„Gesunde Familiengrundschule Aachen“ / 14.12.2018
Was hat die „Gesunde Familiengrundschule“ mit der kommunalen Präventionskette zu tun?
Was ist der aktuelle Anlass?
Was ist eine eigentlich eine Familiengrundschule?
Was ist im Unterschied dazu eine „Gesunde Familiengrundschule“?
Ist das Konzept wissenschaftliche auf dem neusten Stand?
Wer ist die Zielgruppe?
Auf welche Herausforderungen / Probleme gibt die „Gesunde Familiengrundschule“ eine Antwort?
Welche (Teil-)Ziele sollen erreicht werden?
Welche Leistungen und Angebote werden erbracht?
Wie werden die Zugänge zum Gesundheits- und Unterstützungssystem für Eltern einfach?
Wie werden Eltern beteiligt?
Wie findet die Vernetzung statt?
Wie wird das Projekt evaluiert?
Wer sind die Leistungserbringer?
Wer leitet das Projekt?
Was hat die „Gesunde Familiengrundschule“ mit der kommunalen Präventionskette zu tun?
Erstes Treffen der Steuerungsgruppe. © Stadt Aachen
Die „Gesunde Familiengrundschule“ bildet das Gerüst des dritten Bausteins, das ist das Grundschulalter, der Präventionskette. Sie entspricht dem kommunalen Gesamtkonzept, das auch von Seiten der Kommunalpolitik ausdrücklich gewünscht ist.
Was ist der aktuelle Anlass?
Seit dem 1. September 2018 ist das Projekt „Gesunde Familiengrundschule Aachen“ in den beiden Grundschulen Am Haarbach und Driescher Hof gestartet. Für drei Jahre unterstützen die Krankenkassen/-verbände in NRW dieses Vorhaben mit 272.000 Euro und durch eine fachliche Begleitung.
Kinder, Eltern und das Schulpersonal werden von diesem Projekt profitieren. Grundgedanke ist, Gesundheitskompetenz zu fördern und in den Schulalltag zu integrieren. Auch Eltern finden an den Schulen Ansprechpartner in Sachen Gesundheit. Denn Gesundheitskompetenz kann nur dann im Familienalltag nachhaltig gelebt werden, wenn die Eltern „mitmachen“. Gesundheitsförderung soll zum festen Bestandteil der beiden Grundschulen werden, auch nach der Projektförderung.
Also im Ergebnis: gute Ernährung, viel Bewegung, weniger Stress und „Gut drauf sein“ – für Kinder und Eltern.
Um das zu erreichen arbeiten unterschiedliche Institutionen und Professionen Hand-in-Hand zusammen.
Doch eins nach dem anderen:
Was ist eine eigentlich eine Familiengrundschule?
Im ersten Schritt wurde die „Familiengrundschule Aachen“ entwickelt. Sie ist eine Grundschule mit einem besonderen Angebot. Denn sie richtet sich auch an Eltern, analog der Familienzentren. Das Konzept der Familienzentren NRW wurde auf die Grundschule übertragen.
Die Familienzentren in NRW sind eine Erfolgsgeschichte, weil Familien dort erstklassige Betreuung und Bildung sowie Beratung und Unterstützung erhalten. Sie stärken die Erziehungskompetenz der Eltern und verbessern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Beim Wechsel von der KiTa zur Grundschule geht für die Eltern diese intensive Beratungs- und Unterstützungsstruktur zu einem großen Teil verloren. Insbesondere für Eltern aus einem anderen Herkunftsland fehlt oft der zweite und dritte Schritt der Integration, so dass sie auf die Erziehungsstrukturen zurückgreifen, die sie in ihrer Erziehungskultur erlebt haben. Trotz intensiver Elternarbeit fehlen den Grundschulen Ressourcen, um diese wichtige Beratungs- und Unterstützungsfunktion für Familien gewährleisten zu können. Das ist der Grund, zunächst als Pilotprojekt, die beiden Grundschulen zu Familiengrundschulen zu entwickeln.
Die Evaluation der Familiengrundschule belegt, dass es gelingt Eltern früh und frühzeitig einzubinden. Es nicht nur ein Mehr an Bildung für Eltern und Kinder, das Miteinander in der Grundschule ist gestärkt, die Kommunikation über „den kleinen Dienstweg“ ist einfacher, Eltern beteiligten sich an der Gestaltung von Schule. Eltern und Kinder fühlen sich an der Schule wohl. Die Zugänge zum Unterstützungssystem sind für die Eltern nun einfach. Das sind die Ergebnisse über die Wirkung der Familiengrundschule.
Das Landes Nordrhein-Westfalen unterstützte im Programm „NRW hält zusammen – ein Leben ohne Armut und Ausgrenzung“ die beiden Grundschulen in 2015 und 2016 zu Familiengrundschulen weiterzuentwickeln.
Was ist im Unterschied dazu eine „Gesunde Familiengrundschule“?
In der „Gesunden Familiengrundschule“ wird die Familiengrundschule um den Aspekt Gesundheit erweitert.
Um den Schwerpunkt „Gesundheit“ strukturell in den Schulen zu verankern und gesundheitsförderlich in den Alltag der Familien hinein zu wirken, soll die bereits vorhandene Öffnung der Grundschulen (durch die Familiengrundschule) genutzt werden.
Die beiden Schulen erhalten zusätzlich eine Gesundheitskoordinatorin für vier Stunden in der Woche. Sie haben die Aufgabe das Konzept der „Gesunden Familiengrundschule“ mit allen Akteuren umzusetzen.
Die Gesundheitskoordinatorin übernimmt die Verantwortung für die operative Umsetzung des Projektes an der Grundschule und reguliert die Kooperation mit allen Projektpartnern, wie dem Gesundheitsamt, den Krankenkassen, den Sportvereinen u.v.m. Ihr obliegt darüber hinaus die konkrete Organisation der Gesundheitsprogramme für Kinder im Unterricht und in der OGS und die Beratung des Lehrpersonals zu den Themen Gesundheit und Bildung. Die Gesundheitskompetenz soll so durchweg im Schulalltag integriert vermittelt werden. Zudem organisiert sie, begleitet oder führt -je nach Möglichkeit- auch selbst Gesundheitsprogramme für die Eltern durch, um die Gesundheitskompetenz dieser parallel zu derer der Kinder zu fördern.
Das Gesundheitsamt wird in der „Gesunden Familiengrundschule durch bedarfsgerechte Angebotsformate zum Thema „Kindergesundheit“ (Ernährungsbedingte Krankheit, Bewegungsmangel, Medienkonsum …) präsent sein.
Um niedrigschwellig und bedarfsgerecht für die ganze Familie kostenlose und attraktive Sportangebote durchzuführen, soll das Projekt: „SportVorOrt“ an beiden Familiengrundschulen angedockt werden. Das Projekt ist im Sozialraum Driescher Hof bereits implementiert. Im Sozialraum Haaren soll analog „HaarenSport“ in Kooperation mit der Grundschule entwickelt werden
Somit werden in der „Gesunden Familiengrundschule“ die Systeme Schule, Jugendhilfe, Sport, und Gesundheit mit Bezug zum Sozialraum gebündelt und zu einem Präventionsangebot im Regelsystem zusammengeführt.
Ist das Konzept wissenschaftliche auf dem neusten Stand?
Das Konzept der „Gesunden Familiengrundschule“ entspricht den neusten Erkenntnissen der Präventionsforschung. Danach funktioniert Prävention, wenn
- die Elternkompetenz gestärkt wird
- sie möglichst früh ansetzt
- Präventionsangebote an Problemen und Belastungen der Familien andocken
- eine stärkere Integration des Gesundheitsbereichs in die lokalen Präventionsketten gelingt
- ein Bruch mit dem Wechsel von der Kita zur Grundschule vermieden wird und
- sie an Regeleinrichtungen (hier die Grundschule) angedockt wird.
(Quelle: KeKitz-Regionalkonferenz in Köln am 23.9.16)
Wer ist die Zielgruppe?
Die Zielgruppe sind die Kinder und Eltern der Familiengrundschule, aber auch darüber hinaus Eltern im Sozialraum – wie in den Familienzentren. Da die verhaltenspräventiven Angebote für die Kinder im Schulbezug verortet sind, werden alle Kinder erreicht. Bei den Eltern stehen diejenigen im Fokus, die vermutlich nur über eine geringe Gesundheitskompetenz verfügen. Da es einen wissenschaftlich erwiesenen Zusammenhang zwischen Einkommensarmut und Gesundheit gibt, wird ihnen eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Eine weitere Zielgruppe sind die im Projekt kooperierenden Systeme. Ihnen muss es gelingen so zusammenzuarbeiten, dass die Projektziele erreicht werden. Da die Systeme durch unterschiedliche Denkansätze geprägt sind, ist eine gelingende Kooperation kein automatischer Selbstläufer. Es ist maßgebliche Aufgabe der Projektleitung, die Kooperation fachlich und inhaltlich zu steuern, so dass nach Projektende eine sich selbsttragende Kooperation weiterbesteht. Die somit gewachsenen gesundheitsfördernden Strukturen sollen über das Projekt hinaus auch in der Zukunft wirken.
Auf welche Herausforderungen / Probleme gibt die „Gesunde Familiengrundschule“ eine Antwort?
Verfolgt man das Ziel einer nachhaltigen gesundheitlichen Prävention, wird das Hand-in-Hand-Gehen von Bildung und Gesundheit unumgänglich. Dabei müssen die Möglichkeiten der Entwicklung einer Gesundheitskompetenz im Alltag möglichst niedrigschwellig und transparent sein, um angenommen zu werden. Zudem muss die Gesundheitsförderung in möglichst allen Lebenswelten stattfinden, um im Alltag verankert zu werden. So sind Akteure aus unterschiedlichen Bereichen gefragt, sich gemeinsam dem Thema zu widmen. Als Gesundheitskompetenz wird die Fähigkeit des Einzelnen verstanden, im Alltag verantwortungsbewusst Entscheidungen zu treffen, die sich positiv auf die Gesundheit und den eigenen Lebensstil auswirken (vgl. AOK 2016).
Viele Krankheiten sind nicht angeboren, sondern entwickeln sich im Laufe des Lebens. Einigen Krankheiten und Risiken können durch einen gesundheitsbewussten Lebensstil vermieden oder zumindest positiv beeinflusst werden. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, so früh, wie möglich einen gesundheitsbewussten Umgang mit dem eigenen Körper zu vermitteln und zu fördern (vgl. Bundesministerium für Gesundheit 2016).
So eigenen sich besonders Grundschulen als Ort der Gesundheitsbildung. Kinder im Grundschulalter sind probierfreudig und neugierig. Inhalte zu den Themen Ernährung und Bewegung treffen hier auf viel Begeisterung und Aufmerksamkeit. Doch ist es mindestens genauso wichtig, auch die Gesundheitskompetenz der Eltern zu fördern. Nur so ist eine ganzheitliche und nachhaltige Veränderung zu einem gesundheitlichen Lebensstil möglich. Die Familie bleibt der erste und elementarste Bildungsort im Lebenslauf (vgl. Müller et al. 2015). Der regelmäßige Besuch der Eltern und die vorhandene Vertrauensbeziehung zum Schulpersonal sind eine geeignete Basis aufklärende und unterstützende Angebote zu Gesundheitsthemen vorzustellen und so gezielt präventiv zu wirken.
Vor dem Hintergrund der gesundheitlichen Chancengleichheit brauchen gerade Familien in schwierigen sozialen Lagen Unterstützung und Anregungen zur gesunden Gestaltung des Alltags (vgl. 13. Kinder- und Jugendbericht 2009). Die im Projekt KiM entwickelte und bereits etablierte Familiengrundschule bietet durch das Elterncafé einen niedrigschwelligen Zugang zu dieser Zielgruppe. Die im Rahmen den beiden Familiengrundschulen gemachten Erfahrungen zeigen, dass die zwanglose und vertraute Atmosphäre des Elterncafés Eltern die Möglichkeit bietet persönliche Fragen zu stellen und sich ohne Scham über Alltagsthemen, unter anderen auch die Gesundheit und Ernährung der Kinder betreffend auszutauschen. Zudem werden auf Anfrage der Eltern Referenten, zu unterschiedlichen Themen ins Elterncafé als Gäste eingeladen. Auf diese Weise wird eng an den Bedarfen der Eltern orientiert beraten und unterstützt.
Welche (Teil-)Ziele sollen erreicht werden?
Schulprogramm | Gesundheitsbildung ist als Leitbild im Schulprogramm verortet. |
Gesundheitskoordinatorin an der Schule |
Die Gesundheitskoordinatorin ist angestellt und erledigt folgend Ziele:
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Unterricht |
Das Lehrpersonal integriert Gesundheitsbildung im Unterricht. |
Partizipation |
Die Eltern sind über das Vorhaben informiert, bestimmen mit:
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Ehrenamtliche Gesundheitsmentoren |
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Programme / Angebote an der Schule |
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Kooperationsbeziehungen |
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Kooperationsbeziehungen |
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Kooperationsbeziehungen |
Der Kassenvertreter kennt den Projektverlauf und gibt seine Expertise ein. |
Kooperationsbeziehungen |
Das KiM Netzwerk und die jeweilige Stadtteilkonferenz kennen das Projekt. |
Kooperationsbeziehungen |
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Kooperationsbeziehungen |
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Steuerungsgruppe |
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Qualitätsmanagement |
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Politische Einbindung |
Die Fachausschüsse und Gremien:
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Nachhaltigkeit | Die Änträge auf das NRW Landesprogramm „Bildung und Gesundheit“ ist gestellt. |
Projektmanagement |
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Projektmanagement |
Projekt ist öffentlich vorgestellt.
Steuerungsgruppe hat sich gebildet, Bedarfsabfrage erfolgt, erste Maßnahmen sind durchgeführt
Zwischenbilanz
Vorstellung der Evaluation und der Projektergebnisse. |
Welche Leistungen und Angebote werden erbracht?
Angebote für die Zielgruppe Eltern und Kinder:
1. wöchentliche Durchführung des Elterncafes mit gesundheitlichen Themen
Alle Aktivitäten sind darauf gerichtet, ein gesundes Alltagsverhalten niedrigschwellig zu vermittelt. Praxisbeispiele animieren zum Ausprobieren.
Das Elterncafé ist eine gute Plattform, hier werben die Fachleute für die Teilnahme durch persönliche Ansprache. In Kooperation mit dem Elterncafe erfragt die Gesundheitskoordinatorin Bedarfe, sie motiviert durch „Schnupperangebote“ für Eltern und Kinder.
2. einmal monatlich besuchen „Gäste“ aus dem Unterstützungssystem sowie aus dem Gesundheitsbereich das Elterncafe.
Eine Fachkraft aus der Familienbildung ist die erste Ansprechpartnerin und sichert die Kontinuität des Cafes. Sie sucht das Gespräch und geht aktiv auf Eltern zu. Sie gibt dem Elterncafe ein Gesicht. Das schafft Vertrauen und Bindung zu den Eltern. Vertrauen ist die Basis für die Zusammenarbeit. Unterstützt werden sollte das Elterncafe durch die punktuelle Teilnahme von Schulleitung, dem Schulsozialarbeiter oder der OGS-Koordination.
Je nach Bedarf können sich andere Fachdienste / Institutionen (Gesundheitsamt, Sportverein, Jobcenter, Erziehungsberatung, Allgemeiner Sozialer Dienst, Schuldnerberatung, Kinderarzt, …..) aus dem Sozialraum dazu „gesellen“. Ohne eine verpflichtende Terminabsprache oder Namensnennung stehen sie für ein Gespräch zur Verfügung. Mit dem Vertrauen von Schule im Rücken, wird Eltern das Unterstützungssystem nähergebracht.
3. Kurse zu den Handlungsfeldern Ernährung, Bewegung, Stress und Lebenskompetenz werden durchgeführt.
Die Gesundheitskoordinatorin organisiert konkrete, bedarfsbezogene Angebote zu Gesundheitsthemen. Diese Angebote zielen auf eine Verbesserung der sozialen Kompetenzen der Eltern im Umgang mit ihrer eigenen und der Gesundheit und Krankheit ihrer Kinder ab. Die Eltern können so lernen mehr Einfluss auf ihre eigene Gesundheit auszuüben (Selbstwirksamkeit) und ein Verhalten zu routinierten, das ihrer Gesundheit zugutekommt. Und weiter auch die Wahrnehmung für die gesunde Entwicklung ihrer Kinder zu schulen.
4. Vorträge / Informationsveranstaltungen zur Gesundheit und Lebenskompetenz
Ergänzend finden Informations- und Praxisveranstaltungen in Form von Gastvorträgen statt, beispielsweise durch das Gesundheitsamt und den Kinderarzt. Auch gemeinsame Aktivitäten mit Experten aus dem jeweiligen Gesundheitsbereich sind möglich.
5. Kurse zur Stärkung der Elternkompetenz.
Die Grundlage von gesundem Aufwachsen von Kindern ist eine gute Beziehung zu ihren Eltern. Kurse zur Förderung der Elternkompetenz sind geplant.
6. Erlebnisorientierte Aktivitäten zur Gesundheitsförderung
Die Angebotspalette ist vielfältig und richtet sich nach den Wünschen der Eltern: Eventkochen, Fußballtuniere zwischen Lehrer und Eltern, Waldspaziergänge, usw.
7. Unterstützung bei der Schuleingangsuntersuchung
Eltern werden im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung unterstützt, indem die Gesundheitskoordinatorin / Elternbegleiterin beim Ausfüllen der Formulare hilft. Dies ein niedrigschwelliger Zugang, so werden schon vor der Einschulung die ersten Kontakte geknüpft. Nach der Untersuchung helfen sie, falls erforderlich, Fördermaßnahmen einzuleiten und umzusetzen.
8. Gesundheitsprogramme für die Kinder
Die Umsetzung von Gesundheitsprogrammen mit der Zielgruppe Kinder, wie z.B. Klasse 2000, "Bauchgefühl", Aktion "Mütze", "Gesund macht Schule", "AGIL" etc., beinhalten konkrete Elemente zur Bewegung, Ernährung und (psycho-) sozialen Gesundheit.
9. Beratung durch die Gesundheitskoordinatorin
- Sie erhalten konkrete Beratung und Unterstützung, Themen zur Förderung der Gesundheitskompetenz der Kinder in den Unterricht zu integrieren.
- Fortbildung / Coaching des Lehrerkolloquiums / OGS Personal zur Umsetzung / Unterstützung der „Gesunden Familiengrundschule
Wie werden die Zugänge zum Gesundheits- und Unterstützungssystem für Eltern einfach?
Letztendlich sind es die Fachkräfte im Elterncafé, die den Eltern helfen, Türen zu öffnen. Türen, die die Eltern vorher nicht kannten oder für sie als nicht erreichbar erschienen. Das Vertrauen der Eltern zur Fachkraft macht ihnen die Zugänge einfach. Das ist ein weiteres Ergebnis der Evaluation der Elterncafés.
Mit dem Elterncafé wird außerdem genau die Zielgruppe „Familien in sozial schwierigen Lagen“ angesprochen: Einkommensarme Familien, Menschen mit Migrationshintergrund und Alleinerziehende. Die Evaluation der Familiengrundschulen und der Elterncafes an Familienzentren der Stadt Aachen 2017 zeigt, dass genau diese Zielgruppen erreicht werden.
Ein weiteres Ergebnis dieser Evaluation zeigt, dass das Thema „Gesundheitsförderung“ für die Eltern von großer Bedeutung ist. Der Bedarf, Gesundheitsförderung hier zu platzieren, ist von Seiten der Eltern gegeben, denn das zweitwichtigste Thema nach „Erziehung“ ist „Gesundheit“.
Ein enge Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen Elternbegleitung und Gesundheitskoordination ist gesichert, da die Leistungen von den Trägern der Familienbildung erbracht werden. Die Eltern nutzen weiterhin das ihnen vertraute Angebot der Familienbildung- und Beratung im Elterncafe. Dieses bereits gefestigte Vertrauensverhältnis zur Elternbegleiterin bildet für die Gesundheitskoordinatorin einen vereinfachten Zugang, eine „Brücke“ zu den Eltern.
Die Zugänglichkeit für die Kinder ist dadurch gegeben, dass gesundheitsfördernde Angebote an der Schule angesiedelt werden. Zudem werden die Lehrer/innen das Thema im Unterricht integrieren. Hierbei unterstützt die Gesundheitskoordinatorin. Alle Kinder werden somit erreicht.
Die vorhandene Strukturen, wie die Schuleingangsuntersuchung / Anmeldungsgespräche werden genutzt, um eine weitere Schnittstelle zum Unterstützungsnetzwerk zu gestalten, indem die Gesundheitskoordinatorin beratende zur Verfügung steht. Auch das erleichtert Eltern den Zugang.
Wie werden Eltern beteiligt?
Eltern werden im ganzen Prozess beteiligt. Schon zu Beginn im Rahmen der Bestands- und Bedarfserhebung, sowie bei der Fortschrittserfassung. Durch den engen Kontakt zur Projektleitung /Gesundheitskoordinatorin können Eltern jederzeit Vorschläge und Wünsche zur Anpassung der Maßnahmen formulieren, welche dann im Laufe des Projekts in die Umsetzung mit aufgenommen werden können. Die Beteiligung der Eltern auf unterschiedlichen Ebenen erhöht die Qualität des Projektes. Eltern kennen ihren Bedarf am besten und durch die persönliche Ansprache in den Interviews sind sie eingebunden.
Aktiv können sich Eltern außerdem als Gesundheitsmentoren ausbilden lassen. Auf diese Weise wird die entwickelte Gesundheitskompetenz aus dem Schulkontext hinein in den Sozialraum getragen. Eltern, deren Kinder an keiner den beiden Grundschulen sind, jedoch mit den Gesundheitsmentoren in Kontakt stehen, profitieren auch von diesem gesundheitsförderndem Wissen. Besonders sind Eltern und Kinder, die in vielfachen Benachteiligungen leben, im Fokus.
Durch die Gesundheitsmentoren wird die Zielgruppe am Prozess beteiligt. Ihr Zugang zu den Eltern ist besonders exklusiv, denn sie erreichen andere Eltern sehr einfach. Das sind die Erfahrungen, die die Stadt Aachen mit mehrsprachigen Vorlesepaten im Kitabereich gesammelt hat. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen diese Erfahrungen. 90% der Eltern geben an, dass sie sich über Freunde über Angebote informieren. Quelle: wissenschaftlichen Begleitforschung „Kein Kind zurücklassen“ der Bertelsmann Stiftung, Regionalkonferenzen 2016
Wie findet die Vernetzung statt?
Durch das Projekt entsteht ein Bindeglied zwischen dem Schulpersonal, der Familienbildung und den Kinderärzten des Gesundheitsamtes. Auf diese Weise werden die Vernetzung und der gegenseitige Austausch zwischen Bildungs- und Gesundheitssystem auf einem völlig neuen Level ermöglicht. Förderbedarfe können schneller zwischen Lehrern, Gesundheitskoordinatorin und Ärzten kommuniziert und entsprechende Förderung für die betroffenen Kinder organisiert werden.
Durch das Angebot der Gesundheitskoordinatorin, im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung den Eltern zu helfen – falls gewünscht - die Formulare auszufüllen, wird ein niedrigschwelliger Zugang zur Grundschule, der Familienbildung und zum Unterstützungssystem geschaffen. Ängste und Scham nach Beratung und Begleitung zu fragen soll somit verringert werden.
Aus dem Gesundheitsbereich wird das Gesundheitsamt in der „Gesunden Familiengrundschule“ durch bedarfsgerechte Angebotsformate zum Thema „Kindergesundheit“ (ernährungsbedingte Krankheiten, Bewegungsmangel, Medienkonsum…) eingebunden. Die Aufklärung zur U11-Untersuchung der Viertklässler ist ein weiterer wichtiger Baustein der „Gesunden Familiengrundschule“. Durch die Frühen Hilfen wissen wir, dass der Zugang für Eltern über den Gesundheitsbereich leicht ist.
Um niedrigschwellig und bedarfsgerecht für die ganze Familie kostenlose und attraktive Sportangebote durchzuführen, werden nach der Bedarfsabfrage möglichst passgenaue Angebote gemeinsam mit den freien Trägern, dem Sportamt und Sportvereinen im Rahmen von „SportVorOrt“ entwickelt.
Die unterschiedlichen Kooperationspartner bringen ihre Kompetenz ein, um an den Grundschulen eine gesundheitsfördernde Infra- und Angebotsstruktur zu implementieren.
Wie wird das Projekt evaluiert?
Es erfolgt eine Selbstevaluation des Projekts durch die Projektleitung. Es wird evaluiert,
- wie wirksam, die im Projekt entwickelten Strukturen zur Gesundheitsförderung an den Grundschulen sind und
- ob die Gesundheitskompetenz von Kindern und Eltern gestiegen ist.
Wer sind die Leistungserbringer?
Das sind das Helene-Weber-Haus Kath. Forum für Erwachsenen- und Familienbildung Aachen-Stadt und Aachen-Land sowie das Zentrum für Familien in Aachen, Martin-Luther-Haus Aachen.
Wie wird das Projekt gesteuert?
Eine Steuerungsgruppe begleitet den gesamten Prozess. Mitglieder der Steuerungsgruppe sind:
- die Leistungserbringer
- Schulleitungen
- Gesundheitsamt
- Offenen Ganztagsgrundschule
- Schulsozialarbeit
- Vertreter der Stadtteilkonferenz
- Allgemeine Soziale Dienst des Jugendamtes
- Quartiersmanagement
- Vertreter der Krankenkassen
- Vertreter Landeszentrum für Gesundheit NRW
Wer leitet das Projekt?
Die gesamte Projektleitung hat Diana Wittmann inne. Sie ist gleichzeitig Koordinatorin „Kommunale Präventionsketten“, gefördert durch das Land NRW.