Den Walter-Hasenclever-Literaturpreis der Stadt Aachen erhielt am 7. Februar 2008 der 1944 in Schlesien geborene Schriftsteller Christoph Hein.
Prof. Dr. Egyptien, Vorsitzender der Walter-Hasenclever-Gesellschaft und gleichzeitig Vorsitzender der Jury, begründete die Preisverleihung an Christoph Hein mit "der Vielseitigkeit seines Werkes, der Zeitbezogenheit seines dramatischen und erzählerischen Schaffens und dem gesellschaftlichen Engagement seines Schreibens." Damit verkörpere er "den Typus eines Autors, der mit dem Namensgeber des Preises zahlreiche Berührungspunkte aufweist." Die Gestaltung privater Lebenserfahrungen in einem kühlen und nüchternen Ton und die Fähigkeit, in seinen Büchern immer wieder neue Perspektiven einzunehmen, seien - so heißt es darüber hinaus in der Begründung - "Markenzeichen" von Christoph Heins Schreiben. "Sowohl in seiner Dramatik als auch in seinen erzählenden Werken dokumentiert sich Heins souveräner Umgang mit traditionellen und avancierten literarischen Techniken." Als Essayist habe Hein zu aktuellen literarischen und kulturellen Tendenzen scharfsichtig Stellung bezogen und eindringende Porträts anderer Autoren verfasst, die seine Einbettung in den literarischen Kontext deutlich machten.
Hein zählt zu den renommiertesten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart und ist vor allem als Erzähler, Dramatiker und Essayist hervorgetreten. Von 1998 bis 2000 war er der erste Präsident des gesamtdeutschen PEN-Clubs. Er war Mitgründer der Wochenzeitung "Freitag" und bis 2006 einer der Herausgeber dieser Zeitung.
Christoph Hein wuchs in der DDR auf, besuchte aber bis zum Mauerbau ein Westberliner Gymnasium. Nach Abitur und Studium der Philosophie wurde er 1971 Dramaturg an der Ostberliner Volksbühne. Seit 1979 lebt er als freier Schriftsteller in Berlin.
Das literarische Werk Heins umfasst mehr als 25 Bücher. Der Durchbruch gelang ihm 1983 mit der Novelle "Drachenblut", die wegen ihrer schmerzhaft genauen Diagnose der ostdeutschen Lebensbedingungen heute zu den bedeutendsten Leistungen der DDR-Literatur gezählt wird. Sein Drama "Die Ritter der Tafelrunde" von 1989 zeichnete die Agonie einer Gesellschaft, der ihre weltanschaulichen Werte verloren gegangen sind. Es wurde bald als eine hellsichtige Vorwegnahme des staatlichen Zusammenbruchs der DDR verstanden. Große Beachtung fand auch sein im Jahre 2000 veröffentlichter Roman "Willenbrock", der den Auswirkungen der Wiedervereinigung auf die Lebenssituation nachspürt und 2005 verfilmt wurde. Zuletzt legte Christoph Hein 2007 mit "Frau Paula Trousseau" einen umfangreichen Roman vor, der in raffinierter zeitlicher Verschränkung die Biographie einer Malerin erzählt und dabei Einblick in eine problematische seelische Landschaft gewährt, die ein Stück weit die Verwerfungen der jüngeren deutschen Geschichte erahnen lässt. Heins Werk erschien von Beginn an in angesehenen Verlagen, zuerst bei Aufbau in Ostberlin und Luchterhand, seit 2000 wird es von Suhrkamp betreut.
Hein wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste der DDR (1982), dem Erich-Fried-Preis (1990), dem Berliner Literaturpreis (1992) und dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur (2002). Im Februar 2004 erhielt er für sein schriftstellerisches Gesamtwerk den Schiller-Gedächtnis-Preis des Landes Baden-Württemberg, im gleichen Jahr auch den Verdi-Literaturpreis für seinen Roman "Landnahme".
Mehr Infos und das Begleitprogramm "Aachen liest... Willenbrock von Christoph Hein":
Laudatio von Martin Krumbholz (PDF)