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Das Archivale des Monats Juli 2023….

  • … zeigt ein Foto der Adalbertstraße, auf der zwei amerikanische Soldaten im Herbst 1944 patrouillieren. Im Hintergrund ist St. Adalbert mit der fehlenden Turmspitze zu erkennen; der Fotograf ist unbekannt, gehörte aber zum US-Militär. Daneben ist die erste Seite des Augenzeugenberichts von Kaplan Paul Wipperfürth vom 25. August 1947 zu sehen.
  • In der Nacht vom 13. zum 14. Juli 1943 warfen ab 1.45 Uhr etwa 200 alliierte Flugzeuge für rund eine Stunde ihre Bomben auf Aachen ab. Weit über 100.000 Brand-, Phosphor- und andere Bomben fielen auf das Stadtgebiet nieder.
  • Aachen wurde in der Folge noch viele Male von weiteren Luftangriffen getroffen. Erst nach wochenlangen Kämpfen im September/Oktober 1944 endete der Zweite Weltkrieg in Aachen mit der Kapitulation der deutschen Truppen am 21. Oktober.
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Quelle: Stadtarchiv Aachen, SLG 101-24 und Fotosammlung XXV.8

Das Aachener Stadtarchiv zeigt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als Archivale des Monats. Das Stück mit einem kurzen Begleittext wird in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert. Im Juli 2023 zeigt das Archivale des Monats ein Foto der Adalbertstraße, auf der zwei amerikanische Soldaten im Herbst 1944 patrouillieren. Im Hintergrund ist St. Adalbert mit der fehlenden Turmspitze zu erkennen; der Fotograf ist unbekannt, gehörte aber zum US-Militär. Daneben ist die erste Seite des Augenzeugenberichts von Kaplan Paul Wipperfürth vom 25. August 1947 zu sehen.

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Stadtarchiv Aachen, SLG 101-24 und Fotosammlung XXV.8

Die Schrecken des Luftkriegs
In der Nacht vom 13. zum 14. Juli 1943 warfen ab 1.45 Uhr etwa 200 alliierte Flugzeuge für rund eine Stunde ihre Bomben auf Aachen ab. Weit über 100.000 Brand-, Phosphor- und andere Bomben fielen auf das Stadtgebiet nieder, 294 Menschen starben, 745 Personen wurden verletzt. Viele Menschen wurden verschüttet, mehr als 3.000 Personen mussten danach mit vom Rauch verursachten Augenschäden behandelt werden. Der Luftkrieg brachte seit 1940 den vom Deutschen Reich begonnenen Krieg nicht nur nach Aachen, sondern in das gesamte Deutsche Reich zurück.

Der Luftangriff zerstörte und beschädigte zahlreiche Gebäude in der Stadt, unter anderem das Rathaus, den Elisenbrunnen, das Theater, das Marschiertor, aber auch viele Kirchen, darunter St. Adalbert. Die Kirchturmspitze stürzte ein, das Dach brannte ab und die Kirche brannte aus. Sie wurde nach dem Krieg aufwendig wiederaufgebaut.

Die Ereignisse dieser Bombennacht sind in einem Augenzeugenbericht von Kaplan Paul Wipperfürth festgehalten, der im Stadtarchiv aufbewahrt wird und sehr eindrücklich das Erleben eines so großen Luftangriffs beschreibt. Wipperfürth schrieb seine Erinnerungen an diese Nacht im August 1947 nieder.

„Heulen, Brausen, Dröhnen“
Er berichtet über den Beginn des Angriffs, den er im Keller seines Wohnhauses am Adalbertsberg erlebte: „Draußen war es vollkommen ruhig. Bereits 1.15 zeigte die Uhr. Einige scherzhafte Worte entspannten die Lage [im Keller]. Da plötzlich gegen 1.20 Uhr einige Schüsse der schweren Eisenbahnflak. Wenige Minuten später setzte die gesamte Flak ein. Also doch! Schon fielen die ersten Bomben. Und dann das Höllenkonzert. Mit bleichen Gesichtern und angstvoll geweiteten Augen saßen alle stumm da. Ein wahrer Orkan sämtlicher Geräusche. Der Keller schütterte und schwankte. Pfeifen, Zischen und Bersten der krachenden Bomben, Klatschen der Brandbomben. Heulen, Brausen, Dröhnen. Nach etwa 10 Minuten erlosch das elektrische Licht. In der Dunkelheit bemerkten wir bereits den Brand der Häuser Adalbertstraße-Ecke Kaiserplatz. … Einige besonders furchtbare Schläge ließen uns alle in die am besten geschützte Ecke des Kellers flüchten. Zu dem Detonieren der Bomben kam das Zusammenstürzen der Häuser und das Prasseln der Brände. Glassplitter und Mörtelteile flogen in den Luftschutzkeller. Es roch nach Kalk, Rauch und Phosphor. Die Ohren dröhnten. Wie langsam ging der Zeiger der Uhr!“

Nach dem Ende des Angriffs versuchte Kaplan Wipperfürth unter anderem den Brand des Kirchengebäudes zu verhindern, was nicht gelang. Es gelang den Bewohnerinnen und Bewohnern des Adalbertsbergs aber, die Häuser des Adalbertstiftes, wenn auch hier und da beschädigt, zu retten und damit wertvollen Wohnraum.

Die stundenlangen Rettungs-, Sicherungs- und Aufräumarbeiten unmittelbar nach dem Bombenangriff verlangten den Betroffenen alles ab: „Jetzt erst [gegen 9.30 Uhr] konnten wir uns etwas ausruhen, wir waren todmüde. Hatten noch nichts gegessen oder getrunken. Die Augen schmerzten zum Wahnsinnigwerden, die Gesichter bedeckt mit einer dicken Schmutzkruste, die Haare verklebt von Schweiß und Dreck, Brandblasen an den Händen, Brandlöcher in den Kleidern. Kein Wasch-, kein Trinkwasser. Ein kräftiger Schluck Cognak half uns etwas auf die Beine. Dann ging es gemeinsam … zur Rettungsstelle im Milchhäuschen am Kaiserplatz. Sanitäter träufelten uns eine lindernde Flüssigkeit in die Augen. Wir konnten fast nicht mehr sehen.“

Aachen wurde in der Folge noch viele Male von weiteren Luftangriffen getroffen, darunter der Großangriff vom 11. April 1944 mit 350 Flugzeugen, der 1.525 Menschen das Leben kostete, weitere 969 wurden verletzt. Erst nach wochenlangen Kämpfen im September/Oktober 1944 endete der Zweite Weltkrieg in Aachen mit der Kapitulation der deutschen Truppen am 21. Oktober.