Viele deutsche Städte sind als „autogerechte Stadt“ angelegt, welche auf konventionellen Konzepten des Individualverkehrs basieren. Diese geraten jedoch immer häufiger in Konflikt mit modernen Ansätzen und Ideen aus den Bereichen Stadtplanung, Umwelt und Klima, die auf eine andere Art der Mobilität, Infrastruktur und Verkehrsplanung setzen. Neue Formen des städtischen Zusammenlebens, des Wohnens, Arbeitens und der Freizeitgestaltung erfordern daher eine veränderte Mobilität, die auf intelligente und vernetzte Angebote setzt. Im ersten Quartal 2019 wurde in der Abteilung Verkehrsplanung und Mobilität des Fachbereichs Stadtentwicklung, -planung und Mobilitätsinfrastruktur der Stadt Aachen daher die Stabsstelle Digitalisierung Verkehrssysteme (FB61/303) eingerichtet.
Das Tätigkeitsfeld der Stabsstelle umfasst vielfältige Themengebiete insbesondere im Bereich automatisierter und vernetzter Mobilität, Mobility as a Service (MaaS), Verkehrsdatenerfassung und -verwertung, intelligentem Parken sowie digitaler Dienstleistungen. Der Fokus der Arbeiten liegt hierbei auf anwendungsorientierten Aktivitäten, die einen Mehrwert für die Aachener Bürger*innen auf der einen sowie ein effizienteres Arbeiten in der Verwaltung auf der anderen Seite ermöglichen. So wurde u.a. in den letzten Jahren ein Mängelmeldeportal und ein Mobilitätsdashboard zur Darstellung von verkehrsrelevanten Informationen umgesetzt sowie verschiedene Forschungsprojekte mit den Aachener Hochschulen zu digitalen Mobilitätsthemen initiiert. Besonders im Bereich des hochautomatisierten Fahrens haben Technologien und rechtliche Rahmenbedingungen in den letzten Jahren immer konkretere Formen angenommen. Auch in der Stadt Aachen sollen daher künftig Pilotversuche zum automatisierten Fahren (Level 4) durchgeführt werden.
Als mobilitätsplanerisches Element sollen zudem Gamification-Elemente realisiert werden, mit dem Ziel, die Motivation der Benutzenden zu steigern, mit den Anwendungen zu agieren oder erwünschte Verhaltensweisen anhand spielerischer Wettbewerbe anzunehmen. Im Bereich der Mobilität dient ein spielerischer Ansatz zur gewünschten Beeinflussung des Mobilitätsverhaltens (z.B. Nutzung von umweltfreundlichen Mobilitätsangeboten). Im Bereich der digitalen Verkehrsplanung sollen künftig neue Technologien wie Augmented Reality (AR) oder Virtual Reality (VR) mit in den Planungsprozess neuer Maßnahmen einfließen. Hierdurch können die Planungen einerseits effizienter gestaltet werden und andererseits für konkrete Maßnahmen auch Akzeptanzerhöhungen bei den Bürger*innen erzielt werden. Auch sollen die Bürger*innen über digitale Tools so noch aktiver in Planungsprozesse eingebunden werden. Durch die Etablierung eines gemeinsamen Datenraumes soll eine strukturierte und asset-orientierte Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Fachabteilungen und kürzere Durchlaufzeiten von Bauvorhaben realisiert werden. Die Schaffung von Prozesstransparenz sowie der Einsatz partizipativer Methoden für Bürger*innen führt ebenso zu Effizienz- und Effektivitätssteigerungen in den Plan- und Bauverfahren und sorgen gleichzeitig für eine höhere Akzeptanz der Bauvorhaben in der Zivilgesellschaft. Darüber hinaus möchte die Stadt Aachen einen digitalen Zwilling „auf, unter und über der Straße“ erstellen, bei dem neben Informationen zur Verkehrsinfrastruktur (Schilder, Markierungen, Realflächen sowie Straßenzustände) auch die kommunalen Assets (insbesondere Ver-, Entsorgungsleitungen) digital abgebildet werden. Diese Daten sollen schließlich in einer zentralen Datenplattform gebündelt und den Fachabteilungen bereitgestellt werden.
Maßnahmen
• Erkennung von Emissionsklassen von Fahrzeugen
• Stadtplanung mit Augmented Reality
• Datenpool, Ausbau des Mobilitätsdashboards
• Digitaler Zwilling Straße & Infrastruktur
• Baustellenmischpult