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Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt empfängt Aachener Delegation und freut sich auf die Karlspreis-Verleihung am 9. Mai

  • Der Direktoriumsvorsitzende des Internationalen Karlspreises zu Aachen, Dr. Jürgen Linden, und – in Vertretung der erkrankten Aachener Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen – Bürgermeisterin Dr. Margrethe Schmeer tragen Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt in München den Preis an.
  • Pinchas Goldschmidt bedankt sich für das starke Signal gegen Antisemitismus und für die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger.
  • Die Karlspreisverleihung am 9. Mai und das vorgelagerte Rahmenprogramm werden sich ausdrücklich und sichtbar gegen Antisemitismus stellen und für den interreligiösen Dialog einsetzen.

„Nie wieder ist jetzt“ ist heute! Nach dem persönlichen Gespräch mit Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt in der Münchener Zentrale der Europäischen Rabbinerkonferenz am gestrigen Donnerstag, 15. Februar, kann die Aachener Delegation einer Karlspreisverleihung und einem Rahmenprogramm entgegensehen, die sich ausdrücklich und sichtbar gegen Antisemitismus stellen und für den interreligiösen Dialog einsetzen werden. 

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Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER), Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt (Mitte), begrüßt den Vorsitzenden des Karlspreisdirektoriums Dr. Jürgen Linden und Bürgermeisterin Dr. Margrethe Schmeer im Zentrum für jüdisches Leben und Hauptsitz der Konferenz der Europäischen Rabbiner in München. (Foto: Stadt Aachen/Harald Krömer)

Zeichen für Europa, die Aussage „Nie wieder ist jetzt!“ ernst zu nehmen

Beim Empfang in der Zentrale der Europäischen Rabbinerkonferenz in München bedankte sich der designierte Preisträger Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt bei der Aachener Delegation um den Direktoriumsvorsitzenden des Internationalen Karlspreises zu Aachen, Dr. Jürgen Linden, Bürgermeisterin Dr. Margrethe Schmeer, die in Vertretung der erkrankten Aachener Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen nach München gereist war und ebenfalls Mitglied im Direktorium ist, sowie bei Dr. Thomas Prefi als Vorsitzendem der Karlspreisstiftung: „Sehr dankbar und geehrt bin ich, stellvertretend für die jüdische Gemeinde in Europa mit dem diesjährigen Internationalen Karlspreis zu Aachen ausgezeichnet zu werden. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen Antisemitismus in einem besonders schlimmen Ausmaß grassiert und jüdisches Leben in Europa offen zur Frage gestellt wird, ist der Karlspreis ein besonderes Signal und eine wichtige Unterstützung für die jüdische Gemeinde und ein friedliches und tolerantes Zusammenleben der Gesellschaft und Religionen in Europa. Der Karlspreis ist gleichzeitig Ansporn, noch entschiedener unsere Freiheit und europäischen Werte zu verteidigen und jüdisches Leben in Europa nachhaltig zu sichern.“ 

Goldschmidt betonte zudem, dass die Preisverleihung nicht nur ein äußerst wichtiges Zeichen für die jüdischen Gemeinden Europas und auch für ihn selbst sei. Er sei auch ein Zeichen für Europa, wirklich „das Heute“ zu meinen, wenn man die Aussage „Nie wieder ist jetzt!“ ernst meine: „Heute müssen wir alles tun, um die europäischen Werte zu erhalten, damit jeder Mitbürger Europas sich zuhause fühlen kann.“ 

Im Bildungs- und Medienbereich strukturiert gegen Antisemitismus vorgehen

Dr. Jürgen Linden bestätigte diese Haltung, indem er in der Pressekonferenz, die auf die Antragung folgte, betonte, „dass wir der Auffassung sind, jetzt auch etwas gegen den Antisemitismus unternehmen zu müssen.“ Deshalb sei diese Karlspreisverleihung „auch ein Appell an die politischen Verantwortlichen in Europa, in den Nationalregierungen nicht nur Solidaritätsbekundungen mit den Juden von sich zu geben, sondern strukturiert, im Bildungsbereich und im Medienbereich etwas gegen diesen Antisemitismus zu tun.“ Das Direktorium ergreife Partei für das jüdische Leben und wolle nicht nur ein symbolischer Akt sein, sondern sagen: „Wir sind an eurer Seite! Und ihr seid Teil von unserem Alltag! Wir erwarten diese Unterstützung von den politisch Verantwortlichen und wir hoffen, dass wir auch einen Großteil der Bürgerinnen und Bürger bei dieser Verleihung für diese Unterstützung gewinnen können.“ 

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In der Pressekonferenz gibt das Karlspreisdirektorium vertreten durch Dr. Jürgen Linden (links) und Dr. Margrethe Schmeer (rechts) gemeinsam mit dem Pressesprecher der CER, Oliver Rolofs (2.v.l.), die offizielle Antragung des Internationalen Karlspreises zu Aachen an den Präsidenten der Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER), Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt (2.v.r.), und die jüdischen Gemeinschaften in Europa bekannt. (Foto: Stadt Aachen/Harald Krömer)

Aachen wird ein herzliches Willkommen bereiten

Bürgermeisterin Dr. Margrethe Schmeer versicherte: „Ich kann jetzt schon sagen, dass die Stadt Pinchas Goldschmidt ein ganz herzliches Willkommen bereiten wird. Wir haben in Aachen sicher nicht die heile Welt, aber wir haben eine Stadt in der schon sehr viel für interreligiösen Dialog und interkulturelle Verständigung getan wird.“ Sie freue sich, einen Menschen in Aachen begrüßen zu können, „der Brücken baut zwischen den Religionen und zwischen den Kulturen“, der gleichzeitig aber auch „politisch Stellung nimmt durch sein Handeln für unsere demokratischen Werte und für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung“. 

Das Programm in Aachen

Pinchas Goldschmidt äußerte im Gespräch mit der Delegation aus Aachen, seine Bereitschaft, aktiv zum guten Gelingen der Preisverleihung am 9. Mai in Aachen beizutragen. Sein Schwerpunkt wird dabei auf dem interreligiösen Dialog liegen.

Goldschmidt wird in Begleitung seiner Frau und Teilen seiner Familie am Vortag der Preisverleihung ab dem frühen Nachmittag in Aachen sein. Dazu gehören eine Begegnung mit Studierenden an der RWTH und das Europa-Forum der Karlspreisstiftung. Am Abend wird er nach einer Besichtigung des Aachener Doms das Bürgerfest, Karlspreis-Open-Air, besuchen. Dort wird der designierte Preisträger auch die Jugendkarlspreisträger*innen 2024 kennenlernen. Es folgt danach das traditionelle Vorabend-Dinner in der Aula Carolina. 

Karlspreis 2024

Die Preisvergabe an Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, Präsident der Konferenz der europäischen Rabbiner (CER), und mit ihm die jüdischen Gemeinschaften in Europa, hatten der Vorsitzende des Direktoriums der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen, Dr. Jürgen Linden, und die Aachener Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen bereits am 19. Januar 2024 in Aachen bekanntgegeben. 

In der Begründung des Karlspreisdirektoriums heißt es unter anderem, dass Pinchas Goldschmidt den Preis „in Würdigung seines herausragenden Wirkens für den Frieden, die Selbstbestimmung der Völker und die europäischen Werte, für Toleranz, Pluralismus und Verständigung, und in Anerkennung seines bedeutenden Engagements für den interreligiösen und interkulturellen Dialog“ erhalte.                                                          

Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen hatte in der Pressekonferenz im Januar die starke Signalwirkung der aktuellen Karlspreisträger-Wahl betont: „Pinchas Goldschmidt ist ein Mann, der mit ganzem Herzen auf den Dialog setzt. Er ist ein Brückenbauer zwischen Menschen und Religionen über alle Grenzen hinweg, dessen hoher Anspruch und Überzeugung ist, Europa und die Welt wieder zu einem besseren Ort zu machen, zu einem sicheren Ort.“ Weiter erklärte sie: „In einer Zeit, in der so viel Hass, Hetze und auch Alltagsrassismus herrschen, müssen wir auf den Dialog setzen. Pinchas Goldschmidt ist ein Mensch, der mitreißt, und ich bin zuversichtlich, dass wir mit ihm die Menschen hier in Aachen erreichen und eine Friedensbotschaft senden können“. 

Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner

Pinchas Goldschmidt wurde 1963 in einer jüdisch-orthodoxen Familie in Zürich geboren. Er studierte rabbinische Studien im israelischen Bnei Berak, in Chicago, Baltimore und Jerusalem. 1987 erhielt er die formelle Einsetzung als Rabbiner. 1989 übersiedelte er in die damalige Sowjetunion und wurde 1993 zum Oberrabbiner von Moskau gewählt. Er verließ Moskau 2022, nachdem er sich dem Druck, den Ukraine-Krieg zu unterstützen widersetzt und die in Russland lebenden Juden zur Flucht aus dem Land aufgerufen hatte. Bereits im Juli 2011 wurde Goldschmidt zum Präsidenten der Konferenz der Europäischen Rabbiner gewählt.

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Der designierte Karlspreisträger 2024: Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER), Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt. (Foto: Stadt Aachen/Harald Krömer)

Alle Menschen haben das Recht, in sicheren Grenzen zu leben

Das Direktorium hebt durch die Verleihung des Karlspreises 2024 an Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt hervor, „dass alle Menschen das Recht haben, in sicheren Grenzen und einer freien, friedlichen und demokratischen Gesellschaft zu leben“. Goldschmidt bringe, so das Karlspreisdirektorium, „deutlich zum Ausdruck, dass Menschen unterschiedlichster religiöser und kultureller Herkunft in Europa ihren Platz finden müssen; dass der interkulturelle Dialog mehr denn je zu den großen Herausforderungen unserer Zeit zählt; dass aber beim Eintritt in diesen Dialog die europäischen Werte nicht verhandelbar sind und das von Demokratie, Freiheit und Recht geprägte europäische Lebensmodell nicht zur Disposition steht“.

In der Begründung ist final zu lesen: „Mit dem Präsidenten der Konferenz der europäischen Rabbiner, Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, und den jüdischen Gemeinschaften in Europa würdigt das Direktorium der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen im Jahr 2024 einen herausragenden Repräsentanten des europäischen Judentums und das jüdische Leben in Europa, das unseren Kontinent seit Jahrhunderten bereichert und hier immer seinen Platz haben wird und haben muss.“ 

Karlspreisverleihung am 9. Mai

Der Karlspreis wird in diesem Jahr wieder traditionell am Himmelfahrtstag, 9. Mai, verliehen. Neben der offiziellen Zeremonie im Krönungssaal des Aachener Rathauses soll ein Friedensfest und Fest des Dialogs gefeiert und dabei die Aachener Bevölkerung in ihrer ganzen Vielfalt einbezogen werden. Ausdrücklich und herzlich eingeladen sind Menschen aller Glaubensrichtungen.

Internationaler Karlspreis zu Aachen

Der Internationale Karlspreis zu Aachen gilt als einer der bedeutendsten europäischen Preise. Er wird seit 1950 an Personen und Institutionen verliehen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Zu den früheren Preisträgern gehörten unter anderem Konrad Adenauer (1954), der spanische König Juan Carlos I. (1982), Francois Mitterand und Helmut Kohl (1988), Václav Havel (1991), der amerikanische Präsident Bill Clinton (2000), der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker (2006), Bundeskanzlerin Angela Merkel (2008), Papst Franziskus (2016), der französische Staatspräsident Emmanuel Macron (2018) und der UN-Generalsekretär António Guterres (2019). Im Jahr 2022 wurden die belarussischen Bürgerrechtlerinnen Maria Kalesnikava, Swetlana Tichanowskaja und Veronica Tsepkalo mit dem Preis ausgezeichnet, 2023 der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und das ukrainische Volk. Im März 2004 erhielt Papst Johannes Paul II. einen außerordentlichen Karlspreis, der in Rom verliehen wurde. 

Urkunde und Medaille

Verliehen wird neben einer Urkunde auch eine Medaille, die auf der Vorderseite das älteste Aachener Stadtsiegel aus dem 12. Jahrhundert mit thronendem Karl dem Großen und auf der Rückseite eine Inschrift für den jeweiligen Preisträger zeigt. 

Mehr Infos: www.aachen.de/karlspreis und www.karlspreis.de

02.05.2024