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„Wir brauchen mehr Gemeinsamkeit“: Karlspreis 2019 für António Guterres

  • Direktorium ehrt den Generalsekretär der Vereinten Nationen für eine Neubelebung und Festigung der multilateralen Zusammenarbeit auf der Grundlage der Werte und Ziele der EU und der Vereinten Nationen.
  • Direktoriumsvorsitzender Linden und Oberbürgermeister Philipp sehen in Guterres einen Mann, der „für eine Stärkung der multilateralen Zusammenarbeit, für den Ausgleich des Nord-Süd-Gegensatzes und den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen“ eintrete.
  • Die Preisverleihung an den früheren portugiesischen Ministerpräsidenten wird am Himmelfahrtstag, 30. Mai 2019, im Krönungssaal des Aachener Rathauses stattfinden.
Bild Stadt Aachen
Foto: picture alliance / Sammy Minkoff

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, wird mit dem Aachener Karlspreis ausgezeichnet. Das haben der Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp und der Vorsitzende des Direktoriums der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen, Dr. Jürgen Linden, am heutigen Tag (29. Januar) in Aachen  bekanntgegeben. Die Preisverleihung, bei der António Guterres für seine Verdienste um eine Neubelebung und Festigung der multilateralen Zusammenarbeit auf der Grundlage der Werte und Ziele der EU und der Vereinten Nationen ausgezeichnet wird, findet am Himmelfahrtstag, 30. Mai 2019, im Krönungssaal des Aachener Rathauses statt.

Guterres freut sich über hohe Auszeichnung
In einer ersten Reaktion sagte der designierte Karlspreisträger dem Direktoriumsvorsitzenden Linden, dass er sich sehr geehrt fühle und sich über diese hohe Auszeichnung freue.

In der Begründung des Karlspreisdirektoriums heißt es: „Maßgebliche Verantwortung für die Arbeit der Vereinten Nationen trägt seit Anfang 2017 mit dem vormaligen portugiesischen Ministerpräsidenten António Guterres erstmals seit über 30 Jahren ein Europäer. Guterres handelt auf der Grundlage der gemeinsamen Werte und Überzeugungen, die die Europäische Union für sich formuliert hat, nunmehr in der komplexen globalen Welt, um Pluralismus, Toleranz und Dialog, grenzüberschreitende Kooperationen, vor allem Frieden, Freiheit und Demokratie umzusetzen. Ein solches Vorhaben ist nicht frei von Rückschlägen.“

Und weiter: „Das Direktorium der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen ermutigt jedoch den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, für ein solch bedeutsames Engagement und verleiht ihm in Würdigung seines Einsatzes für eine Neubelebung und Festigung der multilateralen Zusammenarbeit auf der Grundlage der Werte und Ziele der Europäischen Union und der Vereinten Nationen den Internationalen Karlspreis zu Aachen des Jahres 2019.“

Besonders hob Direktoriumssprecher Linden bei der Pressekonferenz in Aachen hervor, „dass Guterres Solidarität und Mitgefühl im Alltag, Dialog und Respekt über politische Gräben hinweg fordert“. Politischen Populismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und radikalen Extremismus zu benennen und zu besiegen, sei ihm stets Anliegen gewesen. Zu Beginn seiner Amtszeit als UN-Generalsekretär sagte Guterres 2017: „Alles, wonach wir als menschliche Gemeinschaft streben – Würde, Hoffnung, Fortschritt und Wohlstand – ist abhängig vom Frieden. Aber der Frieden ist abhängig von uns.“

„Profunde Kenntnisse über die Krisenherde der Welt“
Oberbürgermeister Marcel Philipp stellte heraus, dass der designierte Preisträger „profunde Kenntnisse über die Krisenherde dieser Welt hat und mit den Bedürfnissen der ärmeren Länder und Entwicklungsländer bestens vertraut ist“. So sei es keineswegs überraschend gewesen, dass der gut vernetzte Politiker nach seiner Zeit als portugiesischer Ministerpräsident auf Vorschlag des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan 2005 zum Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen ernannt wurde. Das Karlspreisdirektorium beschreibt diese Herausforderung als „Herkulesaufgabe“ für António Guterres, der er sich mit strukturellen und organisatorischen Reformen und einer bedarfsgerechten Budgetierung, vor allem aber mit einem wachen Auge für die Einhaltung der Menschenrechte und Menschenwürde der Schutzsuchenden gestellt habe. Die Zahl der Flüchtlinge stieg in seiner zehnjährigen Amtszeit von etwa 38 Millionen im Jahr 2005 auf über 60 Millionen Menschen in 2015 dramatisch an.

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Oberbürgermeister Marcel Philipp und der Vorsitzende des Direktoriums der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen, Dr. Jürgen Linden bei der Bekanntgabe des Karlspreisträger 2019. Foto: Stadt Aachen / David Rüben


Das Karlspreisdirektorium sieht die Wahl des Europäers Guterres zum UN-Generalsekretär „auch als ein Bekenntnis der Weltgemeinschaft, sich stärker noch als bisher der großen Aufgabe zu stellen, den Menschen auf der Flucht vor Bürgerkrieg, Hunger und Elend eine Perspektive zu geben, gleichzeitig die Fluchtursachen in den Herkunftsländern wirksam zu bekämpfen und die weltweite Migration insgesamt zu steuern“.

Linden betonte: „Mehr Taten und mehr Ehrgeiz“ fordere Guterres von der Staatengemeinschaft – in Fragen der Flüchtlings- und Migrationspolitik ebenso wie bei der Bewältigung „der größten Herausforderung unserer Zeit: dem Klimawandel“.

Guterres beeindruckt mit Überzeugungskraft und Persönlichkeit
Es seien Plädoyers wie diese, mit denen Guterres beeindrucke und sich Gehör verschaffe, so das Aachener Direktorium. Als Generalsekretär der Vereinten Nationen verfüge Guterres nicht über Macht im klassischen Sinne. Linden: „Vielmehr sind es die Überzeugungskraft und die Persönlichkeit dieses ,Mannes von Visionen, Herz und Taten‘, wie die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini ihn nannte, die Guterres Wort Gewicht verleihen.“

Das Karlspreisdirektorium zitiert in seiner Preisbegründung Guterres: „Selbst in Demokratien schwindet das Vertrauen in eigene Institutionen, in Regierungen und Medien. Es wachsen Misstrauen und Angst. Auch in Europa glaubt man wohl, es sei besser, die Türen – sprich die Grenzen – zu schließen. Dabei wissen wir, dass dieser Weg in die Sackgasse der Geschichte führt. Will man etwa die Folgen des Klimawandels allein bewältigen? Die Herausforderungen durch die Digitalisierung der Welt und durch künstliche Intelligenz, die alles sprengen wird, was uns bisher vertraut war?“ Die Struktur ganzer Gesellschaften werde sich vollkommen verändern, sagt Guterres. „Je komplexer die Welt, je größer die Risiken, desto mehr Gemeinsamkeit brauchen wir. Und die Vereinten Nationen bieten die Plattform, gemeinsame Interessen zu entwickeln.“

Für Pluralismus, Toleranz und Dialog
Oberbürgermeister Philipp fasste gemeinsam mit Direktoriumssprecher Linden am Ende der Pressekonferenz das Votum des Direktoriums so zusammen: „In einer Zeit, in der universelle Rechte zunehmend untergraben werden und demokratische Grundsätze unter Druck geraten, ehrt das Karlspreisdirektorium mit dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, einen herausragenden Streiter für das europäische Gesellschaftsmodell: für Pluralismus, Toleranz und Dialog, für offene und solidarische Gesellschaften, für eine Stärkung und Festigung der multilateralen Zusammenarbeit und für eine Staatengemeinschaft, die den existenziellen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wirksam begegnet.“ Und das stellten Linden und Philipp besonders heraus: „Dies ist vor allem ausgerichtet auf den Ausgleich des Nord-Süd-Gegensatzes und den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen.“

Die Preisverleihung solle Ermutigung für alle diejenigen sein, die sich für Frieden, Verständigung, für sozialen und territorialen Zusammenhalt der Völker, für das Wohlergehen der Menschen einsetzen.

 

INFO KARLSPREIS
António Guterres wird der 61. Träger des Internationalen Karlspreises zu Aachen sein. Im Jahr 2018 wurde der französische Staatspräsident Emmanuel Macron  mit dem Preis ausgezeichnet.

Der Internationale Karlspreis zu Aachen gilt als einer der bedeutendsten europäischen Preise. Er wird seit 1950 an Personen und Institutionen verliehen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Zu den früheren Preisträgern gehörten unter anderem Konrad Adenauer (1954), die Europäische Kommission (1969), der spanische König Juan Carlos I. (1982), Francois Mitterand und Helmut Kohl (1988), Václav Havel (1991), Königin Beatrix der Niederlande (1996), der amerikanische Präsident Bill Clinton (2000), der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker (2006), Bundeskanzlerin Angela Merkel (2008), Jean-Claude Trichet (2011) oder Martin Schulz (2015), damals Präsident des Europäischen Parlaments. 2016 ging der Karlspreis an Papst Franziskus, im Jahr 2017 folgte der britische Gegenwartshistoriker Timothy Garton Ash. Im März 2004 erhielt Papst Johannes Paul II. einen außerordentlichen Karlspreis, der in Rom verliehen wurde.

Verliehen wird neben einer Urkunde auch eine Medaille, die auf der Vorderseite das älteste Aachener Stadtsiegel aus dem 12. Jahrhundert mit thronendem Karl dem Großen und auf der Rückseite eine Inschrift für den jeweiligen Preisträger zeigt.

 

INFO BEGRÜNDUNG UND BIOGRAPHIE
Sie finden in dieser Pressemitteilung als Anhang die offizielle Begründung des Karlspreisdirektoriums mit biographischen Angaben zum designierten Preisträger.