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Aachen demonstriert Solidarität mit Ukraine

Liebe Aachenerinnen und Aachener,

das für uns alle Unfassbare ist geschehen, es herrscht Krieg in Europa! Herzlichen Dank, dass Sie dem Aufruf der Stadt und eines breiten Bündnisses gefolgt sind. Herzlich willkommen hier auf dem Aachener Markt.

Wir hier in Aachen stehen zusammen für Demokratie und Selbstbestimmung. Umso größer ist der Schock über die Nachricht vom Einmarsch russischer Truppen und der Kriegserklärung gegenüber dem ukrainischen Volk. Dabei möchte ich explizit nicht vom Angriff Russlands sprechen. Es ist Präsident Putin, der sein Expansionsstreben über Menschenleben stellt. Nicht das russische Volk.

Unser Land, unsere Stadt ist nicht auf Krieg eingestellt. Wir sind überfordert von einem Verhalten, das aus der Zeit gefallen scheint. Wir haben Jahrzehnte lang an den Frieden durch Diplomatie und Kooperation geglaubt, auf ihn vertraut und aus tiefer Überzeugung an einem starken Europa gebaut.

Der Angriffskrieg von Präsident Putin ist ein massiver Verstoß gegen das Völkerrecht und das Selbstbestimmungsrecht der Ukraine. Die Menschen in der Ukraine haben eine demokratisch gewählte Regierung, sie haben sich für einen eigenen Weg unabhängig von Russland entschieden. Die Stimme dieses Volkes ist zu respektieren.

Europas Stärke ist die Gemeinschaft, die auf den Trümmern des zweiten Weltkrieges gebaut wurde. Der Angriff auf die Ukraine ist auch ein Angriff auf uns, auf das, an das wir aus voller Überzeugung glauben: auf unsere Grundwerte und die europäische Idee.

Wir, hier im Dreiländereck, wissen aus unserem Alltag, was Europa bedeutet. Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, diese Werte zu verteidigen.

Ich bin erleichtert, dass die europäischen Regierungen in dieser aktuellen Krise Zusammenhalt beweisen und entschlossen gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine vorgehen.

Auch hier vor dem Rathaus der Stadt, das nach dem zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut wurde, positionieren wir uns entschlossen als Europäer*innen und als Bürger*innen gegen Krieg und Gewalt. Noch am vergangenen Wochenende hatte ich am Rande der Münchener Sicherheitskonferenz die Möglichkeit, mit einer der diesjährigen Karlspreisträgerinnen, Swetlana Tichanowskaja, einer führenden Vertreterin der Opposition in Belarus zu sprechen. Dabei wurde noch einmal sehr deutlich: Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, Demokratie muss immer neu gefestigt und mit Leben gefüllt werden.

Die aktuelle Situation ist auch eine Mahnung an uns selbst: Es ist eine permanente Aufgabe, für das, was für uns so selbstverständlich scheint, einzutreten. Für unsere Werte und unsere Ideale.

Die Fahnen, die seit gestern an unserem Rathaus hängen, sollen ein starkes Zeichen setzen: in Aachen wehen die Fahnen der Demokratie und der Freiheit. Wir stehen weiterhin entschlossen ein für den Frieden in Europa, mit den Waffen des Dialogs und der Menschlichkeit. Wir stellen uns damit auch gegen die Unmenschlichkeit der Aggression Putins.

Der Preis der machtpolitisch getriebenen Kriege ist hoch: Menschenleben und unermessliches Leid der Opfer stehen auf dem Spiel, auf beiden Seiten der Grenzen.

„Nie wieder Krieg!“ – Diese Forderung haben uns unsere Eltern und Großeltern als Erbe hinterlassen und es scheint doch so, als wiederhole sich Geschichte an dieser Stelle. Die Bilder, die uns heute aus Kiew und anderen ukrainischen Städten erreichen sind schwer auszuhalten. Sie erinnern uns an die dunkelsten Stunden unseres Landes.

Die Friedensbewegung in unserem Land ist stark. Für uns heißt die Forderung früher, jetzt und zu jeder Zeit: „Nie wieder Krieg!“Daran hat sich nichts geändert, auch wenn Putin mit irrationalen Behauptungen vorgibt, zum Schutz der separatistischen Gruppen in die Ukraine einzumarschieren. Damit darf er nicht gewinnen.

Wir stehen hier zusammen und sind einigermaßen ohnmächtig angesichts des unfassbaren Bruchs des internationalen Völkerrechtes. Wir sind in Gedanken bei den Menschen in Osteuropa, den Kindern, Frauen, Männern, Omas, Opas. Wir werden unsere Stimme erheben, bis wieder Frieden in Europa herrscht.

Wir sind sicherer Hafen. Unsere Türen stehen offen für Menschen, die aus dem Kriegsgebieten flüchten. Wir sind solidarisch mit den Menschen in der Ukraine.

Sibylle Keupen
Oberbürgermeisterin für Aachen
25.02.2022