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Das Archivale des Monats April 2024

  • … zeigt den Gründer des Vorläufers des Euregionalen Medienzentrums, Peter Kremer, im Jahr 1938 bei der Eintragung in das Goldene Buch der Stadt Paris.

  • Die Aachener Stadtverordneten beschlossen am 6. Mai 1921, eine neue Stelle mit der Bezeichnung „Stadtschulrat“ einzurichten und diese Stelle mit Peter Kremer zu besetzen.

  • In diese Phase seiner Laufbahn fällt die Gründung des Vorläufers des heutigen Euregionalen Medienzentrums am 1. April 1924.

Das Aachener Stadtarchiv zeigt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als Archivale des Monats. Das Stück mit einem kurzen Begleittext wird in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert. Im April 2024 zeigt das Archivale des Monats den Gründer des Vorläufers des Euregionalen Medienzentrums, Peter Kremer, im Jahr 1938 bei der Eintragung in das Goldene Buch der Stadt Paris.

FOTO 48-361

StAAc, FOTO 48-361 (Fotograf: Peter Basten)

Peter Kremer wurde am 5. Juni 1878 in Düssel bei Mettmann geboren. Er wuchs im Kempen auf, wo er ein humanistisches Gymnasium besuchte, und studierte anschließend in Münster und Bonn Mathematik und Naturwissenschaften. Von 1906 bis 1911 war er Gymnasiallehrer in Euskirchen. Am 1. Juni 1911 trat er seine erste Stelle in der Schulaufsicht an und wurde Kreisschulinspektor für den Landkreis Aachen. Von August 1914 bis Januar 1919 war er Soldat.

Stadtschulrat Peter Kremer

Die Aachener Stadtverordneten beschlossen am 6. Mai 1921, eine neue Stelle mit der Bezeichnung „Stadtschulrat“ einzurichten und diese Stelle mit Peter Kremer zu besetzen. Die Aufgaben, die er bis dahin im Auftrag des Staates wahrgenommen hatte, wurden damit von der Stadtverwaltung übernommen. Im Mittelpunkt stand die Schulaufsicht über alle städtischen Volks- und Mittelschulen, die städtischen Kindergarten und die Privatschulen, die insgesamt von etwa 18.000 Kindern besucht wurden. Gemeinsam mit den für Schulen zuständigen Beigeordneten kümmerte er sich um die Aus- und Fortbildung des Lehrpersonals und in die Weiterentwicklung des Schulwesens.

Bildspielbund Deutscher Städte, Landesverband Aachen

In diese Phase seiner Laufbahn fällt die Gründung des Vorläufers des heutigen Euregionalen Medienzentrums am 1. April 1924. Die Einrichtung firmierte damals als Bildspielbund Deutscher Städte, Landesverband Aachen; sie war an sich keine städtische Einrichtung, jedoch eng mit der Kremers Amt als Stadtschulrat verknüpft. Die Einrichtung verfügte über eine Bild- und Filmstelle in städtischen Räumlichkeiten; sie richtete ein von Kremer geleitetes Schulkino ein und half den Schulen bei der Ausstattung mit modernen Bildungsmedien und den erforderlichen Geräten. Bis 1929 entstand in der Bild- und Filmstelle eine Sammlung von etwa 4.500 Lichtbildern und 70.000 Metern Film. Die Lichtbildreihen wurden den Schulen kostenlos für den Unterricht zur Verfügung gestellt.

Beigeordneter für das Schulwesen

Im September 1931 wählten die Stadtverordneten Kremer zum neuen städtischen Beigeordneten für das Schulwesen. Dessen Aufgabengebiet umfasste im Verlauf der 1930er-Jahre auch den Kulturbereich. Die Geschäfte des Stadtschulrats führte er in Personalunion weiter, auch nach der Machtübergabe an die NSDAP. Lediglich von der Verantwortung für den Kulturbereich, der in der NS-Zeit als „Kultur und Gemeinschaftspflege“ bezeichnet wurde, war er ab Januar 1938 auf eigenen Wunsch entlastet. Das abgebildete Foto zeigt ihn einige Monate später bei der Eintragung in das Goldene Buch von Paris. Hintergrund dieser Würdigung war wahrscheinlich eine vielbeachtete Konzertreise zweier Aachener Männerchöre – Liedertafel und Harmonia – dorthin im Juni 1938.

Kremers Verhältnis zum Nationalsozialismus scheint von Opportunismus bestimmt gewesen zu sein. Von 1929 bis Ende April 1933 gehörte er der Zentrumspartei an. Nach 1933 bemühte er sich um Aufnahme in die NSDAP, doch verzögerte sich der Eintritt wegen des Aufnahmestopps der Partei bis zum 1. Mai 1937. Bis dahin gehörte er der SA als „Reservemann“ an und drückte auf diese Weise seine Hinwendung zum NS-Regime aus.

Der NS-Staat nutzte den bis dahin nur halbamtlichen Bildspielbund Deutscher Städte für die ideologische Beeinflussung von Kindern und Jugendlichen. Im Zuge dieser Entwicklung entstand auch der neue Name „Stadtbildstelle“. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Schulkino im Westpark vollständig zerstört.

Kremer litt spätestens seit 1941 an Herzerkrankungen, blieb jedoch im Dienst und brach im Juli 1943 sogar einen Kuraufenthalt ab, um nach einem Luftangriff auf Aachen die Wiederaufnahme des Schulbetriebs zu organisieren. Ein knappes Jahr später starb er am 4. Juni 1944 im Sanatorium Ebenhausen bei München.

Jubiläumsfest im DEPOT
Das Euregionale Zentrum für digitale Bildung feiert am Freitag, 12. April, von 12 bis 16 Uhr sein 100-jähriges Bestehen mit einem historischen Markt. Vom 16mm-Film über die Fotomontage bis hin zur VR-Brille können die Besucher*innen alte und neue Medien aktiv erleben. Bei der Geburtstagsfeier im DEPOT, Talstraße 2 in Aachen, sind das Stadtarchiv, das Bildungsbüro, das MediaLab der RWTH Aachen und viele weitere Einrichtungen mit von der Partie. Zum Jubiläumsfest lädt das Kompetenzzentrum Bildungsbeauftragte, Kolleg*innen und Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung, Kinder, Jugendliche und ihre Eltern sowie alle interessierten Bürger*innen ein, denn Bildung muss von allen gemeinsam gestaltet werden. Das Ausprobieren und Eintauchen in die Welt der Medienbildung steht bei diesem Event an erster Stelle. Innovative Technik reiht sich neben traditionellen Geräten ein und bietet eine spannende Reise durch die letzten 100 Jahre der zentralen Medienkompetenzstelle in Aachen.