Ja, Aachen gab es schon vor dem Frankenkaiser. Ein Blick in die Archäologische Vitrine im Elisengarten belegt: Bereits die Kelten und Römer schätzten die hiesigen heißen Quellen. Doch zu historischer Bedeutung verhalf erst Karl der Große der Stadt. Er machte Aachen zu seiner Lieblingspfalz, zur ersten Hauptstadt seines europäischen Reiches. Mehr als 1000 Jahre hat es gedauert, bis der Dom, Wahrzeichen der Stadt und Deutschlands erstes UNESCO-Welterbe-Kulturgut überhaupt, fertig war. Und gebaut wird dort immer noch, um das Prachtstück zu erhalten.
Karl der Große ist auch Namensgeber des wichtigsten und ältesten Preises, mit dem Persönlichkeiten und Institutionen ausgezeichnet werden, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht haben: der Internationale Karlspreis zu Aachen. Seit 1950 wird dieser Preis im Krönungssaal des Aachener Rathauses verliehen. Die deutsche Grenzstadt Aachen ist somit nicht nur geographisch mitten in Europa angesiedelt, sondern auch von der allgemeinen Geisteshaltung. Der Öcher sagt immer noch gerne „Isch hab kalt“, seit die Franzosen („J’ai froid“) unter Napoleon das Rheinland besetzt hatten. Politisch wird diese Haltung neben dem Karlspreis auch mit der Verleihung des Medienpreises „Médaille Charlemagne pour les Médias Européens“ oder dem Aachener Friedenspreis ausgedrückt.
Exzellente Forschung und Lehre
An den vier Hochschulen in Aachen lernen und lehren mehr als 70.000 Menschen in rund 300 Fachbereichen und Instituten: an der weltweit renommierten Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen, der Fachhochschule (FH) Aachen, der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (KatHO NRW) sowie der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Abteilung Aachen.
Die RWTH ist eine der führenden europäischen Wissenschafts- und Forschungsinstitutionen und Exzellenz-Universität in Forschung und Lehre. Sie ist sowohl der größte Arbeitgeber als auch der größte Ausbilder im Raum Aachen. Austausch-Programme zwischen den Hochschulen in Aachen, Lüttich, Maastricht und Hasselt (ALMA) sowie zwischen Aachen, Delft, Zürich und Paris (IDEA League) fördern die internationale Forschung und Lehre. Im Universitätsklinikum Aachen (UKA) finden Patientenversorgung, Forschung und Lehre unter einem Dach in einem der größten Krankenhausgebäude Europas statt. Die große Zahl Studierender insgesamt in Aachen hat einen angenehmen Nebeneffekt: Viele junge Menschen beleben das Stadtbild Aachens, prägen sein Flair und halten die Stadt jung und in Schwung.
Hightech-Region Aachen
Mit dem RWTH Aachen Campus entsteht ein ehrgeiziges und zukunftsweisendes Projekt. Es bietet Unternehmen eine völlig neue Form der Kooperation mit Hochschulinstituten. Auf einer Fläche von insgesamt rund 2,5 Quadratkilometern werden die bestehenden und künftig geplanten Hochschuleinrichtungen um 16 Kompetenz-Cluster erweitert.
Durch den RWTH Aachen Campus werden die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der RWTH Aachen als Exzellenz-Universität im internationalen Vergleich gesichert und die regionale Wirtschaft gestärkt. 300 nationale und internationale Unternehmen haben sich auf dem RWTH Aachen Campus bereits angesiedelt. Rund 10.000 Arbeitsplätze sollen in den Forschungsschwerpunkten und im Dienstleistungssektor geschaffen werden. Um die Bedeutung der Wissenschaft in Aachen sichtbar zu machen, haben die Stadt Aachen und ihre Hochschulen 2016 "Future Lab Aachen. Kunst des Fortschritts" aufgelegt, eine Dachmarke, die große und kleine Aktionen und Veranstaltungen zum Thema Wissenschaft sichtbar macht: www.futurelab-aachen.de
Aachens Kultur überschreitet Grenzen
Um Wirtschaftskraft in eine Stadt zu holen und zu halten, wird vermehrt auf so genannte weiche Standortfaktoren gesetzt. Damit muss Aachen wahrlich nicht hinter dem Berg halten: Das Sammlerehepaar Peter und Irene Ludwig hat in den 60er und 70er Jahren die zeitgenössische Kunst aus den USA über Aachen nach Deutschland gebracht und einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Heute tragen zahlreiche Museen, in Deutschland und in aller Welt, den Namen Ludwig. Viele zeitgenössische Werke der Sammlung Ludwig sind im Ludwig Forum Aachen zu sehen. Auch das Suermondt-Ludwig-Museum besitzt viele Werke aus dem Sammlungsbestand.
Einzigartig ist das Internationale Zeitungsmuseum (IZM). Nach zweijähriger Renovierung und kompletter Umgestaltung des Museums glänzt es heute in Sichtweite zum Aachener Rathaus als modernes Medienmuseum. Alles rund um das Thema Zeitungen und Presse, von der Entstehung der Schrift bis zu Zukunftsvisionen, ist dort interaktiv erlebbar. In seinem Archiv hütet das IZM einen unschätzbaren Bestand von Erst-, Letzt-, Jubiläums- und Sonderausgaben sowie zahlreiche Kuriositäten jeglicher Genres. Und wo wir gerade beim Zeitungswesen sind, zwei Fakten noch für Pressebegeisterte: Die erste Zeitung, die in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg erscheinen durfte, waren die Aachener Nachrichten. Und die Nachrichtenagentur Reuters wurde von Paul Julius Reuter 1850 gegründet – in Aachen.
Die Route Charlemagne
Karl der Große ist in Aachen allgegenwärtig, nicht nur durch sein Standbild auf dem Markt. Auch die neue Route Charlemagne bezieht sich auf Karl den Großen und seine Bedeutung für Aachen und Europa. Sie führt zu bedeutenden Orten der Stadt Aachen und erzählt Geschichte und Geschichten Aachens als europäische Stadt und als Stadt der Wissenschaft. Auf neun Stationen, darunter das IZM, kommt man Aachen in seiner Historie, Gegenwart und Zukunft näher. Die zentrale Ausgangsstelle der Route Charlemagne, das "Centre Charlemagne - Neues Stadtmuseum Aachen", ist 2014 im Rahmen der großen Karlsausstellungen eröffnet worden. Es befindet sich am Katschhof zwischen Dom und Rathaus und lässt Aachens Stadtgeschichte und Karls Wirken in Ausstellungen mit historischen, künstlerischen und interaktiven Elementen lebendig werden. Das Rathaus mit dem Krönungssaal als Sitz der Macht und der Dom als Symbol der Religion sind ebenfalls Teil der Route Charlemagne.
Wo Menschen zu leben verstehen
Wer bei einem Besuch in Aachen genießen möchte, wird schnell fündig. Zahlreiche Cafés, Bistros, Kneipen und Gaststätten laden zum Verweilen ein. Noch immer ahnt man, weshalb in den 1980er Jahren das Wort von Aachen als Studentenstadt mit der höchsten Kneipen/Kopf-Dichte die Runde (!) machte…
Und wer das kulinarische Wahrzeichen Aachens nicht probiert, ist selbst Schuld: die Printe. Beinahe jede Bäckerei und Konditorei bietet ihre Eigenproduktionen an, und mit der traditionsreichen Aachener Printen- und Schokoladenfabrik Henry Lambertz GmbH & Co. KG hat ein international tätiger Gebäckkonzern seinen Sitz in Aachen.
Doch Aachen ist auch beim Essen und Trinken weltoffen. Dass es den belgischen Reisfladen und die holländische Fritte auch in der Kaiserstadt gibt, versteht sich von selbst. Ist ja auch nur ein Katzensprung – man lebt schließlich im Dreiländereck.
Wer den Naturgenuss dem rein leiblichen Wohl vorzieht, kommt in Aachen auf seine Kosten. Zahlreiche innerstädtische Parks bieten Platz zum Spazieren und Erholen. Der Aachener Wald, seit 2003 wegen der umwelt- und sozialverträglichen Nutzung mit dem FSC-Siegel zertifiziert, bietet rund 100 Kilometer Wanderwege und erstreckt sich einen großen Teil entlang der deutsch-belgischen Grenze.
Auf dem Aachener Lousberg, wo bereits während der Jungsteinzeit Feuerstein abgebaut wurde, befindet sich der erste von Bürgern (und nicht von Adligen) gegründete Landschaftspark Europas.
Aachen typisch
Dem Wasser hat Aachen viel zu verdanken unter anderem seine Gründung. Denn zahlreiche heiße Quellen waren für die Kelten, später für die Römer der Anreiz, sich im Talkessel anzusiedeln. Ein römisches Heilbad ist im 1. Jahrhundert n. Chr. belegt. Auch Kaiser Karl der Große und vor ihm König Pippin der Jüngere nutzten schon die heißen Quellen der Stadt, die damals noch Aquis villa hieß.
Sogar der Name der Stadt Aachen leitet sich vom Wasser ab: Das Altgermanische Ahha bedeutet Wasser. Die Quellen bringen schwefelhaltiges, bis zu 74 Grad heißes Wasser an die Oberfläche und gehören zu den heißesten in Mitteleuropa. Die Carolus Thermen Bad Aachen, ein beliebtes Thermalbad, nutzen das Mineral-Thermalwasser der Rosenquelle. Sie ist als Heilquelle staatlich anerkannt und bringt 47 Grad warmes Wasser in die Thermen.
Als Kurstadt mit drei Kurkliniken darf sich die Stadt Bad Aachen nennen.
Mekka des Pferdesports
Mit dem CHIO Aachen (Concours Hippique International Officiel), dem Internationalen Reitsportfestival, ist bereits seit 1924 das Mekka des Pferdesports in der Aachener Soers ansässig. Über 350.000 Zuschauer verfolgen an den zehn Turniertagen die Wettkämpfe und Showveranstaltungen. Der CHIO Aachen ist damit, gemessen an der Zahl zahlender Zuschauer, die größte regelmäßige Reitsportveranstaltung Deutschlands.
Von den rund 230 Sportvereinen in Aachen ist Alemannia Aachen sicherlich der bekannteste. Die Fans der Alemannia gehen mit ihrem Verein durch dick und dünn. In der Spielzeit 2006/07 war die Alemannia sogar erstklassig.
Aachens vielfältige Attraktionen locken jedes Jahr Besucher aus allen Regionen Deutschlands sowie dem nahen und fernen Ausland an. Das Tagungs- und Kongresszentrum Eurogress hatte im Jahr 2014 rund 170.000 Gäste, davon 75.000 Tagungs- und Kongressgäste. Der Aachener Dom zählt etwa 1.000.000 Besucher, der Aachener Weihnachtsmarkt sogar etwa 1,5 Millionen.
Aachen in Fakten
- Bundesland: Nordrhein-Westfalen
- Landeshauptstadt: Düsseldorf
- Einwohner: 254.782 (Stand Januar 2017)
- Fläche: 160,82 qkm
- Höhe über N.N.: 125 – 410 m