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Waste Watcher sorgen für mehr Stadtsauberkeit

Gelbe Säcke, Hausmülltüten, blaue Säcke – es sind zahlreiche Abfälle, die Frank Timm, Kamil Bak und Kaan Karanfil an diesem Nachmittag entdecken, abgelegt an einer Baumscheibe in Aachen-Forst. „Die Abfuhr der Gelben Säcke ist erst in der kommenden Woche“, sagt Frank Timm mit einem Blick auf den Abfallkalender, „also viel zu früh rausgelegt.“ Es ist die erste von zahlreichen wilden Müllstellen im Stadtgebiet, die sie in dieser Schicht entdecken werden. Frank Timm, Kamil Bak und Kaan Karanfil sind drei der insgesamt fünf Waste Watcherdes Aachener Stadtbetriebs, die seit Oktober im gesamten Stadtgebiet unterwegs sind.


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Werben für mehr Stadtsauberkeit in Aachen: Beigeordneter Heiko Thomas, Dieter Lennartz, Geschäftsbereichsleiter Abfallwirtschaft und Stadtreinigung des Aachener Stadtbetriebs, die Waste Watcher Kaan Karanfil, Kamil Bak und Frank Timm sowie Anna Küppers, Mitarbeiterin des Geschäftsbereichs Abfallwirtschaft und Stadtreinigung (v.l.). Fotos: Stadt Aachen/Andreas Herrmann

Routiniert öffnen sie die Abfallsäcke, durchsuchen sie: Auf einem Stück Papier entdecken sie eine Adresse – allerdings nicht aus dieser Gegend, sonst hätten sie versucht, den*die Verursacher*in direkt ausfindig zu machen und auf das Fehlverhalten anzusprechen. In diesem Fall jedoch dokumentieren sie den Fund und leiten die Meldung an den Ordnungs- und Sicherheitsdienst der Stadt Aachen weiter, der wiederum versuchen wird, den*die Verursacher*in anhand der Adresse ausfindig zu machen.

Vielfältiger Aufgabenbereich

Abfallberatung, das Gespräch mit den Bürger*innen suchen, kleinere wilde Müllstellen beseitigen, Kontrolle der Abfallbehälter oder des bereitgestellten Sperrguts – „der Aufgabenbereich ist sehr vielfältig“, sagt Dieter Lennartz, Geschäftsbereichsleiter Abfallwirtschaft und Stadtreinigung des Aachener Stadtbetriebs. „In den vergangenen Jahren stellen wir ein verändertes Nutzungsverhalten im öffentlichen Raum fest. Auf der einen Seite nimmt die Nutzungsintensität zu, auf der anderen Seite findet – in Teilen der Bevölkerung – immer weniger Identifikation mit dem eigenen Wohn- und Lebensumfeld statt.“

Dabei, so betont Lennartz, basiere die Stadtsauberkeit auf drei Säulen: Zum einen der Öffentlichkeitsarbeit zur Bewusstseinserweiterung und Bewusstseinsänderung, zum anderen der Optimierung der eigenen Prozesse im Betrieb und schließlich der Ansprache von Bürger*innen und gegebenenfalls Sanktion von Fehlverhalten. „Diesen dritten Punkt versuchen wir, mit unseren Waste Watchern in kleinen Schritten zu verbessern. Sie sollen als Ansprechpartner fungieren, in den Wohngebieten unterwegs sein und versuchen, mit den Bürger*innen der Stadt in Kontakt zu treten und Hinweise geben, wie richtige Abfallentsorgung stattfindet. Denn häufig kann das Fehlverhalten auch auf Unwissenheit zurückgeführt werden. Damit nehmen unsere Waste Watcher einen ganz wichtigen Aufgabenbereich ein. Sie gehen in die Bereiche hinein, sind ansprechbar und erkennbar für die Bürger*innen.“ Dieser Aufklärungscharakter ist besonders relevant. Dieter Lennartz betont: „Wir sind kein zweites Ordnungsamt, wir wollen nicht mit erhobenem Zeigefinger auf die Bürger*innen zukommen, sondern Hilfe leisten und beratende Funktion einnehmen.“

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Aufklären, sensibilisieren, handeln

Und so sind die fünf Waste Watcher im gesamten Stadtgebiet unterwegs, arbeiten in zwei Schichten, von 6.30 Uhr bis 20.30 Uhr, montags bis samstags. „Wichtig ist uns, im ganzen Aachener Gebiet präsent zu sein, gesehen zu werden, ein Angebot zu schaffen“, hebt Anna Küppers vom Geschäftsbereich Abfallwirtschaft des Stadtbetriebs hervor. Zeitgleich haben die Waste Watcher die wilden Müllstellen im Blick und schauen auch, ob Verursacher auszumachen sind und wo die Handlungsmöglichkeiten liegen. Dazu gehört auch, proaktiv auf die Menschen zuzugehen und das richtige Verhalten zu erklären. „Wir setzen ganz stark auf die Aufklärungsarbeit und die Sensibilisierung, um das Bewusstsein für die Problematik zu schaffen.“

Wilde Müllstellen gibt es in allen Bereichen der Stadt – das können Frank Timm, Kamil Bak und Kaan Karanfil bereits nach wenigen Wochen in ihrer neuen Tätigkeit sagen. „Es gibt Hotspots, aber eben in allen Bereichen der Stadt“, sagt Frank Timm. Die Teams bewegen sich durch die Stadt und bleiben stehen, sobald sie Handlungsbedarf sehen: „Das fängt beim wilden Restmüll an, über wilden Sperrmüll bis zu Elektroschrott. Größere Mengen melden wir an die Kolleg*innen der Stadtreinigung, die den Abfall dann beseitigen. Kleinere Mengen nehmen wir selbst mit und entsorgen es fachgerecht.“

Die Gespräche mit den Bürger*innen seien bisher durchweg gut. „Wir stellen fest, dass Unwissenheit die häufigste Ursache ist. In diesen Fällen klären wir auf, geben Hinweise weiter, wie es richtig geht“, sagt Kamil Bak. Auch vor Ort haben sie schon Verursacher*innen angesprochen – mit Erfolg. Der Abfall wurde von den Betroffenen ohne Widerstand weggeräumt.

„Beim Thema Stadtsauberkeit ist jeder gefragt“

Durchschnittlich sammelt der Aachener Stadtbetrieb täglich rund eine Tonne wilden Müll. Diese Zahl setzt sich zusammen aus kleinteiligem Abfall sowie wildem Sperrmüll. Primär werden Restabfall, Sperrmüll aber auch Gelbe Säcke und Verpackungen gefunden. Durch die Einsammlung des wilden Mülls entstehen jährlich Kosten in Höhe von etwa 1 Million Euro. „Der Umgang mit dem öffentlichen Straßenraum hat sich geändert“, sagt Dieter Lennartz. „Aber es ist ein gemeinsamer, gesellschaftlicher, öffentlicher Raum. Da ist jeder gefragt, das schaffen wir nicht alleine.“

Das betont auch Heiko Thomas, Beigeordneter für Klima und Umwelt, Stadtbetrieb und Gebäude der Stadt Aachen: „Wir haben eine durchaus gute Situation in der Stadt, was Abfall und Straßenreinigung angeht. Trotzdem wollen wir noch besser werden. Wir haben einen langen Prozess mit der Politik und auch mit den Bürger*innen der Stadt in den letzten Jahren hinter uns, und sind froh und dankbar, dass es jetzt wirklich losgeht: Die Waste Watcher sind ein enormer Mehrwert für die Stadt und die Menschen.“

Und diese Erfahrung machen die Waste Watcher auch selbst: „Bisher hatten wir keine Probleme, keinen Ärger mit den Bürger*innen. Sie sind dankbar für unsere Tipps und Hilfe. Mit Reden kommt man immer weiter.“