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Inhalt



Lütticher Straße 2.BA (Limburger Straße)

Anlass und Ziel | Zustand | Planung | Verfahren und Kosten

Projektphase: Vorplanung

Bürgerinformation stößt auf breites Interesse

Der 2. Bauabschnitt (2. BA) der Lütticher Straße zwischen Limburger Straße und Amsterdamer Ring/Hohenstaufenallee weist seit vielen Jahren funktionale Mängel auf. Daher sind eine grundlegende Sanierung der Straße und eine Neuaufteilung des gesamten Verkehrsraums notwendig.

Doch bevor die Umgestaltung beginnen kann, müssen zwei Dinge geschehen.

Erstens muss die Politik den Umbau beschließen. Und danach wird die Regionetz im diesem Abschnitt der Lütticher Straße die Versorgungsleitungen für Gas, Wasser und Strom erneuern.

Erst dann kann die Stadt die Straße und die Seitenräume (Geh- und Radwege, Parkplätze, Bäume, Grünflächen) neu und nach den aktuellsten Regeln gestalten.

Die Stadtverwaltung Aachen stellte in einer Bürgerinformation am 19. Januar 2021 die aktuelle Planung in einer digitalen Veranstaltung ausführlich vor.
Bei dieser Veranstaltung wurden zwei Präsentationen gezeigt. Die eine (a) informiert über die unterschiedlichsten Aspekte und Themen im Zusammenhang mit der geplanten Umgestaltung der Lütticher Straße. In der anderen (b) werden die Eingaben vorgestellt und eingeordnet, die bis zum 18. Januar bei der Verwaltung bereits eingegangen waren. Es waren bis dahin 266 Hinweise, Anregungen und kritischen Anmerkungen. Die ausgestrahlte Sendung ist weiterhin über den YouTube-Kanal der Stadt Aachen abrufbar (c).

a) Präsentation 1 (Historie, Pläne, Varianten, Straßenzustand, Bäume)
b) Präsentation 2 (Eingaben, Meinungen) 
c) das Video zur Live-Sendung am 19. Januar 2021
  


1. Anlass

Die Lütticher Straße ist als Bundesstraße 264 Teil des klassifizierten Straßennetzes und Hauptverkehrsstraßennetzes der Stadt Aachen. Sie führt nach Südwesten in Richtung Belgien und bindet im Norden an den Alleenring an. Sie bildet eine historische Achse und stellt mit gründerzeitlicher Bebauung und altem Baumbestand eine besondere stadträumliche Situation dar, der bei dem geplanten Vollausbau Rechnung getragen werden soll.

Dazu wurden in der Sitzung der Bezirksvertretung Aachen-Mitte am 05.11.2008 und im Mobilitätsausschuss am. 27.11.2008 die Vorentwurfsplanung des damalig beauftragten Planungsbüros vorgestellt und die Verwaltung mit der Durchführung einer Bürgerinformation beauftragt. Die Bezirksvertretung Aachen-Mitte und der Mobilitätsausschuss haben daraufhin am 27.05.2009 bzw. 04.06.2009 die Ergebnisse der Bürgerinformation und die Vorentwurfsplanung beraten.

Im Jahr 2015 wurde der 1. Bauabschnitt zwischen Schanz und Limburger Straße fertiggestellt.

Der hier behandelte 2. Bauabschnitt von Limburger Straße bis Amsterdamer Ring ist etwa 700 m lang.

2. BA Lütticher Straße_450

In der Bezirksvertretung Aachen-Mitte wurde am 04.09.2013 und im Mobilitätsausschuss am 19.09.2013 für diesen der Baubeschluss gefasst, um den Finanzierungsantrag nach dem Entflechtungsgesetz stellen zu können.

Im Zuge der Ausführungsplanung wurde 2017 der gesamte Straßenbaumbestand im 2. Bauabschnitt auf seine Vitalität überprüft. Der überwiegende Teil der Bäume hat nur noch eine begrenzte Lebensdauer und soll durch Neupflanzungen ersetzt werden. Die zu den Wohnhäusern ausgerichtete Baumreihe im Teilabschnitt Klemensstraße bis Hohenstaufenallee soll erhalten werden. Seitens der Verwaltung wurde geprüft, ob dadurch eine andere Querschnittsaufteilung und Führung des Radverkehrs möglich ist, die den Anforderungen des Baumschutzes, des Radentscheids und der aktuell gültigen Richtlinien gerecht werden. Die Ergebnisse werden im Folgenden vorgestellt.

2. Heutige Situation

Die Lütticher Straße ist mit Ausnahme des Außenringversatzes zwischen Brüsseler Ring und Amsterdamer Ring eine eher gering belastete Radiale (Stand 2008: ca. 6.000 - 7.000 Kfz/7-19 Uhr). In dem hier behandelten Abschnitt erschließt sie das Couvengymnasium und das Franziskuskrankenhaus.

Die zulässige Geschwindigkeit beträgt in der Regel 50 km/h, ist aber im Bereich des Couvengymnasiums auf knapp 200 m Länge und zeitlich begrenzt (Mo - Fr, 7 - 18 h) auf 30 km/h reduziert. Der Straßenraum ist zwischen Limburger Straße und Amsterdamer Ring durchgehend etwa 24 m breit. Zusammengefasst stellen sich die verschiedenen Ansprüche an den Straßenraum wie folgt dar:

Rad- und Fußverkehr

Im ersten Bauabschnitt zwischen Schanz und Limburger Straße wurden 2015 für den Radverkehr beidseitig Schutzstreifen markiert.

Im ersten Bauabschnitt zwischen Schanz und Limburger Straße wurden 2015 für den Radverkehr beidseitig Schutzstreifen markiert.
Im jetzt zu beratenden zweiten Bauabschnitt gibt es stadtauswärts durchgehend ab der Einmündung Limburger Straße einen 1,50 m breiten nicht benutzungspflichtigen Radweg zwischen einem ebenfalls etwa 1,50 m breiten Gehweg und dem ruhenden Verkehr.

Stadteinwärts ist der etwa 3,10 m breite Gehweg zwischen Hohenstaufenallee und Klemensstraße für den Radverkehr freigegeben und daran anschließend bis zur Limburger Straße ein ca. 3,00 m breiter nicht benutzungspflichtiger Radweg neben dem etwa 3,20 m breiten Gehweg vorhanden.

Im November 2019 wurde der Radentscheid vom Rat der Stadt Aachen mehrheitlich angenommen. Darin werden, unter anderem, sichere Radwege an Hauptstraßen als Ziel formuliert:

„Jährlich werden an Hauptverkehrsstraßen 5 km Radwege gebaut, die als Einrichtungsradwege mit 2,30 m Breite zwei Knotenpunkte lückenlos verbinden. Sie werden baulich vor Befahren, Halten und Parken durch Kfz geschützt. Die Radwege entstehen ohne Flächenminderung für Fußverkehr und ÖPNV und sind auch von diesen baulich getrennt.“

Öffentlicher Verkehr

Die Lütticher Straße hat eine wichtige Funktion zur Abwicklung des ÖPNV. Der betroffene Abschnitt wird von den Bussen der Linien 4 und 24 befahren. Die Haltestelle „Franziskushospital“ liegt an der Einmündung Sanatoriumstraße und ist in beiden Fahrtrichtungen als Fahrbahnrandhaltestelle ausgebildet. Die Haltestelle „Preusweg“ befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Knoten Amsterdamer Ring / Hohenstaufenallee und ist in beiden Fahrtrichtungen als Bushaltebucht ausgebildet.

Ruhender Verkehr / Parken

Im hier behandelten Abschnitt sind 179 Parkmöglichkeiten für Kfz im öffentlichen Raum. Stadtauswärts wird größtenteils am Fahrbahnrand geparkt, im Bereich der Einmündung Limburger Straße auch senkrecht in einer Parkbucht. Stadteinwärts wird hauptsächlich senkrecht und häufig ungeordnet auf unbefestigten Flächen unterhalb der Bäume geparkt.

Der Abschnitt Limburger Straße bis Sanatoriumstraße ist Bestandteil der Bewohnerparkzone „U“.

Straßenraumbegrünung

Im 2. Bauabschnitt der Lütticher Straße gibt es insgesamt 86 städtische Bäume. Von diesem Bestand unterliegen 67 Bäume aufgrund ihres Stammumfanges den Bestimmungen der Baumschutzsatzung.

Nach der Baumbegutachtung von FB 36 und E 18 im Oktober 2017 weisen von den insgesamt 86 städtischen Bäumen lediglich 28 eine Vitalität auf, die noch eine hohe Lebenserwartung erwarten lässt. Die eingeschränkte Vitalität resultiert überwiegend aus den baumfeindlichen Bodenstandraumbedingungen durch im durchlaufenden Grünstreifen parkende Fahrzeuge.

FB 36/400 vertritt die Auffassung, dass nach Abwägung aller Belange der Baumbestand im Teilabschnitt Limburger Straße bis Klemensstraße im Zuge der Baumaßnahme gegen eine zukunftsorientierte, einheitliche und langlebige Neuanpflanzung ausgetauscht werden sollte.

Zum Schutz der zu erhaltenden Baumreihe im Teilabschnitt Klemensstraße bis Hohenstaufenallee sollen die Verkehrsflächen bis maximal 4,00 m an die Baumstämme herangeführt werden.

Die Ausbauplanung ist so zu gestalten, dass keine negative Baumbilanz entsteht.

Für weiterführende Analysen der Bestandssituation wird auf die vorangegangenen Verwaltungsvorlagen verwiesen, z.B. auf die Vorstellung der Vorentwurfsplanung

3. Planung

In den Anlagen sind zwei ausgewählte Querschnitte in den Abschnitten

Limburger Straße – Klemensstraße („Querschnitt 1“ auf Höhe der Hausnr. 113 / 154) und

Klemensstraße – Hohenstaufenallee („Querschnitt 2“ auf Höhe der Hausnr. 137 / 172)

dargestellt.

Bisherige beschlossene Planung

Der 2013 im Baubeschluss beschlossene Querschnitt teilt den Straßenraum wie folgt auf: Auf der Ostseite bleiben Senkrechtparken und der Baumbestand zum Teil erhalten. Neue Bäume werden dort sowie auch im westlichen Längsparkstreifen gepflanzt. Für den Radverkehr wird stadteinwärts ein 1,5 m breiter Schutzstreifen (mit 0,75 m breitem Sicherheitstrennstreifen neben dem Senkrechtparken) und stadtauswärts ein 1,25 m breiter Schutzstreifen (mit 0,5 m breitem Sicherheitstrennstreifen neben dem Längsparken) angelegt. Die Restfahrbahnbreite beträgt 4,9 m. Der Gehweg ist stadteinwärts 2,50 m und stadtauswärts 2,00 m breit. Eine ausführliche Darstellung der beschlossenen Planung befindet sich in der Vorlage zum Baubeschluss

Am 11.11.2020 wurden der Bezirksvertretung Aachen-Mitte überarbeitete Querschnittsvarianten vorgestellt (Verwaltungsvorlage). Diese berücksichtigten die gegenüber der 2013 beschlossenen Entwurfsplanung geänderten Anforderungen des Baumschutzes, des Radentscheids und der aktuell gültigen Richtlinien:

- Variante 1 mit 1,50m breiten beidseitigen Schutzstreifen für den Radverkehr,
- Variante 2 mit 2,30m breiten beidseitigen „protected bike lanes“,
- Variante 3 mit einem 1,85m breiten Radfahrstreifen stadtauswärts und einem 1,90m bis 2,00m breiten Radweg stadteinwärts sowie
- Variante 4 als Kombinationslösung aus „protected bike lane“ und Radfahrstreifen stadtauswärts sowie baulichem Radweg stadteinwärts.


Im Anschluss an den digitalen Bürger*innendialog am 19.01.2021 wurden alle Querschnittsvarianten in Bezug auf die zahlreichen Ideen und Anmerkungen geprüft und die bestehenden Vorschläge in einer zusätzlichen Variante 5 weiterentwickelt.
Ein Planungsbeschluss zu den neuen Varianten wurde bisher nicht gefasst. Die Verwaltung wurde in der Sitzung des Mobilitätsausschusses am 22.04.2021 mit der Erstellung einer zusätzlichen Planungsvariante im Lageplan auf Grundlage der Querschnitte zu Variante 5 und Variante 2 beauftragt, um inklusive dieser Grundlage den Beschluss einzuholen (Verwaltungsvorlage).

Variante 2

In Übereinstimmung mit den Zielen des Radentscheids wird der Radverkehr richtungsgetrennt auf eigenen, baulich getrennten und 2,30 m breiten Radverkehrsanlagen geführt. Die Gehwege sind 2,50 m breit. Die Fahrbahn ist mit 6,50 m Breite auf Bus-Begegnungsverkehr bemessen. Stadteinwärts werden im Abschnitt Limburger Straße bis Klemensstraße (Querschnitt 1) neue Bäume zwischen Beidrichtungsradweg und Senkrechtparken eingeplant, deren Standorte mit den dort in den Nebenanlagen vorhandenen Versorgungsleitungen verträglich sind. Im Querschnitt 2 hätten der o.g. höhere Flächenbedarf für den Radverkehr und der Baumschutz zur Folge, dass hier kein Parkraum im öffentlichen Straßenraum angeboten werden könnte. Ein Kompromissvorschlag sieht dementsprechend vor, zumindest stadteinwärts einen Längsparkstreifen mit Baumfeldern anzulegen. Der Abstand der Verkehrsanlagen zu den Bestandsbäumen beträgt dann 2,75 m. Voraussetzung für einen geringer als 4,00 m gewählten Abstand zum Baumbestand ist das fach- und sachgerechte Anlegen der Radverkehrsflächen unter Berücksichtigung einer für die Bäume umsichtigen und schonenden Arbeitsweise ( z.B. Handschachtungen). Darüber hinaus könnten bauliche Schutzelemente notwendig werden (z.B. individuell anzufertigende Wurzelbrücken).

Variante 5

Gegenüber den bisherigen Querschnittsvarianten befinden sich die Radverkehrsanlagen in Variante 5 in beiden Fahrtrichtungen in den Nebenanlagen. Der Radweg ist stadteinwärts 2,30 m (Querschnitt 1) bzw. 2,00 m (Querschnitt 2) und stadtauswärts 2,00 m breit. Stadtauswärts ist die Anlage eines Längsparkstreifens mit Baumfeldern vorgesehen. Stadteinwärts gibt es eine bzw. zwei Baumreihen auf Höhe der Senkrechtparkstände. Der zu erhaltende Baumbestand hat etwa 2,30 m Abstand zum Radweg. Im Zuge der Erarbeitung des Lageplans wird geprüft, ob abschnittsweise außerhalb der Kronentraufbereiche weitere Parkmöglichkeiten unter Einbehaltung der notwendigen Sicherheitsabstände zur Radverkehrsanlage geschaffen werden können. In dieser Variante werden für alle Verkehrsarten regelkonforme Verkehrsflächenbreiten und eine beidseitige Baumreihe ermöglicht. Stadteinwärts wird für den Radverkehr im 1. Querschnitt das Radentscheidmaß eingehalten und entsprechen ansonsten dem Regelmaß nach Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA 2010)) und ermöglichen damit auch das Überholen. Die Situation für den Fußverkehr wird stadtauswärts deutlich verbessert.
Für die Abwägung der Planungselemente gilt grundsätzlich, dass die Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer*innen über den Komfort der Verkehrsteilnehmer*innen zu stellen ist (VwV-StVO, Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung, Abschnitt A, zu § 39-43).
Unter Berücksichtigung der Belange der Radfahrer*innen und des Baumschutzes wurden Querschnittsvarianten mit baulich getrennten Einrichtungsradwegen entwickelt. Im Gegensatz dazu dürfen die zuvor beschlossenen Schutzstreifen im Bedarfsfall vom Kfz-Verkehr überfahren werden. Daher stellen die neu geplanten Varianten mit eindeutig getrennten Radverkehrsanlagen eine zumindest subjektive Verbesserung der Verkehrssicherheit für Radfahrende dar.
Die Anlage von baulich geschützten Einrichtungsradwegen in einer Breite von 2,30 m gemäß dem Ziel des Radentscheids ist in der Lütticher Straße zwischen Limburger Straße und Amsterdamer Ring auch unter Einhaltung von 4,00 m Abstand zum geschützten Baumbestand grundsätzlich möglich. Eine Straßenraumaufteilung, die diese Forderungen erfüllt und zusätzlich ausreichend breite Kfz-Fahrstreifen, Verkehrsräume für Fußgänger*innen, sowie Parkmöglichkeiten gewährleistet ist hingegen im vorliegenden Straßenraumquerschnitt nicht umsetzbar.
In Anbetracht der Wiederherstellung eines Alleencharakters auf der Lütticher Straße wäre eine Variante mit beidseitigen Baumpflanzungen zu bevorzugen. Der hochwertige Baumbestand der heutigen doppelreihigen Allee lässt eine radentscheidskonforme Umgestaltung aber nur äußert eingeschränkt zu. Eine Verbesserung der Baumbilanz ist grundsätzlich in allen Varianten durch den Wegfall von Parkraum zugunsten von Baumpflanzungen möglich.

4. Weiteres Vorgehen

Im Mobilitätsausschuss am 17.02.2022 wurde beschlossen, die Planung zum Umbau der Lütticher Straße erst abzuschließen und beschließen zu lassen, sobald u.a. Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Bewohnerparkzone "U" vorliegen. Die dafür notwendige Parkraumerhebung soll im 2. Quartal 2025 vor den Sommerferien stattfinden.