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Karlspreisträger 2015

direkt zur Begründung des Karlspreisdirektoriums

Foto: Foto Studio Strauch

Dr. h.c. Martin Schulz, der Präsident des Europäischen Parlaments, wird am 14. Mai 2015 im Krönungssaal des Aachener Rathauses mit dem 57. Internationalen Karlspreis zu Aachen ausgezeichnet. Damit ehrt das Karlspreisdirektorium einen „herausragenden Vordenker des vereinten Europas, der sich um die Stärkung des Parlaments, des Parlamentarismus und der demokratischen Legitimation in der EU bedeutende und nachhaltige Verdienste erworben hat“. Das gaben der Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp und Dr. Jürgen Linden, Vorsitzender des Karlspreisdirektoriums, am heutigen Samstag im Aachener Rathaus bekannt.

„Demokratie braucht Streit. Sichtbarkeit braucht Streit. Nicht um seiner selbst willen, sondern um zum bestmöglichen Ergebnis zu kommen. Denn Streit zeigt Alternativen“, zitiert die Begründung des Karlspreisdirektoriums den designierten Karlspreisträger. Und weiter: „Wenn Martin Schulz über sein Amtsverständnis spricht, dann wird sehr schnell deutlich, dass er von Beginn an ein Präsident sein wollte, der den Respekt der Exekutiven vor dem Parlament, wenn nötig, erstreitet, der sich anlegt, wenn die Interessen der Bürger gefährdet werden‘, und der jedem den Kampf ansagt, der ‚glaubt, man könne ein Mehr an Europa mit einem weniger an Parlamentarismus schaffen‘“.

Martin Schulz, Jahrgang 1955, verließ das Gymnasium in Würselen mit der Mittleren Reife, machte eine Lehre als Buchhändler und arbeitete in verschiedenen Buchhandlungen und Verlagen. 1984 zog er für die Sozialdemokraten erstmals in den Rat der Stadt Würselen ein, der den damals 31jährigen Schulz zum jüngsten Bürgermeister in Nordrhein-Westfalen wählte.

1994 errang Martin Schulz ein Mandat im Europäischen Parlament. 2004 wurde er dort mit überwältigender Mehrheit zum Vorsitzenden der Sozialistischen Fraktion gewählt. Nach der Europawahl 2009 wurde Martin Schulz als Fraktionsvorsitzender der Progressiven Allianz der Sozialisten und Demokraten im Europäischen Parlament bestätigt. Am 17. Januar 2012 wählte das Europäische Parlament den „wortmächtige Europäer“ (Habermas) bereits im ersten Wahlgang zum Nachfolger von Jerzy Buzek. Bereits in seiner Antrittsrede machte Schulz deutlich, dass er dazu beitragen wolle, „das Parlament als Ort der Demokratie und der kontroversen Debatte über die Richtung der Politik in der EU sichtbarer und hörbarer zu machen“.

Im März 2014 nominierten die sozialdemokratischen Parteien Europas Schulz offiziell zu ihren ersten gemeinsamen Spitzenkandidaten in der Geschichte der EU.

Martin Schulz: „Entscheidend ist, dass die europäischen Parteien für die Europawahl 2014 jeweils ihren europaweiten Spitzenkandidaten aufstellen, der für den Posten des Kommissionspräsidenten kandidiert. Kommissionspräsident wird nach der Wahl der- oder diejenige mit einer Mehrheit im Parlament.“ Nach dem Wahlsieg der EVP und der Wahl Jean-Claude Junckers zum neuen Kommissionspräsidenten wurde Martin Schulz als erster Parlamentspräsident für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. „Damit wurde zu einem guten Ende gebracht“, so Schulz, „was wir mit dem Prozess der Spitzenkandidaten begonnen hatten.“

Der Vorsitzende des Karlspreisdirektoriums Dr. Jürgen Linden erklärte, dass Martin Schulz heute ein herausragender Repräsentant für die Belebung der europäischen Demokratie sei. Er habe sich als eine der markantesten Führungspersönlichkeiten der EU profiliert – sei es bei der Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union, die er zu einem symbolträchtigen Besuch auf die Insel Utoya nutzte, um der ein Jahr zuvor einem rechtsextremistischen Massenmörder zum Opfer gefallenen Jugendlichen zu gedenken oder in der Knesset, wo er ein klares Bekenntnis ablegte, dass die EU immer an der Seite Israels stehen werde.

Der Internationale Karlspreis zu Aachen gilt als einer der bedeutendsten europäischen Preise. Er wird seit 1950 an Personen und Institutionen verliehen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Preisträger des Jahres 2014 war der Präsident des Europäischen Rates Herman Van Rompuy. Zu den früheren Preisträgern gehörten unter anderem Konrad Adenauer (1954), die Europäische Kommission (1969), der spanische König Juan Carlos I. (1982), Francois Mitterand und Helmut Kohl (1988), Václav Havel (1991), Königin Beatrix der Niederlande (1996), der amerikanische Präsident Bill Clinton (2000), der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker (2006), der Spanier Javier Solana (2007), Bundeskanzlerin Angela Merkel (2008) und Jean-Claude Trichet (2011). Im März 2004 erhielt Papst Johannes Paul II. einen außerordentlichen Karlspreis.

Verliehen wird neben einer Urkunde auch eine Medaille, die auf der Vorderseite das älteste Aachener Stadtsiegel aus dem 12. Jahrhundert mit thronendem Karl dem Großen und auf der Rückseite eine Inschrift für den jeweiligen Preisträger zeigt.

Anlage :

Begründung des Karlspreisdirektoriums (PDF)

English version of the Explanatory statement (PDF)

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