01.07.2019 - Installation ortsfester Verkehrsspiegel
Maßnahmen zur Vermeidung von sich stereotyp wiederholenden Unfällen im Feld des toten Winkels stellen eine erhebliche Entlastung der Kraftfahrenden dar und leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmenden.
Die Stadt Aachen hat nach umfangreichen Recherchen und Gesprächen mit anderen Kommunen in 12/2018 50 TRIXI-Spiegel (50 cm Durchmesser) und 6 Black Spot Mirrors gekauft. Es wurden geeignete Stellen, an denen diese Spiegel im Rahmen eines Verkehrsversuchs zur Erhöhung der Verkehrssicherheit der schwächsten Verkehrsteilnehmenden beitragen können, eruiert und Spiegel montiert. Die weitere Installation erfolgt sukzessive auf Grundlage von Untersuchungen, Erfahrungen und Hinweisen stets in enger Zusammaenarbeit mit der ASEAG.
Die Auswahl der Stellen erfolgte auf Basis
- der Überlagerung von Unfallzahlen für die Stadt Aachen mit Beteiligung a) rechtsabbiegender Großfahrzeuge und Rad-/Pedelecfahrenden, b) Liniennetzplan der ASEAG (Rechtsabbieger), c) Bestand von Radfahr- und Schutzstreifen,
- internen Gesprächen mit den städtischen Fachabteilungen,
- technischer Empfehlungen aus veröffentlichten Gutachten.
Darüber hinaus wurden Meinungsbilder eingeholt bei
- einer exemplarisch aufgesuchten Aachener Fahrschule, an der u.a. Berufskraftfahrende ausgebildet werden,
- der ASEAG sowie
- dem Kraftfahrerkreis Düren-Aachen/Ortsgruppe Aachen, Düren im ACE (Auto Club Europa).
Auf Basis der eingeholten Informationen wurde ein Kataster zur Installation und Pflege/Wartung der Spiegel erstellt.
Die Rückmeldungen der bislang informierten und um praktische, fachliche bzw. bautechnische Unterstützung gebetenen Stellen ist sehr positiv. Die Spiegel werden aufgrund ihrer Funktionalität, einfachen Montage und Pflege sowie unter Berücksichtigung der Kosten als sehr effektive Maßnahme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit eingestuft.
Hintergrund:
Bei einem Pkw lässt sich der tote Winkel durch zwei Außenspiegel und den zusätzlichen Schulterblick einsehen. Bei einem Lkw ist der Schulterblick bauartbedingt aus der Fahrerkabine heraus nicht möglich. Hier gibt es – trotz fahrzeugseitig angebrachter Spiegel - vier tote Winkel. Sie betreffen in der Summe rund 38 % der Flächen neben und vor dem Fahrzeug. Weiterhin hat die Schleppkurve der Hinterräder eines Lkw aus technischen Gründen einen engeren Radius als die Schleppkurve der Vorderräder. Der sich so zusammensetzende gesamte Schleppkurvenbereich eines Lkw stellt die für den Radfahrenden potenziell tödliche Gefahrenzone dar. Die Gefahr, dass Kraftfahrende Radfahrende oder Zu-Fuß-Gehende beim Abbiegen nach rechts übersehen, ist groß.
Das Prinzip der Verkehrsspiegel ist technisch simpel, aber sehr effektiv: Durch Installation von Verkehrsspiegeln im Kreuzungsbereich abbiegender Kraftfahrzeuge sieht der Fahrzeugführende (Lkw-, Bus- und auch Pkw-Fahrer) sich selbst und den Bereich vor und rechts neben seinem Fahrzeug im Verkehrsspiegel – somit auch den Bereich des toten Winkels. Der Fahrzeugführende hat so die Chance, diesbezügliche Unfälle zu vermeiden. Wichtig ist, dass die Fahrzeugführenden wissen, warum der Spiegel dort hängt, welche Funktion er hat und welche Chance er eröffnet. Hierzu ist begleitende Öffentlichkeitsarbeit wichtig.
Die Spiegel verringern den toten Winkel aus dem Lkw-Führerhaus und erhöhen somit die Sicherheit Radfahrender und Zu-Fuß-Gehender nachweislich.
Aber auch ortsfeste Verkehrsspiegel bieten keine 100%ige Sicherheit. Ergänzende Maßnahmen tragen zusätzlich zur Erhöhung der Verkehrssicherheit bei, wie z.B.
- Verkehrsspiegel entbinden nicht von der Beachtung des §1 StVO (Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme).
- Wie stets im Straßenverkehr gilt auch hier: Der individuelle, persönliche Blickkontakt zwischen Radfahrenden und Motorisierten steigert die Sicherheit zusätzlich in der jeweiligen Verkehrssituation.
- Kraftfahrende müssen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit über die Gefahren des toten Winkels und die Funktionalität der Spiegel als Hilfestellung zur Erhöhung der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden informiert werden.
- Keine technische Maßnahme kann die Radfahrenden davon entbinden, für die Gefahren des toten Winkels sensibel zu sein und ihr Fahrverhalten zum eigenen Schutz entsprechend anzupassen. Erläuternde Hinweise für die schwächeren Verkehrsteilnehmer bzgl. der Komplexität der Toter-Winkel-Thematik aus Sicht der Kraftfahrenden sind nach wie vor wichtig.
- Fahrer-Assistenzsysteme unterstützen die Kraftfahrenden zusätzlich in der verkehrssicheren Bewältigung der komplexen Verkehrssituationen. Bisher gibt es Assistenzsysteme jedoch nur für ausgewählte Lkw-Typen und nicht von allen Herstellern.
Die Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten berichteten am 18.07.2019.