Carlo Azeglio Ciampi - Karlspreis 2005
Der italienische Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi erhielt am 5. Mai 2005 - Christi Himmelfahrt - den Internationalen Karlspreis zu Aachen. Die Verleihungszeremonie fand im Krönungssaal des Aachener Rathauses statt.
Ciampi erhält den Karlspreis in Würdigung seiner Lebensleistung um den europäischen Integrationsfortschritt und als Mittler zwischen den Welten." So steht es im Text der Urkunde, die der Aachener Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden dem Preisträger überreichen wird. Das Karlspreisdirektorium ehrt mit Ciampi "einen großen Staatsmann und Mentor Europas. Er steht für das demokratische Italien, das Europa der Werte und die große Erfolgsgeschichte der Gemeinschaft von den Römischen Verträgen bis hin zu dem abermals in Rom unterzeichneten Verfassungsvertrag, der eng mit seinem Wirken verbunden ist."
vollständiger Text der Begründung
Der Karlspreis ist mit einer symbolischen Summe von 5.000 Euro dotiert. Verliehen wird neben der Urkunde auch eine Medaille, die auf der Vorderseite das älteste erhaltene Stadtsiegel Aachens aus dem 12. Jahrhundert mit thronendem Karl dem Großen und auf der Rückseite eine Inschrift für die jeweiligen Preisträger zeigt.
Die Preisverleihung an Ciampi ist die 47. in der Geschichte des Karlspreises. Ciampi ist der vierte Italiener, der mit dem Karlspreis ausgezeichnet wird. Im Jahre 1952 erhielt der damalige italienische Premierminister Alcide de Gasperi den Preis, 1964 der damalige Staatspräsident Dr. Antonio Segni und 1979 der damalige Präsident des Europäischen Parlamentes Emilio Colombo.
Rahmenprogramm
Die Stadt Aachen und die Karlspreisstiftung hatten in einem vielfältigen Rahmenprogramm zum Karlspreis mit Vorträgen, Diskussionen, Lesungen, Ausstellungen, Musik- und Theateraufführungen das Augenmerk auf den Preisträger und seine Heimat Italien gelenkt.
"Europäischer Dialog" am Vortrag
Bereits am 4. Mai gegen Mittag traf Carlo Azeglio Ciampi in Begleitung seiner Frau Franca in Aachen ein. In seiner Begleitung befand sich eine etwa hundert Teilnehmer umfassende Delegation, u. a. der frühere italienische Regierungschef Giuliano Amato und Giorgio Napolitano, der Vorsitzende des italienischen Abgeordnetenhauses.
Ciampis erster offizieller Termin an diesem Tag war ein Besuch in der Zentrale der AMB Generali Holding AG in der Aachener und Münchener Allee. Bereits seit dem frühen Morgen lief dort ein hochkarätig besetzter "Europäischer Dialog", dessen Veranstalter die AMB Generali, die Karlspreisgesellschaft und die Stadt Aachen waren. Zu den etwa 200 Teilnehmern gehörten Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl, der gemeinsam mit Francois Mitterand im Jahre 1988 den Karlspreis erhielt, und Bronislaw Geremek, Karlspreisträger des Jahres 1998. Moderiert wurde die Veranstaltung vom früheren Finanzminister Theo Waigel. Im Mittelpunkt des Dialoges stand die Frage "Welches Europa wollen wir?"
Vor dem traditionellen Abendessen zu Ehren des Karlspreisträgers kam Ciampi im Aachener Rathaus mit den Mitgliedern des Karlspreisdirektoriums zusammen. Vor dem Rathaus erwartete ihn die Pferdestaffel des im vergangenen Jahr gegründeten Reitvereins "Aachener Stadtreiter". Die Gruppe begrüßte den Präsidenten auch am 5. Mai in der Krämerstraße auf seinem Gang zwischen Dom und Rathaus. Am Abendessen in der Aula Carolina nahmen etwa 150 geladene Gäste teil, u. a. Bundespräsident Horst Köhler und die Karlspreisträger Emilio Colombo, Bronislaw Geremek und Pat Cox. Die Tischrede hielt Bundesinnenminister Otto Schily.
Die Verleihungszeremonie
Traditionsgemäß begann der Tag der Verleihung des Karlspreises mit einem Pontifikalamt im Aachener Dom. Hauptzelebrant war Bischof Salvatore Fisichella, Rektor der Päpstlichen Lateranuniversität. Die Verleihungszeremonie wurde vor etwa 800 geladenen Gästen im Krönungssaal des Aachener Rathauses mit der Ouvertüre aus der Orchestersuite Nr. 3 in D-Dur von Johann Sebastian Bach und anschließend der Europahymne in italienischer Sprache eröffnet. Ausführende waren das Sinfonieorchester Aachen und der Aachener Domchor unter der Leitung von Berthold Botzet. Nach der Eingangsmusik traten 12 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 14 Jahren aus in Aachen lebenden deutsch-italienischen Familien auf. Sie waren in den Landesfarben Italiens und Deutschlands gekleidet und sagten jeweils einen Satz zum Thema Europa. Die Hälfte der Kinder trug in deutscher Sprache, die andere Hälfte in italienischer Sprache vor.
Es folgten die Begrüßung der Gäste und die Ansprache des Aachener Oberbürgermeisters sowie die Überreichung des Karlspreises. Nach dem von allen Gästen gemeinsam - zunächst in deutscher, dann in lateinischer Fassung - gesungenen Lied "Urbs aquensis, urbs regalis" hielt Bundespräsident Horst Köhler die Laudatio auf Carlo Azeglio Ciampi. Danach ergriff der Karlspreisträger selbst das Wort. Es folgte die Eintragung in das Goldene Buch der Stadt Aachen.
Den musikalischen Abschluss der Verleihungszeremonie bildete das Halleluja aus "Der Messias" von Georg Friedrich Händel. Gemeinsam sangen alle Gäste danach die Europahymne in deutscher Sprache.
Zusagen zur Teilnahme an der Verleihungszeremonie lagen von König Juan Carlos I von Spanien, von Großherzog Henri von Luxemburg und von Großherzogin Maria Theresa sowie von den Karlspreisträgern Emilio Colombo, Bronislaw Geremek und Pat Cox vor. Anwesend war auch Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank. 2002 war der Karlspreis an den Euro verliehen worden. Auf der Zusagenliste standen auch die beiden Bundesminister Ulla Schmidt und Otto Schily.
Nach der Feier im Krönungssaal geleitete Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden die Ehrengäste sowie Carlo Azeglio Ciampi zur Rathausempore am Katschhof, um dort die Besucher des dann beginnenden Karlspreisfestes zu begrüßen. Anschließend trafen sich zahlreiche Gäste der Karlspreisverleihung zu einem Empfang in der Aula Carolina.
Live-Übertragung im TV
Wie in den vergangenen Jahren wurde auch in diesem Jahr nicht nur der Ton aus dem Krönungssaal nach außen übertragen. Die Schaulustigen auf dem Aachener Marktplatz konnten die Fernsehübertragung auch auf einer großen Videoleinwand verfolgen. Der WDR übertrug die Verleihung des Karlpreises ab 11 Uhr live. Auch Das Erste meldete sich um 11 Uhr live vom Marktplatz. Zahlreiche weitere Fernsehanstalten übernahmen Bilder des WDR. Alle Agenturen und große regionale und überregionale deutsche und italienische Zeitungen und Magazine hatten sich beim städtischen Presseamt zur Berichterstattung angemeldet.