Energiesicherheit: Fragen und Antworten
Die Bundesregierung hat am 24. Juni 2022 mit sofortiger Wirkung die Alarmstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Dies hatte sich in den letzten Tagen bereits angekündigt, vor allem nachdem die Lieferungen der Gasmengen aus Russland über die Gas-Leitung Nord Stream 1 reduziert worden sind. Auf der folgenden Seite werden wichtige Fragen beantwortet.
Was bedeutet die Alarmstufe?
Die Alarmstufe tritt in Kraft, wenn eine Störung der Gasversorgung oder eine außergewöhnliche Nachfrage nach Gas vorliegt. Die Krisenvorsorge Gas umfasst ein dreistufiges Modell, von dem nun die zweite Stufe in Kraft getreten ist.
Warum hat das Bundesminsterium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die Alarmstufe ausgerufen?
Grund für die Ausrufung der Alarmstufe ist laut BMWK die seit dem 14. Juni 2022 bestehende Kürzung der Gaslieferungen aus Russland und das weiterhin hohe Preiseniveau am Gasmarkt. Das BMWK bewertet die aktuelle Lage als eine Störung der Gasversorgung, die zu einer erheblichen Verschlechterung der Gasversorgungslage führt. Der Markt sei aber noch in der Lage, diese Störung oder die Nachfrage zu bewältigen.
Was bedeutet das für die Kundinnen und Kunden der Energieversorgungsunternehmen?
Die wichtigste Botschaft für die privaten Haushalte ist: Die Ausrufung der Alarmstufe hat aktuell noch keine Auswirkung auf die Versorgungssicherheit und die Liefersituation an die Kundinnen und Kunden der Energieversorgungsunternehmen. Nach dem Notfallplan sind bei einer Gasmangellage zudem private Haushalte und sensible Einrichtungen wie Krankenhäuser besonders geschützt.
Gleichwohl schließen sich die Energieversorgungsunternehmen und auch die Stadt Aachen dem dringenden Appell der Bundesregierung und der nachgelagerten Behörden an: Bitte achten Sie auf Ihren Energieverbrauch! Eine Reduktion des Gas- und Stromverbrauchs schützt nicht nur die Umwelt und Ihren Geldbeutel. Vielmehr können so alle dazu beitragen, dass nun dringend notwendige Vorräte für den Herbst und Winter angelegt werden, konkret die Gasspeicher gefüllt werden.
Wie kann ich Energie sparen und wo finde ich Hilfe?
Einen Überblick über Energiesparmaßnahmen, die man im Haushalt leicht umsetze kann, finden Interessierte auf der Kampagnenseite der Bundesregierung unter www.energiewechsel.de. Von der Beleuchtung bis hin zum effizienten Betrieb von Haushaltsgeräten sind dort viele einfache Tipps aufbereitet. Dort ist auch die Rufnummer einer Hotline für Fragen zu entdecken.
Darüber hinaus bieten die Verbraucherzentrale, die Energieberatung der STAWAG, die Beratungseinrichtungen wie effeff.ac und altbau plus weitere Hilfestellung.
Sowohl die Stadt Aachen als auch die STAWAG haben verschiedene Förderprogramme im Angebot, die auf den jeweiligen Webseiten zu finden sind.
Einen konkreten Anreiz zum Stromsparen bietet die STAWAG mit ihrem Stromsparförderprogramm: www.stawag.de/service/foerderprogramme/.
Wie ist die Lage auf dem Gas- und Strommarkt?
Aktuell stellt die Bundesregierung zwar weiter eine sehr stabile Versorgungslage fest. Gleichwohl führt die Reduktion der Gasmengen aus Russland dazu, dass die Gasspeicher nicht so schnell aufgefüllt werden, wie es jetzt notwendig wäre, um im Herbst und Winter zuverlässig versorgen zu können.
Erschwerend kommt hinzu, dass in einigen europäischen Ländern, zum Beispiel in Frankreich, etliche Kraftwerke zurzeit nicht zur Verfügung stehen. Dies erhöht auch den Druck auf benachbarte Länder. Damit in dieser Situation nicht zu viel Gas für die Stromversorgung verwendet wird, ist auch eine Reduktion des Stromverbrauchs sinnvoll.
Wie entwickeln sich die Preise der STAWAG?
Eine gute Nachricht vorweg: Zum 1. Juli entfällt die Umlage des Erneuerbare Energien-Gesetzes (EEG) auf dem Strompreis. Diese Preissenkung gibt ein Unternehmen wie die STAWAG an ihre Kund*innen weiter. Für einen vierköpfigen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden sinken die Kosten um 155 Euro jährlich.
Wie sich die Lage mittel- und langfristig entwickelt, ist offen. Aktuell steigen die Preise an den Börsen explosionsartig, so dass auch die Verbraucher*innen mit stark steigenden Preisen rechnen müssen. Auch aus diesem Grund sollte jeder, der die Möglichkeit hat, Energiesparmaßnahmen in Erwägung ziehen.
Wie bereiten sich die STAWAG und der Netzbetreiber Regionetz vor?
Die Aachener Energieunternehmen befassen sich – wie die gesamte Energiewirtschaft – bereits seit Februar intensiv mit der Lage an den Energiemärkten. Bei der Regionetz laufen die Fäden in einem Krisenstab zusammen. Die Unternehmen halten sich streng an die Vorgaben der Behörden und sind mit den verschiedenen Institutionen in einem engen Austausch. Im Fokus sind derzeit vor allem die Industrie- und Gewerbebetriebe, die sich bereits jetzt schon mit Notfallplänen befassen müssen.
Was bedeutet die Alarmstufe für Industrie- und Gewerbebetriebe im Netz der Regionetz?
Die Fernleitungsnetzbetreiber und die Bundesnetzagentur bestätigen, dass die Gasversorgung in Deutschland aktuell uneingeschränkt gewährleistet ist. Dies gilt auch für das von Regionetz betriebene Verteilnetz. Die Situation wird auf Ebene der Fernleitungsnetzbetreiber fortlaufend auf nationaler und europäischer Ebene überwacht. Entsprechend ist aktuell kein Handlungsbedarf bei nichtgeschützten Kunden zu erwarten.
Sollte aufgrund einer akuten Gasmangellage die dritte Krisenstufe (Notfallstufe) ausgerufen werden, liegt die Entscheidung über Abschaltungen bei der Bundesnetzagentur (BNetzA), nicht bei den jeweiligen Netzbetreibern. Die Netzbetreiber würden in diesem Fall von der BNetzA zur Abschaltung und
Leistungsreduzierung angewiesen.
Quelle: Stawag und Regionetz