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Kleines Bad, großes Einzugsgebiet: Die Schwimmhalle Brand

„Die kommen hier sogar aus der tiefsten Eifel. Höfen, Monschau. Ein Gast kommt schon ewig zwei Mal pro Woche aus Kalterherberg. Das Bad in Monschau hat dann am frühen Morgen noch nicht auf“, weiß Markus Rebsdat. Der Badleiter in der Schwimmhalle Brand kennt seine Leute: „Hier geht es familiär zu. Die Stammgäste kennen sich untereinander und wir die natürlich auch. Da gibt es Cliquen, die kommen seit 20 oder 30 Jahren. Wenn da mal einer fehlt, wird sofort untereinander angerufen, ob alles in Ordnung ist.“ Irgendwie auch seine Familie, scheint es. Manche Ältere kämen nur noch zum Duschen und gehen kurz ins Wasser: „Die sagen auch schon mal, ‚Hauptsache der Badeanzug wird nass und wir treffen die Anderen‘.“ So eine Art Kommunikationszentrale für das tägliche Verzällcher. Wichtig, meint Rebsdat, für den sozialen Kontakt – gerade in einem Alter, wo so Manche oder Mancher schon allein ist.

© Stadt Aachen/Sarah Koll

Foto: Stadt Aachen/Sarah Koll

In Aachens kleinster Schwimmhalle, die seit 1974 geöffnet ist, geht es gemütlich zu – und das, obwohl hier sehr viele Aachener Kinder Schulschwimmen haben. Auch da ist der Einzugsradius groß, von Kornelimünster, Walheim über Brand, Driescher Hof, Forst und sogar bis nach Schönforst runter. Dann wird’s auch mal laut. Regt aber keinen auf. Man kennt das ja. Da ist Rebsdat auch froh – trotz aller Nachwuchsprobleme in seinem Job – ein gutes Team zu haben. Gerade sind noch drei Auszubildende da. Zwei am Beckenrand, eine im Wasser. Training gehört eben auch dazu. „Ich hoffe ja immer, dass davon viele bleiben wollen.“ Außerdem dreht noch ein Rettungsschwimmer seine Runden ums Becken. Die sind als Ergänzung des Teams in den Bädern extrem beliebt und wichtig.

Außerhalb der Schulzeiten hat die Halle auch ganz viel für Kinder zu bieten: mittwochs und samstags Spielstunde von 15.30 bis 17 Uhr beziehungsweise von 13 bis 14.30 Uhr, Flossenschwimmen immer sonntags ab 12 Uhr. „Für nur sieben Euro gibt es eine Ferienkarte für die Herbst- und Osterferien, für 20 Euro im Sommer. Da können die Kinder und Jugendlichen jeden Tag in alle städtischen Schwimmbäder. Unschlagbar preiswert“, macht der Badleiter sofort Werbung. Und für die, die noch nicht selbst schwimmen können, gibt es jeden Mittwoch ab 18 Uhr die Wonneproppenstunde. Da können Mama und Papa dann bei Fast-Badewannen-Temperatur die Kleinsten ans Wasser gewöhnen. „Mit den Schwimmkursen geht es jetzt nach der Freibadsaison im Oktober auch wieder los“, so der Badleiter. Ja, die Corona-Nachwehen würde man immer noch merken: „Früher waren die Kinder so fünf bis sechs. Heute auch schon mal zehn Jahre alt.“

© Stadt Aachen/Sarah Koll

Nico Dahmen, drittes Lehrjahr, Eren Cetinkaya, Rettungsschwimmer, Markus Rebsdat, Badleiter, und Atena Moosavi, ebenfalls drittes Lehrjahr. Foto: Stadt Aachen/Sarah Koll

„Ich mach den Job immer noch gerne wie am ersten Tag, neben dem Interesse am Sport und dem Kontakt mit Menschen, war die Entscheidung zur Ausbildung eher kurios.“, erzählt Rebsdat. „Darf man eigentlich gar nicht erzählen“, lächelt er schelmisch. Doch, darf man, ist längst verjährt. „Na ja, in meiner wilden Jugendzeit bin ich mal aus der Südhalle geflogen, weil ich harmlos mit einem Ball gespielt habe. Durfte aber eine Woche später schon wieder rein. Als ich den Schwimmmeister gefragt habe, wie man den Job lernen kann, sagte der nur ‚schaffts Du eh nicht‘.“ Das ließ der junge Markus nicht auf sich sitzen. Drei Jahre später war er Geselle und direkt nach dem Wehrdienst zurück bei der Stadt. Jetzt ist er längst Meister und Badleiter: „Aber Herzblut musst Du schon haben!“

Mit Herzblut und einer Portion Stolz führt er auch die Halle. Besonders stolz ist er auf die Sanitäranlagen, Toiletten und Umkleidemöglichkeiten für Menschen mit Behinderung. „Hier bei uns liegt eben alles auf einer Ebene. Die Menschen können mit ihrem Rollstuhl direkt hier an die Halle ranfahren und klingeln. Dann lassen wir die rein und die rollen direkt in eine der speziellen Umkleiden.“ Von da wird dann umgestiegen in einen Rollstuhl, dem Wasser nichts so viel ausmacht. Ab in Dusche, in der alles in der richtigen Höhe für Menschen im Rollstuhl ist. Von da aus die direkte Zufahrt zur Halle. In der wartet dann schon der Lift: „Den haben wir gerade erst bekommen. Der Mercedes unter den Liftern.“ Der alte war kaputt. Der neue viel besser und bequemer – auch für den Schwimmverein für behinderte Menschen, der regelmäßig kommt. „Wir sind das Bad mit dem höchsten Aufkommen bei den Menschen mit Behinderung.“

Rollstuhlgerecht ist das Bad seit 2019. Einen neuen Drei-Meter-Turm gab es seinerzeit auch, aus schickem Edelstahl. Der alte aus Beton war vom Chlor in der Luft zerfressen. Und neue Technik wurde ebenfalls eingebaut: Pumpen, Filter, Wasseraufbereitung – alles auf dem neuesten Stand: „Nach dem Freibad sind wir bei der Technik das modernste Bad.“ Das schlägt sich natürlich auch im Strom- und Wasserverbrauch nieder, die merklich gesunken sind. Da ist er wieder, der Stolz auf „sein“ Bad.

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