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Papst Johannes Paul II. - Außerordentlicher Karlspreis

Papst Johannes Paul II., (c) KNA-Bild

Der Internationale Karlspreis zu Aachen wurde am 24. März 2004 im Vatikan außerordentlich an Papst Johannes Paul II. verliehen. Das Karlspreisdirektorium würdigt mit der Preisverleihung den herausragenden Beitrag des Papstes für den europäischen Integrationsprozess, aber auch sein besonderes Bemühen, von Europa aus Einfluss auf die Gestaltung der Weltordnung zu nehmen.

Schon bei der Bekanntgabe der Preisverleihung hatte Aachens Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden den Papst als einen herausragenden Europäer bezeichnet,  der die europäischen Werte lebe, die von der Antike bis heute entwickelt worden sind. Er habe immer wieder deutlich gemacht, dass Europa nicht nur eine wirtschaftliche und politische Einheit werden dürfe, sondern auch die kulturellen Werte zu fördern habe. Zudem habe der Papst wie kaum einer seiner Vorgänger den interreligiösen Dialog gefördert. Durch seine Haltung und sein Auftreten habe er maßgeblich dazu beigetragen, dass der Eiserne Vorhang gefallen ist und der Kalte Krieg beendet wurde. Linden: "Der Kommunismus wäre auch ohne den Papst überwunden worden, aber er hat dazu beigetragen, dass es schneller und ohne Blutvergießen ging."

Am Festakt im Vatikan nahmen ca. 200 geladene Gäste teil, darunter Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Peer Steinbrück, die ehemaligen Karlspreisträger Walter Scheel, Leo Tindemanns, Bronislaw Geremek und Frère Roger sowie der designierte Karlspreisträger 2004 Pat Cox, der den Karlspreis in seiner Eigenschaft als Präsident des Europäischen Parlaments am 20. Mai im Krönungssaal des Aachener Rathauses entgegen nehmen wird.

In seiner Festrede betonte Aachens Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden, wie sehr die Vollendung der europäischen Einheit von Papst Johannes Paul II. beeinflusst worden sei. Mit seiner ersten Reise nach Polen 1979 habe der Papst das Selbstbewusstsein der Menschen in Mittel- und Osteuropa nachhaltig gestärkt und die katholische Soziallehre zum dritten Weg zwischen Kommunismus und Kapitalismus erklärt. Die freie Gewerkschaft habe den Umbruch in Polen eingeleitet, dem in einer Kettenreaktion die übrigen Ostblockstaaten folgten. Der Papst habe seinerseits die Europäer immer wieder ermutigt, nach der Einheit zu streben und die dauerhafte Chance für Verständigung, Freiheit und Humanität zu nutzen: "Die vatikanische Ostpolitik, die Teilnahme an der multilateralen Entspannungspolitik und dem KSZE-Prozess, viele Gespräche mit verantwortlichen Politikern, die Reden vor europäischen Einrichtungen, vor allem aber Ihre persönliche Solidarität mit den Unterdrückten und Entrechteten, haben entscheidend dazu beigetragen, den Kalten Krieg zu beenden und den Einigungsprozess zu beschleunigen. Dafür, Heiliger Vater, danken wir Ihnen sehr... Sie verkörpern wie keine andere Persönlichkeit die europäischen Werte von Gleichheit und Brüderlichkeit. Ihr Eintreten für die Unantastbarkeit des Friedens und für Versöhnung sind Vorbild und Verpflichtung für uns alle."

Die Karlspreis-Plakette für Papst Johannes Paul II., (c) Stadt Aachen / Paul Heesel

Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden und Prof. Dr. Walter Eversheim, Sprecher des Karlspreisdirektoriums, überreichten den außerordentlichen Karlspreis in Form einer Urkunde und einer Plakette. Die Plakette, die vom Aachener Goldschmied Prosper Brüderlin gefertigt wurde, ist in Glas eingelassen und steht auf einem silbernen Ständer. Sie ist vergoldet und stellt auf der Vorderseite Karl den Großen, dem Namensgeber des Preises, dar. Den musikalischen Rahmen der Feier bestritten der Knabenchor des Aachener Domchores unter der Leitung von Berthold Botzet. Kinder des Chores übergaben dem Papst abschließend einige Geschenke, darunter eine Bodenplatte aus dem Barbarossaleuchter des Aachener Domes.

Papst Johannes Paul II. zeichnete in der in Deutsch vorgetragenen Dankesrede seine Vision eines geeinten Europas "ohne selbstsüchtige Nationalismen" und "sinnentleerten Konsumismus", das sich in den Dienst der sozialen Sicherheit, der Freiheit und des Friedens in der Welt stelle. Dazu gehöre auch das Engagement der jungen Menschen, denen über ihre Familie Werte und Lebenssinn aktiv vermittelt würden: "Das Europa, das mir vorschwebt, ist eine politische, ja mehr noch eine geistige Einheit, in der christliche Politiker aller Länder im Bewusstsein der menschlichen Reichtümer, die der Glaube mit sich bringt, handeln: engagierte Männer und Frauen, die solche Werte fruchtbar werden lassen, indem sie sie in den Dienst aller stellen für ein Europa des Menschen, über dem das Angesicht Gottes leuchtet."

Die Verleihungszeremonie wurde in den Fernsehprogrammen des WDR und des Bayerischen Rundfunk live übertragen.

Die Preisverleihung an den Papst erfolgte unabhängig von der regulären Karlspreisverleihung am 20. Mai 2004 an den Präsidenten des Europäischen Parlaments, den Iren Pat Cox .