemeinschaften inne hat, führt Jean-Claude Juncker den Vorsitz im Sozialrat und Haushaltsrat der Europäischen Gemeinschaft. Diese Erfahrung steht für den Anfang seines resoluten Einsatzes für Europa, ein Engagement, dem die Überzeugung zugrunde liegt, dass endgültiger Frieden in Europa nur über den Weg der europäischen Integration zu erreichen ist. Nur so können die Dramen und Tragödien der Vergangenheit, die Jean-Claude Juncker durch die Zwangsrekrutierung seines Vaters in die deutsche Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges und dessen Entsendung an die russische Front nur allzu gut kennt, vermieden werden.

Nach den Parlamentswahlen vom Juni 1989 beginnt mit der Ernennung zum Finanz- und Arbeitsminister eine neue Etappe seiner politischen Laufbahn. Da das Finanzressort traditionell als Pflichtkür für zukünftige luxemburgische Premierminister gilt, sehen bald alle politischen Beobachter des Landes in Jean-Claude Juncker den wahrscheinlichen Nachfolger von Jacques Santer.

Während der Legislaturperiode 1989-1994 kann Jean-Claude Juncker denn auch endgültig seine außergewöhnlichen politischen und staatsmännischen Fähigkeiten auf nationaler wie auf europäischer Ebene unter Beweis stellen. 1991 wird er, als amtierender Vorsitzender des Ecofin-Rates, zu einem der Hauptakteure bei der Ausarbeitung des Maastricht-Vertrages, insbesondere in Sachen Wirtschafts- und Währungsunion, wo er längere Abschnitte eigenhändig verfasst. Auch ist er es, der anlässlich eines informellen Ecofin-Treffens im Mai 1991 in Luxemburg die Verhandlungen zur Wirtschafts- und Währungsunion rettet, indem er das Prinzip des opting out für das Vereinigte Königreich erfindet. Im Februar 1992 ist Jean-Claude Juncker einer der Unterzeichner des Maastricht-Vertrages.

Trotz seines Erfolgs hätte Jean-Claude Junckers Karriere zu diesem Zeitpunkt beinahe ein dramatisches Ende gefunden. Nach einem schweren Verkehrsunfall im Herbst 1989 liegt er während zwei Wochen in kritischem Zustand im Koma, aus dem er erst zwei Wochen später erwacht.

Auf nationaler Ebene nimmt Jean-Claude Juncker 1992 die Vorbereitung der bis dahin umfassendsten Steuerreform in der Geschichte Luxemburgs in Angriff, die am 1. Januar 1993 in Kraft tritt.

Von Januar 1990 bis Februar 1995 ist Jean-Claude Juncker ebenfalls Vorsitzender der CSV.

Im Juni 1994 wird Jean-Claude Juncker erneut ins Parlament gewählt und behält die Ressorts des Finanz- und Arbeitsministers. Nach der Berufung Jacques Santers an die Spitze der Europäischen Kommission wird Jean-Claude Juncker am 20. Januar 1995 von Großherzog Jean zum Premierminister ernannt. Als Regierungschef bekleidet er weiterhin die Ämter des Finanzministers, des Ministers für Arbeit und Beschäftigung sowie des Schatzministers.

Mit seinem Amtsantritt als Regierungschef setzt Jean-Claude Juncker neue Akzente, indem er sich verstärkt für die Darstellung Luxemburgs im Ausland einsetzt. Zahlreiche Staats- und Arbeitsbesuche, oft in Begleitung großer Wirtschaftsdelegationen, führen ihn durch die ganze Welt. Durch die von ihm gesetzten Impulse werden die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen mit zahlreichen Ländern verstärkt. Ein besonderes Augenmerk schenkt er den Zielländern der Luxemburger Entwicklungshilfe. Mit einem Beitrag von 0,8% seines BIP rangiert Luxemburg seit 2001 unter den fünf engagiertesten Ländern in Sachen Entwicklungshilfe.

Im Dezember 1996 wird Jean-Claude Juncker von der internationalen Presse als "Held von Dublin" gewürdigt. Tatsächlich gelingt es ihm, beim Europäischen Rat in Dublin geschickt zwischen Bundeskanzler Helmut Kohl und dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac in dem die Wirtschafts- und Währungsunion begleitenden Stabilitätspakt zu vermitteln.

In der zweiten Hälfte des Jahres 1997, bietet der luxemburgische Ratsvorsitz Jean-Claude Juncker die Möglichkeit, sich für ein sozialeres Europa einzusetzen. Der außerordentliche Beschäftigungsgipfel im November 1997 führt zur Entstehung des "Luxemburger Prozesses", der von den Mitgliedstaaten verlangt, dass sie jährlich einen Beschäftigungsplan vorlegen und quantifizier- und überprüfbare Kriterien in Sachen Arbeitsplatzbeschaffung und Kampf gegen die Arbeitslosigkeit erfüllen.

Einen Monat später, anlässlich des Europäischen Rates in Luxemburg, öffnet die Europäische Union unter Jean-Claude Junckers Vorsitz ihre Türen für die Osterweiterung. Beim gleichen Gipfel wurde der Euro 11, die informelle Gruppe der Finanzminister der an der Währungsunion teilnehmenden Mitgliedstaaten gegründet, inzwischen in Eurogruppe umgetauft.

Im Juni 1999 gewinnt die Christlich-Soziale Volkspartei (CSV) erneut die Wahlen und Jean-Claude Juncker, der ein Spitzenergebnis erzielt, wird zum Chef einer Regierung ernannt, die sich diesmal aus Vertretern der Christlich-Sozialen Volkspartei (CSV) und der Demokratischen Partei (DP) zusammensetzt und somit der fünfzehnjährigen Regierungskoalition zwischen CSV und der Luxemburger Sozialistischen Arbeiterpartei (LSAP) ein Ende setzt. Jean-Claude Juncker behält weiterhin die Ressorts Finanzen und Kommunikation.

Im Anschluss an die Parlamentswahlen vom 13. Juni 2004, bei denen er ein persönliches Rekordergebnis erlangt, wird Jean-Claude Juncker am 31. Juli 2004 erneut Premierminister, Staatsminister und Finanzminister. Seine Regierung setzt sich nun wieder aus der Christlich-Sozialen Volkspartei (Chrëschtlech Sozial Vollekspartei / CSV) und der Luxemburger Sozialistischen Arbeiterpartei (Lëtzebuerger Sozialistesch Arbechterpartei / LSAP) zusammen.

Am 1. Januar 2005 wird Jean-Claude Juncker erster ständiger Vorsitzender der Eurogruppe, die sich aus den Finanzministern der Mitgliedsstaaten der Eurozone zusammensetzt.

Im Rahmen des Luxemburger EU-Ratsvorsitzes im ersten Halbjahr 2005 kann Jean-Claude Juncker beim Europäischen Rat von März 2005 eine Einigung über die Reform des Stabilitäts- und Wachstumspaktes erreichen, ohne die Grundprinzipien anzutasten. Bei diesem Gipfeltreffen gelingt Jean-Claude Juncker außerdem eine Wiederbelebung der Lissabon-Strategie mit dem Ziel, die sozialen und ökologischen Aspekte des Prozesses wieder stärker zu betonen.

Nach dem französischen und dem niederländischen "Nein" zum Vertrag über eine Verfassung für Europa wirft Jean-Claude Juncker mit Erfolg sein ganzes politisches Gewicht in die Waagschale, um beim Referendum vom 10. Juli 2005 in Luxemburg ein "Ja zu erreichen.

Jean-Claude Juncker hat zahlreiche Ehrendoktortitel und internationale Auszeichnungen erhalten. Als Anerkennung für sein Engagement um die europäische Idee wurden ihm eine Reihe bedeutender politischer Preise verliehen, insbesondere wird er 2006 mit dem Internationalen Karlspreis zu Aachen geehrt.

Von 1989 bis 1995 war Jean-Claude Juncker Gouverneur der Weltbank. Seit 1995 ist er Gouverneur des Internationalen Währungsfonds sowie Gouverneur der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE).

Titel und Auszeichnungen

  • 16. Januar 1998 Luxemburg:
    Verleihung der „Médaille d’Or du Mérite Européen“ (Goldmedaille für Verdienste um Europa) der „Fondation du Mérite Européen“
  • 3. Februar 1998 Paris:
    Verleihung des Preises „Européen de l’Année 1997“ (Europäer des Jahres 1997) der französischen Presse (Trombinoscope)
  • 8. Mai 1998 Bonn:
    Verleihung des „Zukunftspreises für soziale Ordnung“ des CDA-Magazins („Christlich-Demokratische-Arbeitnehmerschaft“)
  • 1. Oktober 1998 Luxemburg:
    Verleihung der Ehrendoktorwürde der Miami University
  • 19. Oktober 1998 Luxemburg:
    Verleihung des Preises „Vision for Europe“ der Edmond-Israel-Stiftung
  • 17. Dezember 1998 Saarbrücken:
    Verleihung der „Goldenen Ente“ der Landespressekonferenz Saar
  • 2. Juni 1999 Köln:
    Verleihung des „Europäischen Handwerkspreises 1999“ durch das „Handwerk in Nordrhein-Westfalen“
  • 3. Oktober 2000 Luxemburg :
    Verleihung des „Insigne de l’Artisanat en Or“ (Handwerksabzeichen in Gold) der Luxemburger Handwerkerkammer
  • 6. Juli 2001 Münster:
    Verleihung der Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität
  • 5. Februar 2002 Paris:
    Grand officier de la Légion d’honneur (Großoffizier der Ehrenlegion)
  • 9. Juli 2002 Brüssel:
    Verleihung des Preises des Europäischen Bundes der Steuerzahler
  • 15. November 2002 Bonn:
    Verleihung des CICERO-Rednerpreises 2002 des deutschen Fachverlags für Kommunikation & Management
  • 13. April 2003 Bukarest:
    Großkreuz des Sterns von Rumänien
  • 14. April 2003 Bukarest :
    Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Bukarest
  • 27. Mai 2003 Trier:
    Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Trier
  • 3. Oktober 2003 Berlin:
    Verleihung des Preises „die Quadriga“, Kategorie „Europäer des Jahres“, der „Gesellschaft Werkstatt Deutschland“
  • 27. Januar 2004 Orestiada: (Nordgriechenland) :
    Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Orestiada + Übergabe der Stadtschlüssel von Orestiada und Enthüllung eines Straßenschildes einer nach dem luxemburgischen Premierminister benannten Straße
  • 27. Januar 2004 Komotini:
    Verleihung der Ehrendoktorwürde der Rechtswissenschaften der Demokrit-Universität Thrakien
  • 14. Februar 2004 Mülheim an der Ruhr:
    Verleihung des Heinrich-Brauns-Preises 2004 des Bistums Essen
  • 29. Februar 2004 Konz :
    Verleihung des „Maju-Medienpreises für Qualitätsjournalismus 2003“
  • 30. November 2004 Mülheim an der Ruhr :
    Verleihung des Ehrenpreises „Das goldene Schlitzohr 2004“
  • 18. September 2005 Bayreuth:
    Verleihung des Elsie-Kühn-Leitz-Preises durch die „Vereinigung Deutsch-Französischer Gesellschaften in Deutschland und Frankreich“
  • 4. November 2005 Frankfurt am Main:
    Verleihung des Walter-Hallstein-Preises
  • 18. November 2005 Nizza:
    Vorsitzender des „Centre international d’études européennes“ (Internationales Zentrum für Europastudien)
  • 29. November 2005 Brüssel:
    Verleihung des Preises „European of the Year“
  • 31. Januar 2006 Paris:
    Verleihung des Preises „Européen de l’Année 2005“ (Europäer des Jahres 2005) der französischen Presse (Trombinoscope)