Baden in Baden - eine Blaupause für Burtscheid?
Aachen ist seit Urzeiten für seine Thermalquellen bekannt. In Burtscheid sind die dort vorhandenen Thermalquellen mit ca. 72° C die heißesten Thermalquellen nördlich der Alpen. Die Thermalquellen in Burtscheid können aktuell nur von den Gästen der Reha-Einrichtungen genutzt werden. Die Bürger*innen von Burtscheid können die Quellen nicht nutzen. Der Arbeitskreis „Thermalwasser“ als Teil der Bürgerstiftung Aachen hat sich zum Ziel gesetzt, die Thermalquellen in Burtscheid wieder sichtbar und die Möglichkeit der Nutzung der Thermalquellen in Aachen-Burtscheid für alle kostenlos zu ermöglichen. Reiner Nerlich vom Seniorenrat der Stadt Aachen für Burtscheid ist aktives Mitglied im Arbeitskreis „Thermalwasser“. Weitere Informationen findet ihr unter http://www.waermkomp.jetzt/.
Thermalquellen werden in Europa auf unterschiedlichste Art und Weise genutzt. Bekannt sind die „bagi popolari“ z. B. in Italien oder aber auch warme Quellen z. B. außerhalb von Europa in Japan. Dort erfreuen sich diese öffentliche Bäder großer Beliebtheit. Am 2. und 3. März 2024 fuhr eine zehnköpfige Gruppe um die Initiative „Wärm Komp“ von Aachen nach Baden bei Zürich, um die dortigen Thermalwasserbadebrunnen zu besichtigen.
Nach dem vollständigen Niedergang des öffentlichen Thermalbadens in den Städten Baden und der Nachbargemeinde Ennetbaden starteten vor 12 Jahren dort die ersten Versuche zur Wiederbelebung der Badekultur durch ein nächtliches Anzapfen einer Thermalwasserleitung durch die Initiative „bagno populare“. Heute stellt sich die Thermalbadekultur in Baden als florierender Badebetrieb mit einer repräsentativen Therme des Stararchitekten Mario Botta, Thermalbade-Möglichkeiten in einigen Badehotels mit kleinen Privatbädern und einer freien Badekultur in öffentlich zugänglichen Thermalwasserbadebrunnen dar.
Die Thermalbadebrunnen in Baden und Ennetbaden und das Bad der Genossenschaft „Zum Rabenbad“ sind niederschwellige, gut genutzte Angebote zum öffentlichen Thermalbaden. Gemeinsam schaffen alle Einrichtungen ein geschlossenes Angebot an moderner hoch- und niederschwelliger Badenutzung: Thermalbaden für alle, auch für Leute mit kleinem Portemonnaie. Das Besondere in Baden und Ennetbaden sind jedoch die seit 2 Jahren fest installierten öffentlichen, kostenlosen Thermalbadebrunnen. Klein, fein und sichtbar prägen sie die Uferpromenade des Limmat. Sie überzeugen zunächst durch ihre gute und schlichte Architektur, Das Konzept, eigenverantwortliches, bürgerschaftliches Thermalbaden zeigt sich in seiner ganzen Genussvielfalt als wärmendes und kommunikatives Erlebnis. Umkleiden etc. sucht man vergeblich.
Das Badeerlebnis ist überwältigend. Als wir eintrafen, befanden sich in den zweiteiligen Badebecken in Baden schon ca. ein Dutzend Personen. In den kleinen Becken wird Platz gemacht. Zu langes Baden hält man in diesem fast 40 Grad warmen Wasser auch nicht aus. Es hinterlässt ein ganz besonderes samtiges Gefühl auf der Haut. Der Körper dampft und es breitet sich die Wärme im ganzen Körper bis in die Gelenke aus. Im Thermalwasser sitzend beginnt direkt ein Gespräch mit einem älteren Herrn, der jede Woche aus dem etwa 100 Km entfernten Luzern, manchmal sogar mit dem Fahrrad, anreist: “Das Thermalwasser hätte ihn von seinem Rückenleiden befreit.“
Eingetaucht bis zu den Schultern, die Gesichter entrückt, andere auf dem Brunnenrand in lebhafte Gespräche verwickelt, erleben unterschiedliche Menschen das Wohltuende des Thermalwassers. Jugendliche sind entspannt ohne Handy, aber sichtlich mit Genuss. Die Atmosphäre ist ruhig und friedlich. Die Sonne auf der Haut, ein sanftes Lüftchen kühlt die aufgewärmten Körper der am Beckenrand Sitzenden. Eine junge Frau mit einem Fahrradanhänger hält an. Drei Kinder springen raus, ungeduldig endlich zu baden. Damit wird es lebhafter, aber nie laut. Von den Kindern werden verschiedene Entspannungstechniken wie „toter Mann“ oder „Wechselbaden“ erprobt.
Nachts entsteht eine besondere Atmosphäre. Die Lichter der Stadt spiegeln sich in der Limmat, die an den Thermalbadebrunnen vorbeifließt. Ein Prost auf den Feierabend und diese herrliche Kulisse. Die Sichtbarkeit des Thermalwasser ist in den Bädervierteln von Baden und Ennetbaden allgegenwärtig. Überall an der Uferpromenade und in der Stadt sind entsprechende Hinweise und Stelen mit der Thermalbadegeschichte und dem Thermalwasservorkommen präsent.
Thermalbadebrunnen in der Stadt Baden. Foto: Stadt Aachen / Reiner Nerlich)
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