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Das Archivale des Monats März 2024 …

  • … zeigt eine Mehrbild-Postkarte des Postkartenverlags Krapohl. Zu sehen ist in der Mitte das Neue Kurhaus, rund herum sind das Foyer sowie die Roulette-, Poker und Black-Jack-Tische des Spielcasinos im Jahr 1977 abgebildet.
  • Vor 50 Jahren, am 8. März 1974, genehmigte der Landtag für Aachen eine von damals insgesamt vier Spielbanken für Nordrhein-Westfalen. Sie sollte im neuen Kurhaus angesiedelt werden. Das Internationale Spielcasino Bad Aachen wurde am 2. Juli 1976 mit einem Galaabend und rund 1.000 Gästen eröffnet.
  • Für das Spielcasino waren die Räume des neuen Kurhauses vollkommen neugestaltet worden, die Westdeutsche Spielbanken-Gesellschaft hatte 12 Millionen DM investiert. Es entstanden 220 Arbeitsplätze, davon 150 allein für die Croupiers.

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Quelle: StAAc, FOPK 1-310


Das Aachener Stadtarchiv zeigt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als Archivale des Monats. Das Stück mit einem kurzen Begleittext wird in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert. Im März 2024 zeigt das Archivale des Monats eine Mehrbild-Postkarte des Postkartenverlags Krapohl. Zu sehen ist in der Mitte das Neue Kurhaus, rund herum sind das Foyer sowie die Roulette-, Poker und Black-Jack-Tische des Spielcasinos im Jahr 1977 abgebildet.

Am 8. März 1974 genehmigte der Landtag für Aachen eine von damals insgesamt vier Spielbanken für Nordrhein-Westfalen. Sie sollte im neuen Kurhaus angesiedelt werden. Dies war nicht die erste Spielbank in Aachen, es hatte seit dem 18. Jahrhundert bis Mitte des 19. Jahrhunderts verschiedene Vorläufer gegeben. Das Internationale Spielcasino Bad Aachen wurde am 2. Juli 1976 mit einem Galaabend und rund 1.000 Gästen eröffnet. Es war damals das 21. Spielcasino im Bundesgebiet.

An der Eröffnungsfeier nahmen zahlreiche Prominente teil, unter anderem der frühere NRW-Finanzminister Hans Wertz, die Sängerin und Schauspielerin Margot Hielscher und ihr Kollege Curd Jürgens, die Sänger Heintje und Roberto Blanco, der Springreiter Hans Günther Winkler, der Dressurreiter Reiner Klimke und viele mehr. Oberbürgermeister Kurt Malangré hielt eine Eröffnungsrede, in der er seine Hoffnung ausdrückte, dass das Spielcasino möglichst viele Besucher nach Aachen locken sollte: „Aachen freut sich, Treffpunkt im Dreiländereck zu sein!“ Angedacht waren ungefähr 250.000 Besucher pro Jahr.

Günther Schramm moderierte
Mit dem Wurf der ersten Kugel in das Rouletterad eröffnete die Sängerin Daliah Lavi um 23 Uhr das Spiel. Das Abendprogramm wurde von Fernsehmoderator Günther Schramm moderiert; neben dem Neuen Kurhaus war ein großes Zelt aufgebaut, in dem Musik gespielt und ein Buffet angeboten wurde. Die geladenen Gäste bekamen je drei Jetons zu zwei DM, um die verschiedenen Spielmöglichkeiten ausprobieren zu können.

Das neue Spielcasino betonte von Beginn an, dass es kein exklusiver Ort für die Elite der Gesellschaft sein wolle, sondern ein Ort, an dem alle spielen könnten. Diese Botschaft kam aber nicht bei allen in Aachen gleich gut an: Vor dem Neuen Kurhaus pfiffen und buhten Jugendliche die ankommenden Feiergäste aus. „‘Bonzen‘ und ‚Jugendheime statt Casino‘ lauteten die Parolen. Die Protestanten harrten aus bis in die späten Abendstunden“, wussten die Aachener Nachrichten damals zu berichten.

Harald Deilmann zeichnete für die Innenarchitektur
Für das Spielcasino waren die Räume des neuen Kurhauses vollkommen neugestaltet worden, die Westdeutsche Spielbanken-Gesellschaft hatte 12 Millionen DM investiert. Es entstanden 220 Arbeitsplätze, davon 150 allein für die Croupiers. Ausgestattet war das Spielcasino mit 20 Roulette-, drei Black-Jack und zwei Baccara-Tischen; rund um das Spielen bot das Aachener Spielcasino alle Finessen der damaligen Technik einschließlich computergesteuerter Anzeigetafeln und Endlosdruckern, die die gefallenen Zahlen anzeigten. Für die Innenarchitektur zeichnete der Münsteraner Architekt Harald Deilmann verantwortlich.

Bei einem kalkulierten Umsatz von einer Milliarde Mark wurde ein jährlicher Gewinn von 25 Millionen DM erwartet. Von den Einnahmen der Spielbanken gingen 80 Prozent an das Land NRW, das wiederum 60 Prozent in eine eigens gegründete Stiftung für Wohlfahrtspflege fließen ließ; 15 Prozent der Einnahmen gingen damals an die Stadt Aachen und 5,5 Prozent ging an den Bund.

Lange Zeit war das Neue Kurhaus ein Magnet für zahlreiche Besucher*innen aus aller Welt, für bekannte Persönlichkeiten, aber auch für Menschen aus Aachen, die einmal ihr Glück versuchen wollten. Für viele war ein Besuch des Spielcasinos nach der Erlangung der Volljährigkeit ein traditionelles Ritual. Bis zum Frühjahr 2015 blieb das Spielcasino im Neuen Kurhaus, im Juni 2015 zog es dann in den Tivoli um.