5URVIVE
5G-basierte Umfassende Strategie zuR Verbesserung des Überlebens In der NotfallVErsorgung
In Deutschland sind die Überlebensraten bei Herzkreislaufstillständen gering und man schätzt, dass jährlich 10.000 Leben mehr gerettet werden könnten, wenn die sogenannte Überlebenskette verbessert würde. Das Forschungsprojekt 5URVIVE setzt sich zum Ziel, ein integriertes 5G-basiertes System für den Notfalleinsatz zu entwickeln, um den Patient*innen bei Notfalleinsätzen schneller und effizienter helfen zu können und die Ersthelfer*innen und Rettungskräfte bestmöglich zu unterstützen.
Bei einem Herzkreislaufstillstand hängt das Überleben des Patienten maßgeblich von dem Ineinandergreifen der sog. Rettungskette und ihrer Komponenten ab. Diese beginnt bereits bei der Wahrnehmung des Kreislaufstillstandes und dem Absetzen des Notrufs. Nachfolgend haben eine sofortige Durchführung der Herzdruckmassage durch Ersthelfer*innen und eine schnellstmögliche Defibrillation des Herzrhythmus sowie eine zielgerichtete professionelle Versorgung den höchsten Stellenwert für ein gutes Überleben.
5G – die Rettungskette wird digital und damit deutlich schneller
Da sämtliche Schritte der Rettungskette eng mit der Verfügbarkeit von Daten, deren Übertragung und Sicherheit verknüpft sind, bietet die 5G Technologie einzigartige Möglichkeiten, die im Rahmen des Projektes interdisziplinär erforscht und erprobt werden sollen. Ausgehend von einem automatisierten Feststellen des Kreislaufstillstands und dem Absetzen des Notrufs, über die Alarmierung von Ersthelfer*innen im näheren Umkreis bei gleichzeitigem Lufttransport von Defibrillatoren, Material und Datenbrillen für eine Erstkommunikation zwischen Ersthelfer*innen und dem Telenotarzt bis zur Bildung einer digitalen Rettungsgasse für das schnellere Eintreffen der Rettungskräfte und sofortiger Voranmeldung im Krankenhaus - 5URVIVE testet verschiedene Situationen und Möglichkeiten, die Rettungskette erheblich zu beschleunigen.
Ersthelferdrohnen, VR-Brillen und digitale Rettungsgassen…
Projektkonsortium
Unter der Leitung der umlaut consulting GmbH sind weitere folgende Projektpartner*innen an der Projektumsetzung beteiligt: umlaut solutions GmbH, umlaut telehealthcare GmbH, das Aachener Institut für Rettungsmedizin & zivile Sicherheit (ARS), FH Aachen, das Institut für Straßenwesen Aachen (ISAC), oculavis, SONAH, T-Systems sowie der Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalisierung und Europa der Stadt Aachen.
Förderung
Das zweijährige Projekt erhält eine Förderung in Höhe von 2,8 Millionen Euro im Rahmen des Förderwettbewerbs 5G.NRW vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen.
Erfolgreicher Abschluss von 5URVIVE
Das im Rahmen des Förderwettbewerbes "5G in NRW" durchgeführte Projekt 5URVIVE (5G basierte Umfassende Strategie ZuR Verbesserung des Überlebens In der NotfallVErsorgung) wurde im Juli 2024 nach letzten Testungen erfolgreich abgeschlossen. Das über zwei Jahre dauernde und vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen geförderte Projekt hatte das Ziel, die Erstversorgung von Patientinnen und Patienten mit Herzkreislaufstillstand zu verbessern. Unter der Leitung der umlaut consulting GmbH arbeitete ein Konsortium aus 10 Partnern aus den Bereichen Forschung, Wirtschaft und Rettungsdienstorganisation an einem vernetzten und vollintegrierten System, das die herkömmliche Rettungskette unter Einsatz neuer Technologien effizienter und effektiver machen soll.
Ausgangspunkt des Forschungsprojekts 5URVIVE ist dabei die Annahme, dass allein in Deutschland bis zu 10.000 Menschen jährlich gerettet werden könnten, wenn die Erstversorgung bei einem Herzkreislaufstillstand verbessert werden würde. Ein Teilaspekt von 5URVIVE war es, vollvernetzte Kamerasysteme in entlegenen Bereichen zu installieren, um kollabierende Personen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz zu erkennen und automatisiert einen Notruf abzusetzen, um so die Rettungskette auszulösen. Wesentlicher Bestandteil war hier die Beachtung des Datenschutzes, der durch den Einsatz neuer Technologien, ohne Speicherung von Daten, gewährleistet werden konnte.
Neben der Alarmierung des Rettungsdienstes wurden Schnittstellen zum Ersthelfersystem „Corhelper“ der umlaut telehealthcare sowie einer von der Fachhochschule Aachen modifizierten Rettungsdrohne entwickelt. Die Drohne sollte den automatisierten Transport eines Defibrillators sowie einer, von der Oculavis GmbH modifizierten, Augmented-Reality-Brille zur verunglückten Person sicherstellen. Im Rahmen des Projektes konnte gezeigt werden, dass alarmierte Corhelper damit unterstützt werden können, mit Hilfe eines Telenotarztes schnelle und effektive Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten. Die Verfahrensanweisungen sowie die wissenschaftliche Evaluation wurden vom Aachener Institut für Rettungsmedizin und zivile Sicherheit (ARS) der Uniklinik RWTH und Feuerwehr Aachen entwickelt und umgesetzt.
Ein weiterer Aspekt des Projektes war die Digitalisierung der Rettungsgasse. Hierzu konnten mithilfe stationärer und mobiler Sensoreinheiten der SONAH GmbH Echtzeit-Lagebilder des Verkehrsaufkommens generiert werden. Die erhobenen Daten wurden wiederum vom Institut für Straßenwesen der RWTH fusioniert, um diese für die Routenplanung des Rettungswagens bereitzustellen. Teil der digitalen Rettungsgasse war es auch, andere Verkehrsteilnehmende durch einen Informationsaustausch zwischen Fahrzeugen, sogenannte Car2x-Kommunikation, frühzeitig zum Bilden einer Rettungsgasse aufzufordern.
Das Konsortium konnte mit Unterstützung der Stadt Aachen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit sowie der umlaut solutions GmbH zeigen, welches Potenzial der Einsatz integrierter und 5G-basierter Lösungen birgt.
Wenngleich marktverfügbare Technologien auch die Art der Lebensrettung revolutionieren können, müssen diese miteinander verzahnt, getestet und stufenweise in den Regelbetrieb überführt werden. Gleichzeitig sind die Vernetzung und der Wissenstransfer mit Behörden und Organisationen der öffentlichen Sicherheit notwendig, um Forschungsergebnisse in der Praxis zu implementieren. Insbesondere ist der transparente Umgang mit den eingesetzten Technologien im Dialog mit der Bevölkerung unumgänglich, um Verständnis und Akzeptanz als Grundvoraussetzung zu schaffen.
Das Konsortium um das Forschungsprojekt 5URVIVE bedankt sich bei allen beteiligten Partner*innenn für die Unterstützung, ohne die Systemtestungen in realistischen Szenarien innerhalb der Stadt Aachen nicht möglich gewesen wären.
Weitere Informationen sowie ein Video des Systemtests finden Sie unter https://5urvive.de/