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Weltkriegsgedenken in England



 
Erstmals Aachener Soldaten und Pfarrer bei Weltkriegsgedenken in England

Fahnenabordnung des Bundeswehrstandortes Aachen bei ergreifender Gedenkfeier zum Remembrance Day in der Partnerstadt Halifax - Pfarrer Jens-Peter Bentzin predigte vor 1000 Gottesdienstbesuchern im Halifax Minster – Bürgermeisterin Margrethe Schmeer legt am Ehrenmal einen Kranz nieder.

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Die Aachener Bürgermeisterin Dr. Margrethe Schmeer (3.v.r., beiger Mantel) nahm an der Gedenkveranstaltung gemeinsam mit ihrer Amtskollegin aus Halifax, Pat Allen (4.v.r.), teil

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... und legte einen Kranz am Ehrenmal vor der Münsterkirche nieder.

Mit einer ergreifenden Gedenkfeier und einem Gottesdienst haben am Sonntag die Menschen in der nordenglischen Stadt Halifax gemeinsam mit einer Delegation aus der Partnerstadt Aachen der Opfer der Weltkriege gedacht. Zum ersten Mal überhaupt hat dabei eine Fahnenabordnung der Bundeswehr an den Gedenkveranstaltungen zum Remembrance Day in Großbritannien teilgenommen. Im Halifax Minster predigte vor rund 1000 Gottesdienstbesuchern Pfarrer Jens-Peter Bentzin aus dem Evangelischen Kirchenkreis Aachen. Bei der Kranzniederlegung am Ehrenmal vor der Münsterkirche wurden die deutsche und die britische Nationalhymne gespielt.

„Wir senken unsere Häupter in Scham und Demut. Wir gedenken der Namen der Opfer und verneigen uns vor ihnen. Tief bewegt nehmen wir wahr, dass Sie uns die Hand zur Versöhnung entgegenstrecken – und wir nehmen dieses Geschenk demütig und dankbar entgegen“, sagte Pfarrer Bentzin in seiner Predigt. Der traditionelle Remembrance Day, in Großbritannien ein sehr wichtiger und emotionaler Gedenktag für die Gefallenen der Weltkriege, steht in Halifax in diesem Jahr unter dem Thema „Versöhnung und gemeinsames Gedenken in Europa“. Anlass ist der 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges. Die Städte Aachen und Halifax sind seit mehr als 60 Jahren durch eine Städtepartnerschaft verbunden. Die jetzige Einladung einer Aachener Delegation zum Remembrance Day geht auf die Initiative des anglikanischen Vicar des Halifax Minster, Reverend Canon Hilary Barber, und seines Monschauer Amtskollegen Pfarrer Jens-Peter Bentzin zurück. Denn seit einigen Jahren pflegen die anglikanische Kirche in Halifax und der Evangelische Kirchenkreis Aachen verstärkt ihre freundschaftlichen Beziehungen.

„Wir werden unsere Toten nie vergessen. Aber einhundert Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist es an der Zeit, Hass und Bitterkeit zu überwinden und gemeinsam Versöhnung und Frieden zu suchen“, sagte Reverend Canon Hilary Barber. In den vergangenen Jahrzehnten sei die Freundschaft zwischen Aachen und Halifax so stark geworden, dass er sich zu dem historischen Schritt entschlossen habe, Deutsche zu diesem britischen Gedenktag einzuladen. „Dies war auch diplomatisch nicht leicht umzusetzen, aber längst überfällig“, sagte Reverend Barber. In seiner Ansprache am Ehrenmal hieß er die Gäste aus Aachen als „Brüder und Schwestern“ willkommen.

Neben den Soldaten der Technischen Schule Landsysteme und Fachschule des Heeres für Technik in Aachen und den Vertretern des Evangelischen Kirchenkreises Aachen nahm auch die Aachener Bürgermeisterin Margrethe Schmeer  an den Gedenkfeierlichkeiten teil. Gemeinsam mit der Bürgermeisterin von Halifax, Pat Allen, verfolgte sie die Prozession und legte anschließend am Ehrenmal einen Kranz aus Mohnblüten nieder, in Großbritannien das Symbol für das Gedenken am Remembrance Day. „Unsere deutsche Sicht auf die Vergangenheit ist durch die Ereignisse zwischen 1933 und 1945 so gebrochen, dass wir die Bedeutung des Weltkriegsgedenkens zum Jahrestag der deutschen Kapitulation im November 1918 bei unseren Nachbarn oft gar nicht so im Fokus haben“, sagte die Bürgermeisterin nach ihrer Rückkehr nach Aachen. „Umso eindrucksvoller war es, ein solches Gedenken verbunden mit Gesten der Versöhnung nun mitzuerleben. Es hat wohl Geschichte geschrieben, dass dazu gestern auf englischen Boden nach Halifax eine deutsche Delegation gebeten war, bestehend aus Vertretern der Kirche, der Bundeswehr und der Zivilgesellschaft über die Städtepartnerschaft Aachen/Halifax. Für den großherzigen Empfang können wir alle nur sehr dankbar sein.“

Das Partnerschaftskomitee Aachen-Halifax/Calderdale vertraten dessen Vorsitzende Hannegret Stuckenburg und ihr Stellvertreter Karlheinz Dannert. „Die Gedenkfeier und vor allem die Zeremonie am Ehrenmal ging mir sehr nahe“, sagte Stuckenburg. „Ich war inzwischen bestimmt schon fünfzehn Mal in Halifax, aber die Emotionalität an diesem Tag hat mich doch überrascht.“

Pfarrer Jens-Peter Bentzin bezeichnete das Erlebnis, am Remembrance Day im vollbesetzten Halifax Minster auf Englisch zu predigen als außergewöhnliche Ehre und eine in seinem Leben mit Sicherheit einmalige Erfahrung. „Obwohl die Einladung an uns zu diesem Gedenken in Halifax auch nicht unumstritten war, kamen nach dem Gottesdienst viele Menschen auf mich zu und haben mir persönlich dafür gedankt, dass wir da waren“, sagte Bentzin. „Manche hatten Tränen in den Augen als sie erzählten, was sie während der Gedenkfeier empfunden hatten.“ Für ihn sei der Gedenktag eine Ermutigung, weiter zusammenzuarbeiten und in eine gemeinsame Zukunft zu schauen. „Es ist Gottes Gebot an uns Menschen, einander zu lieben. Mit kleinen Schritten wie mit diesem können wir das Wunder wahrmachen und das Leiden in dieser Welt verringern.“

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Als Gastgeschenk überreichte Bürgermeisterin Allen ihrer Aachener Amtskollegin eine Spindel, wie sie früher in der für Halifax bedeutenden Tuchindustrie gebraucht wurde

 


Caren Braun,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Evangelischer Kirchenkreis Aachen